Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Westen verließ, um ins Dunkel des Waldes zu flüchten.
»Liand!«, rief sie leise. »Lauf ihm nach. Sieh zu, dass du Pahni findest.« Absichtlich oder unabsichtlich hielt Anele auf die junge Seilträgerin zu. »Pass auf ihn auf, ja?«
Die Skurj ängstigten den Alten, und auf seine Art hatte er allen Grund, sie zu fürchten. Außer einer Zäsur konnte Linden sich keine weitere Gefahr vorstellen, die ihn so ängstigen konnte, dass er seinen Beschützern weglief.
Liand nahm sich nur die Zeit, seine Bündel am Bachufer abzuwerfen. Dann rannte er hinter Anele her.
Als Linden sich herumwarf, konnte sie Stave mehr durch seine gleichmütige Aura als seine vagen Umrisse orten. Sie wollte ihn gerade fragen, wo Bhapa sei, als sie den Seilträger durchs Unterholz brechen fühlte ...
... seine Annäherung und seine Angst. Er war einer Panik näher als vor dreieinhalbtausend Jahren, als er schwer verletzt zurückgekommen war, um die Annäherung der Dämondim zu melden. Ungeheuer dieser Art hatte er noch nie gesehen. Gemeinsam hatten sie die grüne Magie des Weltübelsteins ins Feld getragen. Trotzdem war er damals weit weniger ängstlich gewesen.
»Clyme kommt zurück«, erklärte Stave ihr, »weil der Seilträger alarmiert ist. Der Mähnenhüter kann sich nicht so schnell bewegen. Er hat sich dafür entschieden, allein nach Osten aufzuklären, um vielleicht mehr über diese Gefahr zu entdecken.« Im nächsten Augenblick fügte der Haruchai hinzu: »Auch Branl ist hierher unterwegs. Und Galt klärt wie der Mähnenhüter nach Osten auf.«
Linden konnte nur hoffen, dass die Gedemütigten Abstand halten würden, bis sie wusste, womit sie es zu tun hatte. Und sie wollte nicht, dass Mahrtiir allein gelassen wurde, bezweifelte jedoch, dass Galt, Branl und Clyme auf ihre Wünsche eingehen würden.
Ihre Finger auf dem mit Runen bedeckten Stab kribbelten. Er war nur zu sehen, weil er dunkler, schwärzer als die herabsinkende Dämmerung war.
Bhapa schien geradewegs auf sie zuzustürmen. An seiner Stelle wäre sie gestolpert und hingeschlagen; sie wäre gegen Baumstämme gekracht oder hätte sich Zweige ins Gesicht gerammt. Aber er war ein Ramen, und seine Fähigkeiten bewährten sich auch hier. Nahezu lautlos kam er durch den Dschungel herangespurtet und sprang ins Bachbett hinunter. Linden konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber sie roch seinen Schweiß und seine Verzweiflung. Seine Aura war laut wie ein Schrei.
»Ring-Than.« Mit gewaltiger Anstrengung brachte er seine Atmung unter Kontrolle. »Ich habe die Skurj gespürt.«
Das hatte sie erwartet; damit hatte sie sogar gerechnet. Trotzdem riefen Bhapas Worte in ihr eine atavistische Angst hervor. Auf irgendeiner vernunftwidrigen Ebene musste sie gehofft haben ...
Mühsam beherrscht fragte sie: »Wie viele? Kannst du das sagen?«
»Ich habe einen gespürt. Aber ... Ring-Than, ich bin mir meiner Sache nicht sicher. Solche Wildheit, solche Wut liegen außerhalb meiner Erfahrung. Seine Erscheinung ist die einer Vielzahl. Und er bewegt sich nicht durch den Wald, sondern gleitet unter den Baumwurzeln dahin. Ich bin vor seinem Kommen gewarnt worden, als ich Blätter gesehen habe, die scheinbar grundlos und unnatürlich rasch verwelkt sind, als seien sie plötzlich von Brand befallen. Als ich dann meine Hände auf den Boden gelegt habe, war zu spüren, wie ...«
Der Seilträger schüttelte sich. Heiser schloss er: »Ich glaube, dass ich ihn abgehängt habe. Aber er kommt rasch voran, macht keine Umwege. Ich fürchte, dass er uns wahrgenommen hat ...« Seine Stimme versagte fast. »... vor allem dich. Deine magischen Kräfte, Ring-Than.«
»Der Skurj kommt näher.« Staves Stimme klang gewohnt ausdruckslos. »Er ist allein, wie der Seilträger erkannt hat. Und er bleibt tief. Ändert er seinen Kurs nicht, geht er unter uns hindurch.«
Wahrgenommen ...? Linden hatte Mühe, die Bedeutung dieser Aussage zu erfassen. Unter uns? Die Brände, die ihre Gefährten und sie zuvor gesehen hatten, waren mindestens zwanzig Meilen entfernt gewesen. Hatte einer der Skurj diese Entfernung zielsicher zurückgelegt, musste er irgendwie dirigiert worden sein, von seinem Herrn dirigiert worden sein. Oder Bhapa hatte recht: Das Ungeheuer war imstande, magische Kräfte ...
Aber sie hatte den Stab hier nicht gebraucht.
Unter uns?
Anele! Linden warf sich instinktiv nach Westen herum. Sie war nur ein Mensch. Eine auf Theurgie basierende Wahrnehmungsgabe konnte sie nicht entdecken, solange sie weder
Weitere Kostenlose Bücher