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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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frustrierendes, welches Polwinskis Jekyll-und- Hyde-Theorie, von der er in den Ermittlungsakten gelesen hatte, leider bestätigte.
    Meint Britzke brachte ihm mehrere Blätter Millimeterpapier, weiß der Himmel, woher er es so schnell aufgetrieben hatte. Sanders hatte seines zu Hause vergessen, doch er brauchte es für jeden Fall, den er zu lösen versuchte. Er hatte sich diese Methode bei einem Karrierecoaching angeeignet. Ein Diagramm, waagerecht standen Begriffe wie »Motiv«, »Potenzial«, »Beweislage« und »Alibi«, die Senkrechte war eine nach oben und unten offene Richterskala, und jedes Blatt war ein Verdächtiger. Er brauchte vorerst zwei: für Hilke Felten-Cromminga und Thore Felten. Der erste Verdacht lag klar auf der Hand, aber auch der zweite hatte sich für Sanders schnell ergeben: Felten hatte zwar kein Motiv, eher war der Tod Polwinskis ein Verlust für ihn und so trug Sanders einen nach unten verlaufenden Balken bei »Motiv« ein. Dafür schoss bei »Potenzial« der Wert in die Höhe: Felten war vom Ehrgeiz besessen, was in Sanders’ Augen zwar keine negative, aber in jedem Fall eine typische Eigenschaft für einen potenziellen Mörder war. Die Beweislage unterschied sich nicht von der seiner Frau, beide hatten an das Schlafmittel und in die Tiefkühlräume gelangen können, auch wenn es ihm sicher ein wenig leichter gefallen wäre, die Leiche anschließend in die Dünen zu schleppen. Dafür hatte man aber an ihrem Arbeitsplatz die Bekleidungsgegenstände der Toten gefunden. Natürlich konnte sie jeder dort hinter den Stoffballen versteckt haben, aber es sprach in erster Linie gegen Hilke Felten-Cromminga. Ärgerlich war, dass er bei »Alibi« gar nichts einzutragen vermochte. Es war lediglich bekannt, dass Ronja Polwinski am Freitag zum letzten Mal lebend gesehen wurde, sämtliche näheren Angaben zum Todeszeitpunkt waren von der eisigen Kälte vernichtet worden.
    »Es konnten keine Beweismittel im Kühlraum gefunden werden«, berichtete Britzke.
    »Also könnte Frau Polwinski in jeder anderen xbeliebigen Tiefkühltruhe erfroren sein«, schlussfolgerte Sanders ärgerlich.
    »Wie man es nimmt«, sein Kollege schien etwas in den Unterlagen zu suchen, dann hielt er ein Aussageprotokoll in der Hand. »Der Restaurantleiter Gunnar Diekhoff hat gestern zu Protokoll gegeben, dass hier im Hotel das Kühlaggregat defekt war und am Freitag von einer Kältetechnikfirma ausgewechselt wurde.
    Bis Montag war das Kühlhaus dann außer Betrieb, Dienstagmorgen wurde es gründlich gereinigt und wieder in Gang gesetzt, am Nachmittag wurde wieder Ware darin gelagert.«
    Sanders rechnete nach. »Wie lange braucht ein Kühlhaus, um kalt genug zu sein, und wie lange, um wieder aufzutauen?«
    Britzke zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Soll ich die Firma mal anrufen, die die Reparaturarbeiten gemacht hat?«
    »Ja, bitte. Wenn wir diese Daten haben, dann können wir eventuell Genaueres über den Todeszeitpunkt erfahren. Denn wenn in der Zeit, wo das Ganze angeblich außer Betrieb war, das Kühlhaus in Gang gesetzt und wieder abgetaut und dazwischen die Polwinski noch tiefgekühlt wurde, dann haben wir mit Sicherheit eine etwas enger gesteckte Spanne, in der der Mord passiert sein könnte.« Er strich sich mit der Hand über sein glatt rasiertes Kinn. »Und dann muss dieser Mord zudem geplant gewesen sein.«
    Er setzte sich wieder an die Diagramme und zeichnete bei Thore Felten ein Stück an den »Potenzial«- Balken an. Bei dessen Frau zeichnete er an derselben Stelle nach unten.
    »Wo ist eigentlich die Aussage von Fokke Cromminga?«
    »Wir haben noch keine Aussage von ihm.«
    Sanders schnappte gereizt nach Luft. »Warum nicht?«
    »Nun, Frau Tydmers hat bereits mit ihm gesprochen, allerdings ohne mein Beisein, da ich zu diesem Zeitpunkt am Telefon verlangt wurde.«
    »Von Ihrer Frau?«, konnte Sanders sich nicht verkneifen.
    Doch Britzke ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Wir wollten gestern nochmals zu Cromminga, doch leider war er nicht aufzufinden. Uns erschien es zu diesem Zeitpunkt auch wichtiger, mit Felten über das Verschwinden seiner Frau zu sprechen.«
    »Ist denn keiner von Ihnen auf die Idee gekommen, dass dieser Cromminga vielleicht etwas zu sagen hat, was wir wissen sollten? Es wäre doch denkbar, dass er längst weiß, wo seine Mutter steckt. Viele Frauen haben zu ihren Söhnen ein innigeres Verhältnis als zu ihren Angetrauten.«
    Meint Britzke gehorchte, noch bevor Sanders ihm den Auftrag

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