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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einen Aufprall im Gras hinter sich: das Geräusch eines leicht landenden Körpers. Als sie sich besorgt nach Anale umdrehte, stand ein weiterer Haruchai bereits hinter ihm. Dieser hatte keine Narbe im Gesicht; er war anscheinend jünger als sein Gefährte.
    »Na, wo ist deine Macht jetzt?«, gackerte Anele mit Lord Fouls Stimme. »Die wilde Magie, die Frieden zerstört?«
    »Er gehört uns«, sagte der Neue ausdruckslos. »Wir gestatten ihm keine Freiheit mehr.«
    Von Zorn und Müdigkeit verbittert, wandte Linden sich wieder an den ersten Haruchai. Er war ein, zwei Schritte näher herangekommen. »Ich habe dir erklärt, dass ...!«, begann sie, doch er unterbrach sie. »Ich habe dir gesagt, dass du Gelegenheit erhalten wirst, uns davon zu überzeugen, dass wir dich ehren sollen. Bis dahin musst du uns begleiten. Wir werden den Alten sanft behandeln.«
    »Nein!« Linden schüttelte den Kopf, über seine Sturheit aufgebracht. »Ihr rührt ihn nicht an!«
    Der Haruchai zuckte abweisend mit den Schultern, und Anele lachte gackernd weiter. »Die beiden sind Haruchai. Hast du dir eingebildet, sie würden auf dich hören?«
    Auch Roger Covenant hatte sich geweigert, auf sie zu hören.
    Bevor sie sich verteidigen konnte, war der Haruchai bei ihr. Seine Faust schnellte nach vorn, traf sie in der Stirnmitte. Ihr Kopf flog nach hinten. Die Hügel schienen sich um sie zu drehen, als sei sie betrunken.
    Als es um sie herum dunkel wurde, hörte sie Aneles jämmerlichen Klagelaut.
     
    *
     
    Von Wehklagen verfolgt, trieb Linden Avery hilflos auf einer dunklen Flut aus Schmerz und Versagen dahin – hilflos wie ein abgefallenes Blatt auf einer Woge. Sie traf keine Wahl, sie bestimmte nichts, sie reagierte nur auf Ereignisse. Der Verächter hatte den Bewohnern des Landes eine Falle gestellt, und sie waren dabei, blindlings hineinzutappen. Linden konnte sie nicht einmal warnen. Sie weigerten sich, auf sie zu hören.
    Warum sollten sie auf sie hören? Sie wusste keinen Namen für ihre Gefahr. Sie hatte keine Ahnung, wozu Kevins Schmutz und die Stürze dienten.
    Jeremiahs Notlage war nur unmittelbarer, nicht schlimmer. Lord Foul bedrohte alles Leben im Land und auf der gesamten Erde, und sie hatte außer wilder Magie keine Möglichkeit, auch nur eines zu retten. Andererseits gefährdete jeder Gebrauch des Weißgolds den Bogen der Zeit. Deshalb hatte Thomas Covenant seiner Macht abgeschworen.
    Jetzt war der Mann, den sie liebte, für immer unerreichbar. Unabhängig davon, wie sehr sie sich im Laufe der Jahre nach ihm gesehnt hatte, würde sie ihn nie wiedersehen, seine Berührung spüren oder ihn in den Armen halten. Sie hatte gelernt, sich stattdessen nach ihrem Sohn zu sehnen. Was auch geschehen mochte, sie war entschlossen, Jeremiah zu retten.
    Von der Strömung ihres Unterbewusstseins davongetragen, versuchte sie, alle anderen Überlegungen abzustreifen und ihr Herz ganz auf ihren verwundbaren Sohn zu konzentrieren. Aber der dunkle Strom trug sie nicht zu Jeremiah. Stattdessen ließ er sie Covenants Stimme hören. Sie klang, wie sie im Leben geklungen hatte: hart und mitfühlend; zu Extremen getrieben, tief verwundet und ihr teuer; voller Verständnis und Bedauern.
    Linden, sagte sie deutlich, du hörst nicht zu.
    »Oh, Covenant!«, rief sie. »Wo bist du? Warum kann ich dich nicht sehen? Wie geht es dir?«
    Ich versuche, dir etwas mitzuteilen. Er wirkte so streng wie die Haruchai. Du brauchst den Stab des Gesetzes.
    Vor Überraschung stellte sie einen Augenblick lang keine Fragen mehr. »Ich weiß nicht, wo er ist.« Vielleicht weinte sie sogar. »Er scheint nicht mehr zu wirken.« Gesetzesverstöße wie Kevins Schmutz und Zäsuren wären in Gegenwart des Stabes nicht möglich gewesen.
    Du hörst nicht zu, wiederholte er sanfter. Ich habe gesagt, dass ich verstehe, wie dir zumute ist. Dies kann man keinem Menschen zumuten. Mach dir deswegen keine Sorgen. Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    »Zum Beispiel?«, fragte sie unter Tränen. »Ich habe nur deinen Ring. Er gehört nicht mir. Er ist nicht ich. Er gehört nicht mir, wie er früher dir gehört hat. Ich verstehe das alles nicht. ... Foul hat meinen Sohn!«
    Mach dir deswegen keine Sorgen, wiederholte er. Seine Stimme schien sich bereits zu entfernen. Vertrau auf dich selbst. Sie konnte ihn kaum noch verstehen. Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    Dann war er fort. Sie schluchzte seinen Namen, hörte aber nur eine Brandung und das Zischen ablaufenden Wassers. Zuletzt trug eine Woge

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