Die Sache mit Callie und Kayden: Callie und Kayden 1 - Roman (German Edition)
Truck hinter dem Baum und schicke Luke eine SMS, dass wir uns in zehn Minuten draußen am Wagen treffen, weil ich meine Tasche holen muss. Erinnerungen verfolgen mich, als ich zur vorderen Veranda gehe. Es herrscht Totenstille, und die Vordertür steht weit offen.
Vorsichtig gehe ich hinein. Als ich klein war, machte mein Dad das Prügeln gerne zum Spiel. Er gab uns Zeit, uns zu verstecken, und dann kam er uns suchen. Wenn wir uns richtig gut versteckt hatten, gewannen wir. Wenn nicht, mussten wir bezahlen. Am Ende zahlten wir immer, denn er gab die Suche nie auf.
Das Haus scheint leer, also laufe ich die Treppe rauf zu meinem Zimmer und werfe meine Sachen in die Tasche. Dann schwinge ich sie mir über die Schulter, gehe nach unten und fühle schon die Freiheit, die mich erwartet, als ich zur Haustür sehe. Doch mein Dad kommt unter der Treppe hervor und stellt sich mir unten in den Weg.
Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich frage mich, ob es wegen des Mädchens war, dass du dich so dämlich benommen hast, oder ob du seit dem College schlicht blöder geworden bist. Besonders helle warst du ja noch nie.«
Im Geiste überschlage ich meine Möglichkeiten. »Hör mal, es tut mir leid, aber ich bleibe nicht mehr hier. Ich …« Ich gehe eine Stufe weiter.
Er stellt sich direkt vor die unterste Stufe. »Du musst dein Training nachholen.«
»Nein, muss ich nicht.« Meine Hände schwitzen. So weit bin ich noch nie gegangen. »Ich trainiere am College genug.« Mein Fuß bewegt sich noch eine Stufe tiefer, und ich bin vor ihm. »Ich gehe jetzt.«
Er packt meinen Arm so fest, dass meine Haut brennt. »Du schaffst deinen verdammten Hintern in das verfluchte Auto, und wir fahren runter zum Spielfeld. Treib es ja nicht zu weit!«
Ich denke an Callie, die bei sich zu Hause auf mich wartet und tatsächlich besorgt um mich ist. Noch nie hat sich jemand Sorgen um mich gemacht. Ich reiße meinen Arm weg und stoße ihm beide Hände vor die Brust. Dabei zittere ich wie ein Dreijähriger. Hastig springe ich die letzten Stufen hinunter, doch er findet das Gleichgewicht wieder und kommt mit erhobenen Fäusten und wahnsinnig wütendem Blick auf mich zu.
»Du verdammtes Stück Scheiße!«, brüllt er und will mir die Faust ins Gesicht rammen.
Ich ducke mich, sodass seine Hand durch das Fenster in der Haustür schlägt. Glas splittert und schneidet ihm in die Fingerknöchel. Doch es bremst ihn nicht, und er holt erneut nach mir aus. Diesmal trifft seine Faust auf meine Wange. Knochen knacken, und es klingelt in meinen Ohren.
»Scheiße!« Ich halte mir das Gesicht, während der Schmerz in meiner Wange explodiert, aber ich bin hinreichend daran gewöhnt, um es einfach abschütteln zu können. Zum ersten Mal im Leben schlage ich nach ihm. Meine Fingerknöchel knacken, als er ausweicht und meine Hand gegen den Türrahmen schmettert.
Sekunden später hat er mich mit beiden Armen umklammert und wirft uns zu Boden. Glas schneidet durch mein Hemd und in meine Muskeln, als ich meinem Vater mit dem Knie in den Bauch trete. Er schlittert über den Boden, knallt mit dem Kopf an die Wand, und ich hebe beide Hände, als ich mich wieder aufrichte.
»Mir reicht’s«, keuche ich, und ehe er sich wieder aufrappeln kann, laufe ich nach draußen.
Luke wartet im Truck bei laufendem Motor. Ich drehe mich nicht um, ehe ich sicher im Wagen sitze und die Tür geschlossen habe. Luke quellen fast die Augen aus dem Kopf, als er die Glasscherben in meiner Haut, das zerrissene Hemd und meine auf die doppelte Größe geschwollene Wange sieht.
»Ach du Schande, macht er den Scheiß immer noch?«
Ich schüttle den Kopf, als mein Dad auf die Veranda tritt und zum Truck blickt. »Fahr einfach. Bring mich zu Callie. Ich will hier weg.«
Er setzt auf die Straße zurück. Ich halte meine verwundete Hand an meine Brust und behalte meinen Vater im Auge, bis er nicht mehr zu sehen ist.
Callie
Ich kann nicht stillsitzen. Immer wieder schicke ich ihm SMS, doch er antwortet nicht. Meine Mom hat mir einen sehr langen Vortrag gehalten, welche schrecklichen Sorgen sie sich gemacht hat, weil ich die ganze Nacht weg war. Ich lasse sie und frage mich, wie besorgt sie erst wäre, würde ich ihr mein Geheimnis verraten.
Nachdem sie fertig ist, warte ich im Zimmer über der Garage auf Kayden. Ich fühle mich klebrig von letzter Nacht, als käme mir der Alkohol aus den Poren, deshalb dusche ich. Danach wickele ich mir ein Handtuch um, kämme mir das Haar mit den
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