Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Becken mit tiefdunklem Wasser. Als irgend etwas darin ihren Bewegungen folgte, ging ein leichtes Kräuseln über die Oberfläche. Das Messer griffbereit, versuchte sie darauf zu achten, wohin sie trat, und ein Auge auf alles zu halten, was sich aus dem Wasser auf sie stürzen könnte. Als sie sich festhalten wollte und das lose Gestein ihr unter der Hand wegbröckelte, so daß sie um ein Haar den Halt verloren hätte, schleuderte sie den Stein wütend auf das unsichtbare Wesen im Wasser. Es folgte ihr trotzdem, bis sie die gegenüberliegende Seite erreicht hatte, wo sie auf höhergelegenes Gelände klettern konnte und in ein dichtes Unterholz aus hoch gewachsenen Schößlingen mit riesigen Blättern gelangte.
    Es war, als würde sie durch ein Maisfeld laufen. Weiter vorn konnte sie zwischen den Stengeln eine gemächliche Bewegung ausmachen. Sie hatte keine Ahnung, um was es sich handelte, aber hinsichtlich seiner Größe hatte sie auch keine Lust, es herauszufinden, und beschleunigte ihre Schritte. Wenig später lief sie, Stengeln ausweichend und sich unter Ästen hindurchduckend, durch dichtes Unterholz.
    Der Wald wurde jetzt wieder dunkler, und bald darauf watete sie abermals durch dichtes Wurzelgewirr. Es schien endlos, und sie kam nur quälend langsam voran; der Tag zog sich dahin. Sobald sie offenes oder zumindest halbwegs offenes Gelände erreichte, ging sie sogleich schneller, um Zeit zu sparen. Sie befand sich jetzt schon seit Stunden in dem Sumpfgebiet. Gewiß war es längst kurz vor Mittag.
    Was, wenn sie das Haus gar nicht fand? Was würde sie dann tun? Die Vorstellung, eine Nacht im Sumpf zu verbringen, behagte ihr ganz und gar nicht; der Gedanke, sich bei völliger Dunkelheit an diesem Ort aufzuhalten, ohne Hoffnung auf Mondschein oder Sternenlicht, erfüllte sie mit Angst.
    Schließlich trat Jennsen am Ufer eines ausgedehnten Sees aus dem Wald hervor und machte Halt, um zu verschnaufen. Nach rechts hin erhob sich eine Felswand, die keinerlei Halt bot, geschweige denn eine Möglichkeit, sie zu erklimmen. Zum Wasser hin fiel sie steil ab, ein Anzeichen dafür, wie tief es an dieser Stelle höchstwahrscheinlich war.
    Als sie die Uferzone zur linken Seite hin absuchte, stieß sie zu ihrer Bestürzung auf Fußspuren. Jennsen lief hin und ließ sich auf ein Knie hinunter, um die Abdrücke im weichen Boden zu untersuchen. Der Größe nach schienen sie von einem Mann zu stammen, frisch waren sie allerdings nicht. Ein Stück weiter entdeckte sie an einigen Stellen Fischschuppen; offenbar stammten sie von einem Fang, der gleich an Ort und Stelle gesäubert worden war. Die Fußspuren machten ihr neuen Mut.
    Am gegenüberliegenden Ufer des stillen Sees folgte sie den Spuren über einen ausgetretenen Pfad durch ein dichtes Weidenwäldchen auf höher gelegenes Gelände. Als sie durch eine Lücke im Dickicht spähte, erblickte sie zwischen den Bäumen – jenseits des verflochtenen Gestrüpps und des Vorhangs aus Schlingpflanzen – auf einer kleinen Anhöhe ein Haus. Rauch stieg kräuselnd aus einem Kamin und verschmolz mit dem grauen Nebel, ganz so, als wäre es der Rauch, der den aschgrauen, bedeckten Himmel geschaffen hatte.
    Der Anblick ihres Ziels, nach all der Todesangst und Trostlosigkeit, ließ ihr Tränen der Erleichterung in die Augen schießen. Jennsen lief den Pfad entlang, zwischen Weiden und Eichen hindurch, ließ das dichte Gestrüpp und den Vorhang aus Kletterpflanzen hinter sich und stand nur kurze Zeit später vor dem Haus. Es war auf einem steinernen, gewissenhaft mit Mörtel verputzten Fundament errichtet, die Wände waren aus Zedernstämmen gezimmert. Das Dach reichte bis über die schmale, seitlich um das Haus herumlaufende Veranda, deren Stufen auf der Rückseite zum nahen See hinunterführten, von dem sie gerade kam.
    Jennsen sprang die zur schmalen Veranda führende Treppe hinauf, folgte dieser ums Haus und stand kurz darauf vor einer Tür; diese wurde flankiert von zwei Pfeilern aus mächtigen Baumstämmen, die ein schlichtes, aber einladendes Portal stützten. Von der Tür aus führte ein breiter, gepflegter Pfad über eine weite Treppe in das sich davor erstreckende Sumpfgebiet. Es war der Weg, den die Leute benutzten, wenn sie eine Einladung für einen Besuch bei der Hexenmeisterin hatten. Nach dem Weg, auf dem sie hergekommen war, erschien er ihr wie eine Straße.
    Sie verschwendete keine Zeit und klopfte an; ungeduldig pochte sie gleich darauf noch einmal mit den Knöcheln gegen die

Weitere Kostenlose Bücher