Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
bekommt, was er verdient.«
»Also gut«, wiederholte Linden und seufzte stumm, »ich bin schon so lange verwirrt, dass ich mich allmählich daran gewöhne. Aber es gibt etwas, das ich wirklich wissen muss. Sag mir nur, ob meine Vermutungen zutreffen. Wir versuchen, das Erdblut zu finden. Du willst Lord Foul und Kasteness mit der Macht des Gebotes gefangen setzen. Dann kann ich dieselbe Macht dazu nutzen, Jeremiah zu befreien. Und dorthin zurückzukehren, wo ich hingehöre.«
Covenant nickte, wobei er Schatten zerstreute und Feuer widerspiegelte. »Das kommt ungefähr hin. Aber du wirst dir eine Methode ausdenken müssen, wie ein einziges Gebot dir all das verschafft, was du erreichen willst. Erdblut ist stärker, als du dir vorstellen kannst. Kein Mensch würde einen zweiten Schluck davon überleben.«
»In diesem Fall ...« Linden wandte sich direkt an ihren Sohn, der sie noch immer nicht ansah. Die von dem Steinhaufen abgestrahlte Hitze ließ ihre Wangen wie im Fieber glühen. »Jeremiah, Schatz, ich muss dich fragen, was du von mir möchtest. Ich vermute, dass Joan stirbt, sobald Lord Foul aufhört, sie am Leben zu erhalten. Passiert das ...« Ihre Stimme versagte einen Augenblick lang. »... verlässt du das Land.« Ihr war jetzt egal, dass Covenant sie in diesem Punkt belogen hatte. »Vielleicht kann ich mit Hilfe des Erdbluts etwas dagegen unternehmen. Vielleicht kann ich deinen Verstand beschützen. Ihn so erhalten, wie er jetzt ist. Oder ich kann mich darauf konzentrieren, dich aus deinem jetzigen Versteck zu befreien. Ich kann versuchen, dich zu befreien, damit du hier das Leben führen kannst, das dir gefällt. Aber ich kann nicht beides zugleich tun. Und ich kann die Entscheidung nicht für dich treffen. Das musst du selbst tun.«
Linden glaubte nicht, dass irgendein einzelner Willensakt sich auf ihren Sohn und sie auswirken könnte. Sie würde es nicht schaffen, sie beide zu retten. Jeremiah zu helfen würde sie dazu verurteilen, im Land zurückzubleiben, und keine Zäsur der Welt würde etwas dagegen ausrichten können. Bisher war weder das Gesetz des Todes noch das Gesetz des Lebens gebrochen worden. Gelang es ihr, einen Sturz zu erschaffen, würde sie den Bogen der Zeit sicherlich zerstören. Sobald – oder falls – Covenant sein Vorhaben verwirklichte, würde Jeremiah auf ewig für sie verloren sein.
Covenant drehte den Kopf zur Seite, sah Linden an und rieb sich bedächtig das Gesicht. Während er das tat, verschwand der reflektierte Feuerschein aus seinen Augen. Sie enthielten jetzt wieder nur Schatten.
Linden hatte geglaubt, sie sei bereit, ihren Verlust zu akzeptieren, bis Jeremiah ohne zu zögern sagte: »Ich will hier bleiben. Hier bei Covenant.« Da brachen Tränen aus ihr hervor: heiß wie die Steine und ebenso untröstlich. Es gelang ihr kaum, sich so weit zu beherrschen, nicht laut zu schluchzen. Sie war von ihrem Wunsch besessen gewesen, Jeremiah vor dem Verächter zu retten, hatte unter der Vorstellung seiner Folterqualen gelitten; aber sie hatte kaum darüber nachgedacht, welche Folgen Covenants Plan letztlich haben würde. Jetzt erkannte sie, was geschehen würde. Ihr Drang, ihren Sohn in die Arme zu schließen, war so stark, so stark ... Er zerriss ihr das Herz.
Schluss damit, befahl sie sich energisch.
Schluss jetzt!
Das bringt dich nicht weiter.
Eiseskälte schien ihren Rücken heraufzukriechen, obwohl der glutheiße Steinhaufen weiter seine ungeheure Hitze abstrahlte.
Wir müssen erst einmal hinkommen.
Covenant, dachte sie, Covenant. Ich vertraue dir nicht.
Ich will ihm diese Schmerzen heimzahlen.
Ich habe den von dir gewählten Pfad als zu gefährlich eingeschätzt. Ich will nicht mal erwähnen, wie erbärmlich unwissend Berek ist.
Diese Version von Thomas Covenant hatte sie in Bezug auf Jeremiahs Zukunft und ihre eigene belogen: ein entlarvender Fehler.
Tief erschüttert konnte sie Covenants forschendem Blick nicht standhalten, versuchte es nicht einmal. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Stab und ließ den Kopf hängen, bis die ersten Wogen ihrer Verzweiflung über sie hinweggebrandet waren. Sie hatte Covenant eigentlich fragen wollen, wie er den Melenkurion Himmelswehr trotz Gegnerschaft von der Art, die den Bogen beschädigen könnte, erreichen wollte, aber als sie ihren Kummer hinuntergeschluckt und sich die Tränen abgewischt hatte, fragte sie stattdessen mit heiserer Stimme: »Was ist übrigens mit Roger?«
Covenant, dessen Miene sich abrupt
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