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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie so stark, dass sie ihre Absichten verwirklichen konnte.
    Während Linden die Schwertmainnir heilte, war das dankbare Staunen der Riesinnen fast greifbar. Die Sagen ihres Volkes hatten die Riesen nicht darauf vorbereitet, was Erdkraft und Gesundheitssinn leisten konnten. Auch Pechnase und die Erste hatten nie erlebt, dass sie ihren Stab wie heute nutzte.
    Kehrten diese Frauen jemals wieder heim, würden sie lange Geschichten von Lindens Heilkunst zu erzählen haben. Wie andere Riesen, die sie gekannt hatte, genossen sie kleine Wunder nicht weniger als großartigere Leistungen.
    Als Rahnock und Spätgeborene zurückkehrten, schleppten sie ungeheure Holzstapel heran. Ehe Rahnock Zweige aufstapelte und das Feuer entzündete, beugte sie sich kurz über die entsprechende Stelle, als bitte sie Gras und Erdreich im Voraus um Verzeihung, und während das Holz Feuer fing, versorgte Linden auch die Wunden der letzten beiden Riesinnen.
    Im Westen ging die Sonne zwischen den höchsten Bäumen unter. Mit zunehmender Länge unscharf werdende Schatten fielen über den Hang, während sich an den Rändern des Salva Gildenbourne bereits Dunkelheit sammelte. Eine wohltätig sanfte Brise wehte als zarter Hauch zwischen den Hügeln. Pahni und Bhapa brachten reichlich Aliantha mit; Wasser schöpften sie aus jenem nahen Bach, der sie hergeführt hatte und der den Hang entlang weiter nach Osten strömte, bis auch er seinen Weg nach Andelain fand.
    Innerhalb der Grenzen der reinsten Lebenskraft und des Reichtums des Landes bildeten Raureif Kaltgischt und ihre Kameradinnen schließlich einen Kreis um Rahnocks Feuer und begannen ihr Trauerritual. Weil sie Riesen waren, ließen sie sich dabei Zeit; erst sank die Abenddämmerung, dann die Nacht über den Hügel herab. Allmählich ergänzten Sterne mit ihrem kalten Glitzern das gedämpfte Flackern des Feuers. In dem numinosen Halbdunkel erhoben die Schwertmainnir ihre Stimmen, als sprächen sie nicht nur zueinander, sondern auch zu Andelain und dem hohen Nachthimmel über dem Land.
    Als Erstes sprach Eisenhand streng von »Schuld«, bekannte sich mitschuldig am Tod von Aufstieg Wellengabe. Gewiss hatte Spätgeborene einen Fehler gemacht. Sie war sterblich: Sie konnte ebenso leicht wie jedes andere durch Geburt und Tod definierte Wesen einmal unaufmerksam sein, überrascht werden oder Pech haben. Aber sie hatte Langzorns Zustand nicht verschuldet – und Wellengabe war nicht durch Spätgeborenes Hand gefallen, sondern durch die des Riesen.
    Auch die Schuld für den Tod von Wasserglanz Stämmig im Kampf mit den Skurj schrieb Eisenhand sich selbst und ihren Entscheidungen zu – falls es eine solche Schuld überhaupt gab. Außer Wellengabes Blut hatte sie – oder niemand, weil nicht einmal Langzorn dafür verantwortlich gemacht werden konnte – auch Stämmigs Blut an ihren Händen. So würde sie sich zeit ihres Lebens Vorwürfe machen – und sich selbst verzeihen.
    Dann kniete sie am Feuer nieder und griff mit beiden Händen mitten in die Glut, als habe sie den Wunsch, sie durch Feuer zu reinigen. Das Feuer konnte ihrem Fleisch nicht schaden, aber es schmerzte sie doch: durch Flammen und gewollte Schmerzen reinigte sie sich von Kummer und Reue. Dies war die Caamora der Riesen, ein Ausdruck ihrer Trauer. Linden verstand sie in gewisser Weise, obwohl sie dabei Entsetzen empfand. Kaltgischt behielt ihre Hände im Feuer, während Rahnock immer mehr Holz nachlegte. Ein Schrei verzerrte Eisenhands Mund, aber sie gestattete sich nicht, ihn zu artikulieren. Die Flammen sprachen für sie.
    Die Ramen sahen mit geballten Fäusten und Wildheit im Blick zu. Vor langer Zeit hatten ihre Vorfahren die Entwurzelten gekannt. Vielleicht hatten Ramen damals eine Caamora miterlebt; jedenfalls existierten Sagen darüber – doch deren Ursprung lag Jahrtausende zurück und konnten sie nicht auf die Intensität der Feuerbuße vorbereitet haben. Auch Pahni war aufgeregt, aber Liand an ihrer Seite empfand – das fühlte Linden – nichts als Mitgefühl und Entsetzen. Starr verschränkte er die Hände vor der Brust, als könne er sich nur so zurückhalten, vorzuspringen und die Riesin von ihren Qualen zu erlösen. Anders als die Ramen und Linden – und die Haruchai – hatte Liand nur seinen Gesundheitssinn, der ihm verstehen half, was sich hier ereignete.
    Schließlich zog Kaltgischt ihre Hände aus dem Feuer. Als sie aufstand, zitterten ihre Arme, und ihr Gesicht war tränennass. Aber ihre Hände waren

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