Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
finsteren Herrscher aufzuhalten vermocht. Und heute? Heute gab es weder Riesenalpe noch ... Naemy schluckte einen Kloß hinunter . . . noch Nebelelfen, die den Menschen beistehen konnten .
Wütend hob sie einen Ast vom Boden auf und warf ihn in die Flammen. So schnell würde sie nicht aufgeben. Es musste doch einen Weg geben, das Land vor dem Untergang zu bewahren. Irgendeinen ! Magie war nicht unbesiegbar. Vor vielen hundert Sommern hatte es ein Pulver gegeben, das gegen dunkle Magie eingesetzt werden konnte. Die Elfenpriesterinnen hatten es aus den Krallen von Riesenalpen gewonnen damals, als noch Dutzende der riesigen Vögel das Land bevölkerten. Ein wertvoller Rest dieses Pulvers hatte der Auserwählten Sunnivah am Himmelsturm das Leben gerettet. Aber ohne Riesenalpe gab es natürlich auch kein Pulver und die Menge, die Zahir, Chantu und Leilith hätte liefern können, würde nicht einmal ausreichen, um einen einzigen Zauber unwirksam zu machen. Nein, auf das Mittel konnten sie diesmal nicht zählen und . . .
»Naemy?« Lya-Numi hatte sich wieder angekleidet und trat humpelnd neben ihre Freundin an das Feuer. »Du hast mir das Leben gerettet und dafür danke ich dir«, sagte sie leise. »Ich spüre, was in dir vorgeht. Ich fühle deine Trauer und sehe das Feuer in deinen Augen, das dich drängt, unser Volk zu rächen.« Sie lächelte verständnisvoll. »Glaub mir, auch ich bin nicht frei von Hass. Aber wir dürfen uns nicht von unseren Gefühlen leiten lassen, sie wären schlechte Führer. Nur wenn wir die Dinge nüchtern betrachten, finden wir den richtigen Weg.«
»Aber was können wir tun?« Naemy blickte die Elfenpriesterin fragend an. »Wir kennen weder den Feind, noch wissen wir, wo wir ihn suchen sollen. Und selbst wenn wir ihn finden, haben wir nichts in der Hand, womit wir ihm gegenübertreten können. Unser Volk ist vernichtet und die Menschen können nicht. . . «
»Wir haben noch nichts«, korrigierte Lya-Numi. »In den alten Schriften, die im Palast des Prinzregenten aufbewahrt werden, finden sich sicher Hinweise, wie man dunkler Magie wirkungsvoll begegnen kann.«
»Du willst nach Caira-Dan ? « Naemy sah die Elfenpriesterin fassungslos an. »Aber dort wimmelt es von Quarlinen.«
»Ich will nicht«, beteuerte Lya-Numi. »Ich muss! Wenn wir wirklich einen Weg finden wollen, unser Volk zu rächen, muss ich die alten Schriften studieren. Außerdem möchte ich den vielen unschuldigen Opfern einen letzten Dienst erweisen.« Die Elfenpriesterin blickte Naemy in die
Augen und etwas in ihrem Blick verriet Naemy, dass sie durch nichts umzustimmen war. »Aber wir wagen es nicht noch einmal, durch die gefährliche Zwischenwelt zu reisen«, erklärte sie.
»Es wäre aber sehr viel schneller«, wandte Lya-Numi ein. »Zeit ist in der Not ein kostbares Gut.«
»Nein, das ist viel zu gefährlich « , beharrte Naemy. »Das Leben, dein Leben, ist zu kostbar, als das wir es leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen.« Sie erhob sich und trat zu Zahir, der sie aus halb geschlossenen Augen anblinzelte. Riesenalpe waren von Natur aus Geschöpfe der Nacht und auch wenn der große felsengraue Vogel Naemy zuliebe hin und wieder im Sonnenlicht flog, machte die Helligkeit ihn doch immer schläfrig. »Bist du sehr müde, Freund?«, fragte sie ihn in Gedanken.
»Könnte schlimmer sein«, erwiderte Zahir.
»Fühlst du dich kräftig genug, uns alle drei nach Caira-Dan zu bringen ? «
»Willst du wirklich dorthin ? «
»Wir müssen! «
»Ich werde mein Bestes tun.« Zahir streckte die Flügel und schüttelte das Gefieder um die Müdigkeit zu vertreiben. »Mit drei Reitern wird es natürlich ein wenig länger dauern, aber ich bin sicher, dass wir noch vor Sonnenuntergang dort sind.«
»Dann hatte die Nebelelfe also Recht!« Die Stimme der Priesterinnenmutter brach das Schweigen, welches sich in dem Ratssaal ausgebreitet hatte, nachdem Sayen seinen Bericht beendet hatte. »Die Visionen von Kiany waren tatsächlich Hinweise auf eine Bedrohung nur haben wir es nicht verstanden.« Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Nun, immerhin bestand auch kein Grund zur Beunruhigung « , wandte der Abner ein. »Wo kämen wir hin, wenn wir wegen jedes Albtraums gleich in Panik verfielen. Nein, was die Visionen des Mädchens angeht, haben wir uns nichts vorzuwerfen.« Die Priesterinnenmutter nickte. Sie teilte die Auffassung des Abners zwar nicht ganz, doch mit den Fehlern der Vergangenheit zu hadern, hülfe ihnen jetzt auch nicht
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