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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verlassen und alles mitnehmen können. Das müßte eigentlich möglich sein.«
    Gurder rieb sich das Kinn. »Hmm. Vielleicht ist es tatsächlich möglich. Wenn jeder so viel mitschleppt, wie er tragen kann. Aber die Regale leeren sich schnell, und außerdem: Man kann keine Elektrizität tragen. Sie lebt in Drähten, weißt du.«
    Masklin achtete nicht darauf. »Wie viele Büromaterialer sind imstande Menschisch zu lesen?«
    »Wir alle, mehr oder weniger«, antwortete Gurder.
    »Aber nur vier von uns sind gute Leser, wenn du’s unbedingt wissen willst.«
    »Ich fürchte, wir brauchen mehr«, murmelte Masklin.
    »Nun, um zu lesen, muß man gewisse Tricks beherrschen, und nicht alle kriegen den Dreh raus. Was
hast
du vor?«
    »Ich möchte alle –
alle –
nach draußen bringen. Und alle Dinge mitnehmen, die wir
jemals
brauchen.«
    »Das Gewicht so vieler Gegenstände wird uns zermalmen!«
    »Nein«, widersprach Masklin, »die meisten Dinge wiegen überhaupt nichts.« Gurder wirkte plötzlich besorgt.
    »Steckt irgendeine verrückte Idee von Dorcas dahinter?«
    fragte er.
    »Nein.«
    Masklin fühlte sich so, als werde er jeden Augenblick explodieren. Sein Kopf schien nicht groß genug zu sein, um alle Worte des
Dings
aufzunehmen.
    Und nur er wußte Bescheid. Oh, der Abt hatte die Bilder gesehen und starb mit Sternen in den Augen, aber ohne zu
verstehen.
Die Galaxis! Der Greis hielt sie für einen großen Raum außerhalb des Kaufhauses, für die größte aller Abteilungen.
    Vielleicht konnte nicht einmal Gurder begreifen, worum es sich handelte: Er hatte sein ganzes Leben unter Decken verbracht, ohne eine Vorstellung von
großen
Entfernungen.
    Masklin spürte einen Anflug von Stolz. Die Kaufhaus-Wichte verstanden die Mitteilungen des
Dings
nicht, weil ihnen entsprechende Erfahrungen fehlten. Für sie gab es keine größere mögliche Entfernung als die Strecke vom einen Ende des Kaufhauses zum anderen. Daher mußte es ihnen schwerfallen, sich mit der Vorstellung anzufreunden, daß die Sterne – um nur ein Beispiel zu nennen – viel weiter entfernt waren.
    Selbst wenn man immerzu lief: Wahrscheinlich dauerte es Wochen, um sie zu erreichen.
    Masklin beschloß, sie ganz vorsichtig mit den neuen Konzepten vertraut zu machen.
    Die Sterne! Vor langer, langer Zeit waren die Nomen zwischen ihnen unterwegsgewesen, in Dingen, neben denen Lastwagen winzig anmuteten – und von Nomen gebaut. Eins jener großen Raumschiffe erforschte das All in der Nähe eines kleinen Sterns am Rande des Nichts; es schickte ein kleineres Schiff aus, das auf der Welt der Menschen landete.
    Doch irgend etwas ging schief. Die nächsten Hinweise blieben Masklin rätselhaft. Er verstand nur eins: Jenes Etwas, das die Raumschiffe bewegte, entfaltete enorm viel Kraft. Nun, Hunderte von Nomen überlebten, und einer von ihnen fand das
Ding
im Wrack, Es nützte kaum etwas, solange es keine Elektrizität essen konnte, aber die Wichte behielten es trotzdem, denn das
Ding
war die Maschine, die das Schiff gesteuert hatte.
    Eine Generation folgte auf die andere, und alles geriet in Vergessenheit. Die Nomen erinnerten sich nur an die Wichtigkeit des Dings.
    Allein das genügt schon für einen Kopf,
dachte Masklin.
    Aber es war noch nicht einmal das wirklich Bedeutsame, das sein Blut zum Schäumen und seine Finger zum Prickeln brachte.
    Weitaus mehr Bedeutung hatte
dies:
Jenes große Raumschiff, das zwischen den Sternen fliegen konnte, befand sich noch immer irgendwo dort oben. Maschinen wie das Ding kümmerten sich darum und warteten geduldig auf die Rückkehr der Nomen. Zeit spielte keine Rolle für sie. Es gab Apparate, um die langen Korridore sauberzuhalten. Es gab Apparate, die Nahrung herstellten, die Sterne beobachteten, in der dunklen Leere des Schiffes Stunden und Minuten zählten. Und die Maschinen warteten auch weiterhin. Für sie war Zeit nur etwas, das es zu zählen galt. Sie würden warten, bis das Feuer der Sonne erlosch, bis der Mond starb. Mit unerschütterlicher Gelassenheit reparierten sie sich selbst, um bereit zu sein, wenn die Nomen zurückkehrten.
    Um sie nach Hause zu bringen.
    Und während sie warteten, haben wir sie vergessen,
dachte Masklin.
Wir haben alles über uns selbst vergessen und verkriechen uns im Boden.
    Er wußte, worauf es nun ankam. Eine schwierige Aufgabe stand ihm bevor, vielleicht sogar eine unmögliche – aber mit so etwas kannte er sich aus. Es schien auch eine unmögliche Aufgabe zu sein, eine erlegte Ratte aus dem

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