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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und Weiß. Sie war sich nicht darüber im klaren, warum sie Erleichterung fühlte, als sie sie nicht fand. Ich bin eine erwachsene Frau und durchaus selbst in der Lage, auf mich aufzupassen. Danke schön. Sie war froh, daß niemand, den sie trafen, auch nur annähernd ähnlich aussah wie diese Frau. Je mehr sie über sie nachdachte, desto sicherer war sie, daß mit ihr etwas nicht stimmte. Licht, fange ich nun an, schon unter meinem Bett Schwarze Ajah zu sehen? Na ja, vielleicht sind wirklich welche unter meinem Bett.
    Die Bibliothek stand ein wenig abseits von dem hohen, mächtigen Klotz des eigentlichen Burggebäudes. Der blasse Stein des Baus war von vielen blauen Streifen aufgelockert, und so wirkte er wie eine aufschäumende Woge, die auf dem Höhepunkt erstarrt war. Im Schein der Morgensonne schien diese Woge beinahe so hoch aufzuragen wie ein Palast, und Egwene wußte, daß sie gewiß genauso viele Räume enthielt wie ein solcher. Doch alle diese Räume - jedenfalls die unterhalb der eigenartigen Korridore der oberen Stockwerke, wo Verin ihre Zimmer hatte - waren mit Regalen angefüllt, und die Regale wieder mit Büchern, Manuskripten, Papieren, Schriftrollen, Karten und Zeichnungen, die man im Laufe von dreitausend Jahren aus aller Herren Länder zusammengetragen hatte. Nicht einmal die großen Bibliotheken von Tear und Cairhien enthielten so viele.
    Die Bibliothekarinnen - alles Braune Schwestern -behüteten diese Regale und genauso auch die Türen, um sicherzugehen, daß kein Fetzen Papier hinauswanderte, ohne daß sie genau wußten, wer ihn mitnahm und warum. Aber Nynaeve führte Egwene und Elayne nicht zu einem dieser bewachten Eingänge.
    Unten am Sockel des Bibliotheksgebäudes lagen im Schatten hoher Pecanobäume andere Eingänge, kleine wie große. Arbeiter mußten manchmal in die darunterliegenden Lagerräume gehen, und die Bibliothekarinnen hatten es nicht gern, wenn schwitzende Männer durch ihr Heiligtum schritten. Nynaeve öffnete eine dieser Falltüren, nicht größer als die eines Bauernhauses, und deutete auf eine steile Treppe, die in die Dunkelheit hinabführte. Als sie die Falltür schloß, verschwand aller Lichtschein.
    Egwene öffnete sich Saidar. Das ging so selbstverständlich, daß es ihr kaum bewußt wurde. Sie zog ein kleines Rinnsal der Macht an sich und lenkte es. Einen Augenblick lang fühlte sie sich überwältigt vom Strom der Macht, der sie erfüllte. Dann erschien eine kleine, blauweiße Lichtkugel, die in der Luft über ihrer Hand schwebte. Sie atmete tief durch und mußte sich erst zwingen, daran zu denken, warum sie so steif einherging. Es war ihr Bindeglied zur normalen Welt. Sie spürte wieder das Reiben des Leinenkleids an ihrer Haut, ihre Wollstrümpfe... Mit leichtem Bedauern vermied sie es, mehr Macht an sich zu ziehen, sich von Saidar überwältigen zu lassen.
    Auch Elayne ließ eine glühende Kugel über ihrer Hand erscheinen, und zusammen ergab das mehr Licht als das von zwei Laternen. »Es ist ein so... wunderbares Gefühl, ja?« murmelte sie.
    »Sei vorsichtig«, sagte Egwene.
    »Bin ich.« Elayne seufzte. »Es ist halt nur... Ich bin schon vorsichtig.«
    »Hier entlang«, sagte Nynaeve in scharfem Ton zu ihnen, und sie drückte sich an ihnen vorbei und führte sie hinunter. Sie ging aber nicht zu weit voran. Sie war nicht zornig und mußte sich an den Lichtkreis halten, der von den beiden Kugeln ausging.
    Der staubige Seitengang, durch den sie hereingekommen waren, mit seinen Holztüren in den grauen Steinwänden, führte nach beinahe hundert Schritten in den viel breiteren Hauptkorridor, der sich der Länge nach unter der Bibliothek entlangzog. Der Lichtschein enthüllte Fußspuren im Staub, die wieder andere Fußspuren überlagerten. Die meisten stammten von großen Stiefeln, wie sie von Männern getragen wurden, und waren fast schon wieder vom Staub verdeckt. Hier war die Decke höher, und einige der Türen waren groß genug für eine Scheune. Am Ende stießen sie auf die Haupttreppe, die halb so breit war wie der ganze Korridor. Über sie wurden große Gegenstände transportiert. Daneben führte eine Treppe weiter hinunter. Nynaeve schritt sie, ohne zu zögern, hinab.
    Egwene folgte ihr schnell. Das bläuliche Licht ließ Elaynes Gesicht noch blasser erscheinen, aber Egwene hatte doch das Gefühl, es sei auch so schon bleicher, als es sein sollte. Und wenn wir uns da unten die Lunge aus dem Leib schreien, hört uns doch niemand.
    Sie fühlte in sich einen

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