Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
klang fast freundlich, als habe die Abwesenheit der Kriegerin seine Frustration gemildert. »Also los!«
Jeremiah und er stiegen ab, drehten ihre Pferde in Gegenrichtung um und setzten sie mit einem Schlag auf die Kruppe in Bewegung. Die Tiere trabten bereitwillig davon, als seien sie froh, ihren Reitern entkommen zu können. Diese Energie würde nicht vorhalten; das war unverkennbar. Aber Linden war zuversichtlich, dass Yellinin sie gut versorgen würde. Bereks Heer konnte es sich nicht leisten, kostbare Reittiere zu verlieren.
Der instinktive Widerwille der Pferde gegen Covenant und Jeremiah machte Linden Sorgen, und seit der Verabschiedung Yellinins fühlte sie sich noch etwas hilfloser. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie auch nur einer von ihnen überleben und den Melenkurion Himmelswehr erreichen würde, doch vorläufig behielt sie ihre vielen Fragen für sich. Die unbarmherzige Kälte lähmte ihre Gedanken, raubte ihr alle Willenskraft und schien auf vielfältige Weise ein Fehlschlagen ihres Unternehmens anzukündigen. Und Linden wusste nicht, woher die Veränderung in Covenants Benehmen kam. Yellinins Abwesenheit schien ihn von irgendeinem unerklärlichen Zwang zu befreien.
Als Linden und ihre Gefährten dem Rand der Letzten Hügel folgend durch den eisigen, glitzernden Wintertag nach Nordwesten weiterzogen, ritt Jeremiah rechts von ihr – zwischen Linden und Covenant. Seit sie Bereks Lager verlassen hatten, war seine Wunde vollständig verheilt und gab erneut den Blick auf das Zucken in seinem Augenwinkel frei, das jetzt weniger dringlich wirkte. Wie Covenant war Jeremiah jetzt wieder merklich besser gelaunt.
Nach einiger Zeit fragte der Junge Covenant: »Wie lange müssen wir das noch machen, glaubst du?« Sein Tonfall zeigte, dass er die Antwort bereits kannte und nur zu Lindens Information gefragt hatte.
»Heute«, antwortete Covenant lässig. »Vielleicht noch morgen.« Er sah nicht zu Linden hinüber. »Danach müssten wir sicher sein.«
»Sicher?«, wiederholte Linden. Die Vorstellung, in diesem Winter könnte es irgendeine Form von Sicherheit geben, erschien ihr absurd.
»Vor dem Theomach«, erklärte Jeremiah ihr. Seine Stimme klang unbekümmert, fast fröhlich. »Bisher halten wir uns an seine Vorgaben. Wir erregen keine Aufmerksamkeit. Wir verstoßen gegen nichts, was die jetzt Lebenden über ihre Zeit wissen. Aber wir kommen zu langsam voran. Wir müssen schneller werden. Deshalb mussten wir Yellinin loswerden. Damit sie nicht sieht, wie wir Magie einsetzen. Das wird dem Theomach trotzdem nicht gefallen. Spürt er etwas davon, fühlt er sich bestimmt verpflichtet, wieder einzugreifen.« Jeremiah verdrehte spöttisch die Augen. »Deshalb warten wir damit, bis wir in sicherer Entfernung sind. Wir geben ihm die Chance, sich in Bereks Krieg zu engagieren. Dann brauchen wir uns seinetwegen keine Sorgen mehr zu machen.«
Jäh aufkeimende Hoffnung überraschte Linden. Sie sehnte sich nach allem, was diesen unmöglichen Weg erleichtern oder abkürzen konnte. Covenant hatte sie gewarnt, die Gefahren seien real: Sie würden entdeckt werden, vielleicht auf Gegner stoßen, wenn sie ihre Magie einsetzten. Aber die Kälte überzeugte Linden: Der Versuch, das Westlandgebirge zu überqueren, war schlimmer. Und doch ... was, wenn es wirklich Gegner waren, die den Bogen beschädigten? Der Theomach hatte von mächtigen Wesen gesprochen ...
»Wie wollt ihr das anstellen?«, fragte Linden vorsichtig, doch Covenant wehrte ab: »Darüber sprechen wir am besten später. Heute Abend, wenn du nicht länger warten kannst.« Er sah sie dabei nicht einmal an. »Mit jeder Meile kommen wir der Grenze des Wirkungsbereichs des Theomachs näher. Und Berek wird von Stunde zu Stunde mehr von ihm haben wollen. Mehr Unterstützung. Mehr Wissen. Berek verzehrt sich verzweifelt danach, endlich zu erfahren, was er alles tun kann. Je mehr er von dem Theomach bekommt, desto mehr wird er begehren. Wo wir sind, können wir wahrscheinlich nicht belauscht werden, aber ich will nichts riskieren.«
Wo wir sind, dachte Linden, die sich plötzlich einsam und verlassen fühlte. Rechts von ihr waren die Mittlandebenen eine trostlose Wüste, schneebedeckt und ungegliedert, so weit das Auge reichte, wie ein greifbarer Avatar der eiskalten Einsamkeit einer Zäsur. Und links von ihr erhoben die Letzten Hügel ihre Häupter abweisend und schroff, mit kahlen Granitzacken besetzt, verschneit oder eisbehangen. Sie konnte nicht warten, bis ein
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