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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mitgebracht, die weit vor seiner Geburt lag. Trotz allem war seine seltsame Fähigkeit, sich nach Belieben durch Raum und Zeit zu bewegen, irgendwie beruhigend. Für Linden war sie ein weiterer Beweis dafür, dass das Gesetz der Zeit noch intakt war.
    Unabhängig davon, in welcher Ära der Erdgeschichte Esmer sich aufzuhalten beschloss, blieben sein Leben und seine Erfahrungen ebenso sequentiell wie Lindens. Seinem Verrat an ihr und an den Wegwahrern war wenige Tage zuvor seine Begegnung mit ihr bei den Ramen vorausgegangen. Wäre er jetzt zu ihr gekommen, wäre es in seinem eigenen Leben geschehen, nachdem er die Dämondim mitgebracht hatte, damit sie ihre kleine Gruppe angriffen. Das erforderte das Gesetz der Zeit trotz der Schäden, die Joan durch wilde Magie angerichtet hatte.
    Aber selbst wenn er sie hören konnte, hatte sie keinen Grund zu der Annahme, er lasse sich heraufbeschwören. Er stammte – wenn auch indirekt – von den Elohim ab, und diese egozentrischen Wesen verfolgten stets nur ihre eigenen Interessen. Linden war noch immer erstaunt darüber, dass sie sich die Mühe gemacht hatten, das Land vor einer drohenden Gefahr zu warnen.
    Trotzdem war Esmers Wunsch, ihr zu helfen, offenbar ebenso stark gewesen wie sein Drang, Verrat zu üben. Den Verpflichtungen, die er von Cail geerbt hatte, stand auf der anderen Seite das dunkle Verlangen der Meerjungfrauen gegenüber.
    Vielleicht würde er doch noch zu ihr kommen.
    Sie war nicht bereit, das Risiko einzugehen, Covenant und Jeremiah mit dem Stab zu verbannen. Und sie war nicht verzweifelt genug, um wilde Magie zu riskieren. Aber sie hatte im Glimmermere ihre eigene Kraft zurückgewonnen. Sie hatte seine Eiseskälte bis ins Mark gespürt. Als ihr Ruf auch nach einem Dutzend Herzschläge unbeantwortet blieb, schrie sie ihren Zorn heraus: »Esmer, verdammt noch mal! Ich zähle hier mit, und nach meiner Rechnung bist du mir noch was schuldig!« Selbst sein zerrissenes Herz konnte die Freisetzung der Dämondim – und des Weltübelsteins – nicht mit seiner Tätigkeit als Dolmetscher bei den Wegwahrern gleichsetzen. »Cail war dein Vater! Das kannst du nicht leugnen, aber du könntest daran zerbrechen. Und die Ranyhyn vertrauen mir! Du liebst sie, das weiß ich. Willst du nicht bloß fair sein, solltest du wenigstens um ihretwillen ...«
    Sie verstummte abrupt. Sie hatte genug gesagt. Sie ließ den Kopf hängen und sackte leicht zusammen, als habe sie bisher den Atem angehalten. Übergangslos begann Übelkeit in ihren Eingeweiden zu rumoren. Dieses Gefühl kannte sie; es war ihr aus der Vergangenheit vertraut. Hätte sie jetzt zu wilder Magie greifen wollen, hätte sie sie nicht gefunden: ihr geheimer Ort in ihrem Inneren war nun versiegelt.
    Sie war nicht im Geringsten überrascht, als Esmer direkt vor ihr aus dem Sonnenschein trat. Er schien unverändert; vielleicht war er zu keiner Veränderung imstande. Hätte sie ihn aus einiger Entfernung gesehen, hätte nur seine seltsame Kleidung sie daran gehindert, ihn mit einem der Haruchai zu verwechseln. Er hatte den muskulösen Körperbau von Staves Blutsverwandten, die braune Haut, das flache Gesicht, dem die Zeit nichts anhaben zu können schien. Aber sein goldgeränderter Umhang wies ihn als ein besonderes Wesen aus. Die Ekrüseide schien wie aus Wellenschaum oder aus Wolken gewoben, die vor einem Gewitter flohen, und der Goldrand hätte aus den zarten Lichtstrahlen einer untergehenden Sonne bestehen können. Aber er stand nur wenige Schritte von ihr entfernt, und aus dieser Nähe trat die Ähnlichkeit mit seinem Vater hinter dem gefährlichen Grün seiner Augen und der Übelkeit zurück, die er hervorrief, als sei sie ein unverzichtbarer Aspekt seines Wesens. Seine Ausstrahlung war subtiler als die der Dämondim, aber auf seine eigene Art wirkte er mächtiger und bedrohlicher als jeder aus der Gräuelinger-Brut. Durch Theurgie, wenn nicht durch Blutsverwandtschaft, war er Kasteness' Enkel.
    Im ersten Augenblick machten Übelkeit und Machtvisionen Linden für alles andere unempfänglich, und so merkte sie erst spät, dass er nicht allein war. Eine Schar von Urbösen, mindestens fünf, vielleicht auch sieben Dutzend, hatte sich rund ein Dutzend Schritt hinter ihm aus der Luft geschält: mehr Urböse, als es ihres Wissens noch auf der Welt gab; weit mehr als die wenigen, die ihr geholfen hatten, sich den Stab des Gesetzes zurückzuholen. Nur sechs oder sieben dieser Wesen hatten überlebt und die zweifelhafte

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