Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Trotzdem drängte sie Berek weiter, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, und sei er noch so verklausuliert, wo ihre Gefährten und sie bei dem zukünftigen Hoch-Lord standen: »Was hast du Inbull über uns erzählt?«
Berek nahm noch einen Schluck Wein, ehe er antwortete. »Nichts. Seine Unsicherheit in Bezug auf euch kann mir gute Dienste leisten. Ich habe ihm nur unter vier Augen versichert ... dass ich seine Brutalität lobenswert finde.« Aus seinem Tonfall hörte Linden Abscheu und Selbsthass heraus.
Mit großer Geste, die offenbar Bereks Aufmerksamkeit auf ihn lenken sollte, beendete der Insequente die Säuberung von Jeremiahs Wunde. Als nun Schmutz und Blut von seinem Gesicht gewaschen waren, sah Linden zu ihrer Überraschung, dass die Wunde tatsächlich schon zu heilen begann. Trotz der Schwellung konnte Jeremiah sein linkes Auge schon wieder einen Spalt weit öffnen. Das Auge selbst schien blutunterlaufen, aber im Wesentlichen unversehrt zu sein.
Als Berek sich lobend über die Bemühungen des Theomachs aussprach, erwiderte der Vermummte: »Mein Lord, es genügt, dass ich zu Diensten sein konnte. Mit Verlaub darf ich feststellen, dass zwischen uns wichtigere Dinge als die Verletzung dieses Jungen oder Inbulls Verrat stehen. Wir sollten sie besprechen, solange wir können.«
»Vielleicht.« Im Vergleich zu der hellen, selbstbewussten Stimme des Theomachs klang Berek heiser und erschöpft. »Du bist mir jedenfalls fremd. Und dein Hilfsangebot ist beunruhigend, denn es scheint keinen Grund dafür zu geben. Wir werden noch darüber sprechen. Zwingen meine vielfältigen Bedürfnisse mich dazu, Inbulls Verrat zu ertragen, darf ich kein Hilfsangebot ablehnen. Aber die Fragen, von denen mein Herz voll ist, betreffen vor allem die Lady Linden. Von ihren Gefährten will ich nichts. Sie hat sich für sie verbürgt, und ihr Wort genügt mir.« Jetzt wandte er sich Lindens Sohn und dem Zweifler zu: »Eines nur will ich euch sagen: Jeremiah und Covenant, ich bedaure, dass meine Benutzung von Inbull dazu geführt hat, dass ihr Schmerzen erdulden musstet. Wünscht ihr irgendeine Wohltat, die ich euch in meiner gegenwärtigen Notlage gewähren kann, braucht ihr sie nur zu nennen.«
Jeremiah ließ den Kopf hängen und schwieg, und Covenant, in dessen Augen wieder rötliche Funken glühten, murmelte nur: »Gib Linden einfach, was sie verlangt, damit wir weiterziehen können. Wir haben es eilig. Wir sollten gar nicht hier sein.«
»Mein Lord Berek«, warf der Theomach drängend ein, »du tust gut daran, den Versicherungen der Lady zu glauben. Und dieser Mann spricht die Wahrheit, wenn er sagt, er habe nur den Wunsch weiterzuziehen. Willst du auch mir etwas glauben? Die Macht, über die der Mann und dieser Junge verfügen – ja, und die Lady ebenfalls –, hat hier keine Bedeutung. Ihre Aufgabe, auch die ihrer Gefährten, liegt weit von allem entfernt, was du tust. Sie kann dich in keiner Weise tangieren. Was deine vielfältigen Bedürfnisse betrifft, musst du darüber mit mir sprechen.«
Berek verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. Mit einer Stimme, die so schwer wie seine Pranken war, antwortete er: »Fremder, ich akzeptiere dein Wort nicht. Trotzdem werden wir miteinander sprechen, weil du es wünschst. Möchtest du, dass ich auf dich höre, musst du mir sagen, was du bist.«
»Mein Lord«, erwiderte der Theomach prompt, »ich bin drei Dinge. Erstens bin ich ein Wahrheitssucher. Mein Volk lebt in einem Land, das viel zu weit entfernt ist, um genannt zu werden, denn sein Name würde dir nichts sagen. Die kleinen Raufhändel auf der Erde kümmern uns nicht. Trotzdem ziehen wir weit umher – jedoch nie allein – und suchen Wissen, wo immer es zu finden ist. Meine Suche nach Wissen und Wahrheit hat mich zu dir geführt.« Während der Insequente sprach, durchquerte Linden das Zelt, um sich in eine Reihe mit Covenant und Jeremiah zu stellen.
»Zweitens«, fuhr der Theomach fort, »bin ich ein Krieger von beachtlicher Stärke. Wenn es dir beliebt, kannst du meine Behauptung in jeder Form, die dir gefällt, auf die Probe stellen. Vorerst will ich einfach nur sagen, dass keiner deiner Feinde im Kampf gegen mich bestehen könnte.«
»Stimmt das?«, fragte Linden flüsternd, weil sie hoffte, nur Covenant und Jeremiah würden sie hören, und vielleicht hörte Berek sie wirklich nicht. Sein forschender Blick und seine Aufmerksamkeit blieben auf den Theomach konzentriert. Doch Covenant war weniger diskret.
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