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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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daran, Steine zu sammeln, die er aus dem hart gefrorenen Boden brach, als seien seine Finger stark wie Brecheisen, und häufte sie an der von Covenant bezeichneten Stelle auf.
    Covenant sah zu Linden hinüber. Im Halbdunkel war sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen, aber vielleicht grinste er. »Das liegt an den Felswänden«, erklärte er ihr. »Alles uralter Granit. Hier kann der Theomach uns praktisch unmöglich belauschen. Übrigens auch sonst niemand.«
    Schutz, dachte Linden. Vor unerwünschten Lauschern. Sie würde so viele Fragen stellen können, wie sie wollte – solange Covenant sie nicht erfrieren ließ.
    Anscheinend erwartete er keine Antwort. Während sie sich abmühte, die Traglasten der Pferde abzuladen und die Tiere zu füttern, ging er davon, um Jeremiah zu helfen, weitere Felsbrocken zu sammeln. Als sie einen kleinen Hügel angehäuft hatten, der ein Kindergrab hätte bezeichnen können, fuhr Covenant mit den Händen über die Steine, ohne sie zu berühren, wobei er auf Lindens Netzhäuten ein Gewebe aus Leuchtspuren hinterließ. Fast augenblicklich begannen die Felsbrocken wohlige Wärme abzugeben. Als er seine Kraft tiefer und tiefer in sie eindringen ließ, verfärbte die Oberfläche des kleinen Hügels sich dunkelrot. Schon bald strahlte der Haufen solche Hitze ab, dass man sich daran verbrannt hätte, und manche Steine schienen schmelzen zu wollen. Die von den Felswänden zurückgeworfene Wärme sammelte sich an, bis selbst der Wind davon beeinflusst wurde: eine Art Kamineffekt lenkte den eisigen Luftstrom nach oben ab, sodass er Linden und ihre Gefährten nicht einmal mehr streifte.
    Das Eis im Bachbett bekam allmählich Sprünge, begann zu schmelzen, und wenig später bildete sich in der Umgebung des Gluthaufens ein Rinnsal aus Frischwasser. Sobald ein breiter Streifen Eis geschmolzen war, konnten die Pferde nach Belieben trinken, ohne unbehaglich dicht neben den feurigen Steinen stehen zu müssen.
    Covenants Theurgie beunruhigte Linden, auch wenn sie die Wärme genoss. Ihre Effekte wirkten noch eine Zeit lang auf ihrer Netzhaut nach, aber die Magie, auf der sie basierten, blieb ihren Sinnen verborgen. Covenant hätte Anele in einer der selbstvergessenen Phasen des Alten sein können: ein verschlossenes Wesen mit bedeutungslosen Gesten.
    Nachdem Linden die Pferde versorgt hatte, kniete sie am Bach nieder, um ihren eigenen Durst zu stillen. Dabei fiel ihr auf, dass das Wasser in die Schlucht hinein, nicht etwa auf die Ebene hinausfloss. Ihre Gefährten und sie waren keinem Bach gefolgt, als sie in den Einschnitt geritten waren. Hier handelte es sich offenbar um Schmelzwasser, und der Boden der Schlucht fiel ab, während sie sich tiefer in die Letzten Hügel hineinschlängelte.
    Jeremiah, der sorgsam darauf achtete, Linden nicht zu nahe zu kommen, packte Essen aus, während sie Decken auf dem weicher werdenden Boden ausbreitete. Covenant gestikulierte weiter, bis er den Steinhaufen so viel Hitze zugeführt hatte, dass er einen Kern aus Magma zu haben schien. Erst dann ließ er seine Halbhand sinken. Er schüttelte seine Finger, als seien sie verkrampft, nahm den letzten Weinschlauch mit und zog sich damit an die Wand der Schlucht gegenüber dem Bach zurück. Dort ließ er sich nieder und begann mit entschlossener Miene zu trinken, als wolle er sich gegen Lindens Fragen abschotten. Die Glut der Steine schien sich in seinen Augen widerzuspiegeln, sie mit Flammen zu füllen.
    Linden hatte es nicht eilig. In behaglicher Entfernung von dem Gluthaufen konnte sie ihr pelzgefüttertes Gewand und den Umhang ablegen und zum Trocknen über einen Felsblock ausbreiten, ohne dabei zu zittern. Hier brannte ihre Lunge nicht bei jedem Atemzug vor Kälte. Auch in der Kehle hatte sie keine Schmerzen, als sie Salzfleisch, altbackenes Brot und Dörrobst aß und noch etwas Wasser trank. Unter anderen Umständen hätte sie sich nicht bedroht oder gefährdet, sondern entspannt gefühlt. Hier aber ...
    Jeremiah saß in Covenants Nähe an die Wand der Schlucht gelehnt. Von Decken vor der Feuchtigkeit des auftauenden Eises geschützt, setzte Linden sich auf den Boden, um die Gesichter ihrer Gefährten sehen zu können. Sie hatte diesen Tag mit dem Versuch zugebracht, ihre Gedanken zu ordnen und beschlossen, Covenant möglichst nicht direkt herauszufordern. Machte er sie wütend – oder vorsichtig –, verlor sie unter Umständen mehr, als sie zu gewinnen hoffen durfte. Statt ihre eigentlichen Sorgen auszusprechen,

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