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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Harry Rhodes hatte er die Brücke überschritten und war ungefähr hundert Meter am rechten Flußufer weitergegangen, als er beim zufälligen Umdrehen Halg bemerkte, welcher die Instrumente brachte.
    Der junge Indianer passierte soeben den Fluß und würde die anderen bald eingeholt haben. Der Kawdjer beschleunigte den Schritt.
    Drei Minuten später ließ ihn ein Schrei höchster Todesnot stehen bleiben. Das war ja Halgs Stimme! Eine furchtbare Angst packte ihn, mit laut pochendem Herzen eilte er den Weg zurück. Seine Aufregung war so groß, daß er nicht bemerkte, daß Sirdey sich aus dem Staube machte und in der Richtung von Liberia verschwand, so schnell er konnte, und bemerkte auch eine schattenhafte Gestalt nicht, welche dieselbe Richtung einschlug, nachdem sie einen weiten Bogen stromaufwärts geschlagen hatte.
    So schnell der Kawdjer lief – Zol war schneller als er. Mit zwei Sprüngen war der Hund im Dunkel verschwunden und wenige Augenblicke später schlug er an. Seinem ersten Geheul folgte ein wütendes Gebell, das sich nach und nach in der Ferne verlor, als ob das Tier eine Spur verfolge.
    Und wieder gellte der Schrei eines Sterbenden durch die Luft.
    Der Kawdjer hatte ihn nicht vernommen. Er war an der Stelle angelangt, an der der erste erschollen war und entdeckte zu seinen Füßen Halg, welcher mit dem Gesichte auf dem Boden inmitten einer großen Blutlache lag – ein langes Messer war ihm bis ans Heft in den Rücken gestoßen worden.
    Karroly hatte sich über seinen Sohn geworfen, aber der Kawdjer stieß ihn unsanft beiseite. Jetzt war nicht der Augenblick gekommen, zu klagen, jetzt hieß es handeln. Er nahm sein Besteck auf, das neben dem jungen Manne auf der Erde lag und schnitt dessen Kleider von oben bis unten durch. Dann zog er mit unendlicher Vorsicht die schreckliche Waffe aus ihrer aus Menschenfleisch gebildeten Scheide und nun war die Wunde bloßgelegt. Sie war furchtbar anzusehen. Die Klinge war zwischen den Schulterblättern eingedrungen und hatte den ganzen Brustkorb durchbohrt. Wenn auch, wie durch ein Wunder, das Rückenmark unbeschädigt geblieben war, so war doch die Lunge durchbohrt. Halg war totenbleich, hielt die Augen geschlossen, atmete kaum und um seine Lippen stand blutiger Schaum.
    In wenigen Minuten hatte der Kawdjer seinen Rock aus Guanakohaut in Streifen geschnitten und dem Verwundeten einen Notverband angelegt, dann machte er den anderen ein Zeichen und Karroly, Hartlepool und Harry Rhodes hoben ihn sorgsam auf, um ihn ins Haus zu tragen.
    Jetzt erst lenkte das dumpfe Knurren Zols die Gedanken des Kawdjer auf ihn.
    Der Hund war mit einem Feinde beschäftigt, und während der traurige Zug sich in Bewegung setzte, eilte er der Stelle zu, von der Zols Stimme scholl; sie schien nicht weit entfernt.
    Hundert Schritte weiter wartete seiner ein schrecklicher Anblick. Am Boden lag ein Körper – Sirk – den er beim Lichte des Mondes sofort erkannte; seine Kehle war eine fürchterliche offene Wunde, aus den zerrissenen Schlagadern floß das Blut in Strömen. Keine Waffe hatte diese Wunde geschlagen, sie war Zols Werk, der, trunken vor Wut, sie noch immer mit seinen Zähnen bearbeitete.
    Der Kawdjer rief den Hund ab und kniete sich auf dem blutigen Boden neben dem Manne nieder.
    Ihm war nicht mehr zu helfen, er war tot. Der Kawdjer betrachtete sorgenvoll den Leichnam, dessen bereits verglaste Augen zum Himmel blickten. Er sah, wie alles gekommen war. Während er Sirdey folgte, der vielleicht an dem geplanten Verbrechen beteiligt war, lag Sirk im Dunkeln auf der Lauer, und als Halg mit dem Besteck zum Kawdjer eilen wollte, hatte sich Sirk auf ihn gestürzt und ihn meuchlings ermordet.
    Während alle um den Verwundeten beschäftigt waren, hatte Zol die Spur des Mörders verfolgt, ihn erreicht und dem Verbrechen war die furchtbarste Strafe auf dem Fuße gefolgt. Wenige Minuten Zeit hatte dieses Drama samt allen niederschmetternden Peripetien erfordert und die beiden Schauspieler waren niedergeworfen, der eine tot, der andere sterbend.
    Die Gedanken des Kawdjer wandten sich wieder Halg zu. Die drei Männer, welche den ohnmächtigen Indianer trugen, verschwanden in der Finsternis. Er seufzte schwer! Dieses Kind war alles, was ihm lieb und teuer war auf Erden. Mit ihm würde er seinen wichtigsten, fast seinen einzigen Lebenszweck begraben.
    Im Begriffe, sich zu entfernen, warf er noch einen letzten Blick au den Toten. Die Blutlache hatte sich nicht vergrößert. Sowie das Blut –

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