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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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was für ein Mann man war, bevor das Schicksal zugeschlagen hat. Es zählt nur, was für ein Mann man danach ist.«
    »Ihr Vater scheint ein kluger Mann zu sein.«
    »Mein Vater war ein Schuhmacher, der den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft hat. Er hat damit sagen wollen, dass man sich Notlagen zu Nutze machen muss, um Rang und Status zu erwerben.« Er zeigte mit dem Daumen auf seine Brust. »Ich bin derjenige, der die philosophische Komponente dazugegeben hat.«
    »Ein spielender Philosoph?«
    Er zuckte die Achseln. »Oder ein philosophierender Spieler. Mir ist beides recht.«
    Sie sah ihn an. »Sind Sie sicher, dass Sie inzwischen wieder nüchtern sind?«
    »Oh Himmel, nein! Wie kommen Sie darauf?«
    »Hm.«
    »Sie sind ein sehr nettes Mädchen. Ich mag Sie.« Ethan legte den Arm um ihre Schulter. Rose ließ es zu. Er war kein schlechter Kerl - für einen verrückten, betrunkenen Spieler.
    »Sie könnten nüchtern auch ganz gut aussehen, denke ich«, sagte sie. »Aber verbrennen Sie diese grelle Weste, und rasieren Sie sich den Schnauzbart ab …«
    »Den Schnauzbart? Gefällt er Ihnen nicht? Aber er ist am Spieltisch so praktisch. Die Burschen denken, Sie könnten daran, wie ich an meinem Schnauzbart herumspiele, erkennen, wie es um das Blatt bestellt ist.« Er tätschelte das pelzige Ding. »Ich würde ihnen nur ungern den Spaß verderben.«
    »Nun, dann sehen Sie es eben so: Sie werden alle nach neuen Signalen suchen. Das sollte Ihnen viele amüsante Stunden einbringen.«
    Er lachte, zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Spielen Sie etwa, meine hübsche Rose?« Seine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie schob sie mit einem entspannten Lächeln fort.
    »Ich bin nicht Ihre hübsche Rose, Mr. Damont. Und ich spiele auch nicht … wenigstens nicht Karten.«
    Er ließ das Flirten bleiben und betrachtete sie mit besorgtem Blick. »Nehmen Sie sich in Acht, hübsches Mädchen. Falls Collis Tremayne der Grund dafür ist, dass Sie nicht flirten wollen, dann spielen Sie in der Tat mit hohem Einsatz. Einer von seinem Stand ist nichts für unseresgleichen, das wissen Sie doch, oder?«
    Sie schürzte die Lippen. »Mr. Damont, selbst Sie wären außerhalb meiner Reichweite. Ich weiß, dass ich Collis nicht zu nah kommen darf.«
    Er sah sie mit ernstem Blick an. »Aber die Frage ist doch … weiß Collis, wie nah er Ihnen gekommen ist?«
    Rose antwortete nicht. Nur das Klopfen des Stanzwerks über ihren Köpfen durchbrach die Stille.

23
    Louis Wadsworth wirkte nicht wie ein aufgebrachtes Einbruchsopfer, stellte Collis fest. Er schien die Rolle des Rächers eher zu seinem eigenen Amüsement zu spielen, wie ein gelangweilter Schauspieler, der sein eigenes Drama inszenierte.
    Es lag eine beißende Ironie in seinem Kostüm und dem Kerkerszenario. Alles sehr aufgesetzt, alles sehr überdreht. Collis fragte sich, was Louis wirklich vorhatte.
    Louis paradierte vor seinen Gefangenen auf und ab, die persönliche Wache immer einen Schritt hinter ihm. Sein Gehstock pfiff, seine Absätze klackten, alles war so wohl überlegt, dass es lächerlich war.
    Aber Louis wollte, dass sie lachten, ihn unterschätzten … also musste da mehr sein, als das Auge wahrnahm. Collis war ein Profi, ein Experte in Ablenkungsmanövern. Er setzte sie ein, um andere von seiner eigenen gelegentlichen Verzweiflung abzulenken.
    Was verbarg Louis unter seiner Verkleidung?
    Von der Tatsache einmal abgesehen, dass er, verdammt nochmal, vor Wahnsinn brodelte? Louis blieb stehen und studierte Georges zerschlagenes Gesicht. Collis hatte plötzlich von der Warterei genug. »Louis, ich bin müde und muss pinkeln. Machen Sie schnell, ja?«
    Louis wandte sich ihm zu, blieb vor ihm stehen und schulterte den Gehstock wie ein Gewehr. »Oh, wie leid mir das tut. Langweile ich Sie?« Er legte den Stock auf die andere Schulter, schlang beide Hände lässig um den Knauf. »Ich könnte für ein wenig Unterhaltung sorgen. Das heißt, falls Sie das wirklich wollen.«
    Collis musste sich nicht einmal zu dem gelangweilten Tonfall zwingen. »Louis, Sie fallen doch selbst nicht auf diese Scharade herein. Warum sagen Sie uns nicht einfach, warum Sie Hochverrat begangen haben? Wir sind ganz begierig darauf, es zu erfahren.«
    Louis runzelte eine Braue, als hätte er nicht mit einer derart direkten Provokation gerechnet und fände sie interessant. »Hochverrat? Wie können Sie es wagen, Sir? Ich bin es, der hintergangen worden ist. Ich, ein friedfertiger Mensch, ein Mann der Industrie

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