Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
nichts erkennen, das leichten Zugang zum Nachbarspeicher erlaubt hätte. Simons Speicherwand war offenbar von besserer Qualität als die am Smythe Square. Dalton zog sie von der soliden Ziegelmauer weg.
    »Die Feuermauer wird uns kaum weiterhelfen, Clara. Wir müssen uns einen anderen Weg suchen.« Er zog sie zum Fenster.
    Sie öffnete es, spähte hinaus und machte auf der Stelle die Augen zu. »Nein. Zu hoch. Da kann ich nicht runterklettern.«
    Er tauschte den Platz mit ihr. »Nicht runter. Rauf.« Womit er auf den Sims stieg und nach oben verschwand. Dann tauchte von oben seine Hand auf. »Aufs Dach. Nehmen Sie meine Hand, ich ziehe Sie hoch.«
    Clara wollte nein sagen. Sie wollte sich umdrehen und so schnell sie konnte die Treppe hinunterlaufen.
    Aber sie wollte auch leben. »Also los, Clara Rose«, flüsterte sie sich zu. Dann raffte sie das Nachthemd zusammen, stieg auf den Fenstersims und hielt den Blick auf Daltons breite Handfläche geheftet.
    Sie geriet ins Wanken, doch dann griff sie mit beiden Händen nach ihm. Einen Wimpernschlag später hockte sie neben ihm auf den Dachziegeln.
    Das Wetter hatte sich verändert, das klare Mondlicht von vorhin war fort. Jetzt waren da nur noch die Laternen auf den Straßen der Stadt, deren Widerschein sich an den tief hängenden Wolken brach. Die Dachziegel waren feucht, und Claras geborgte Pantoffeln gaben ihr nur wenig Halt. Zum Glück waren sie etwas zu eng, und sie konnte sie wenigstens nicht verlieren.
    Sie konnte kaum etwas erkennen, nur Schatten. Hoffentlich hieß das auch, dass ihre Verfolger sie nicht sehen konnten. Dalton hielt ihre Hand fest umklammert, während sie zum Giebel hinaufkrabbelten.
    Er zog sie einen Augenblick lang an sich. »Spüren Sie den Dachfirst? Behalten Sie ihn zwischen den Füßen, und falls Sie ausrutschen, sehen Sie zu, dass Sie die Beine auf beiden Seiten des Giebels lassen, auf die Weise können Sie nicht abstürzen.«
    Sie hatte bald Gelegenheit, die Methode auszuprobieren, denn er raste mit entsetzlicher Geschwindigkeit über die Dächer. Mehr als einmal kugelte er ihr fast die Schulter aus, wenn sie wieder einmal auf den Ziegeln ausglitt. Was auf dem Boden ein paar Minuten gebraucht hätte, schien auf dem Dach Stunden zu dauern.
    Endlich kam der vierte Kamin in der Dunkelheit in Sicht. Dalton ließ sie rittlings auf dem Giebel sitzen bleiben, beide Hände am First nach Halt suchend, als sei das Dach ein bockendes Pferd.
    Er stieg die hintere Dachschräge hinab und über die Traufe. Als er außer Sicht war, machte Clara die Augen zu und betete, dass er nicht abstürzen möge.
    Dann war er wieder zurück und kam auf allen Vieren die Schräge heraufgeklettert. »Nehmen Sie meine Hand.«
    »Ich will nicht«, sagte sie, während sie die Hände vom First löste. »Ich will, will, will wirklich nicht.«
    »Ich weiß. Aber das Fenster ist schon offen. Ich kann Sie praktisch direkt in den Speicher schleudern.«
    Ihre Knie waren vor Angst und Anstrengung weich, aber Clara zwang sich, das Bein über den First zu ziehen, bis ihre Beine nebeneinander auf der Schräge baumelten. Eine Hand in Daltons Hand, löste sie Finger für Finger die andere Hand vom First.
    Sie verlagerte das Gewicht, und die mühsam erkämpfte Balance ging ihr verloren, während sie auf der Hüfte die Dachziegel hinunterglitt und immer schneller wurde, während sie auf den Rand zuschoss.
    »Clara!« Daltons Griff wurde fester und ihre Rutschpartie endete mit einem Ruck, der ihr fast die Schulter zerriss. Ihr Körper verdrehte sich, und sie knallte mit dem Gesicht auf die Dachziegel. Sie schaute auf und sah Dalton, alle viere von sich gestreckt, auf dem Dach liegen, die Arme nach ihr ausgestreckt, und ein Bein an eine Kante gestemmt. Ihre Füße baumelten in der Luft, und die Dachkante schnitt in ihren Oberschenkel. So nah…
    Sie zog sich mit aller Gewalt nach oben und bekam Dalton mit der anderen Hand am Revers zu fassen. Er packte sie am Handgelenk und zog sie hoch, bis sie die Füße in die Dachrinne stemmen konnte. Dann nahm er sie in die Arme und grub ihr Gesicht an seinen Hals, während sie um den Atem kämpfte, der ihren Lungen entwichen war, als sie sich zum Sterben verurteilt geglaubt hatte.
    »Ich habe Sie«, murmelte er. »Ich habe Sie.«
    Dann war er ihr behilflich, sich an einem nahe gelegenen Kamin festzuhalten, und sah zu, dass er selbst sein Gleichgewicht wiederfand. Dann bewegte er sich um sie herum, so geschickt wie eine Katze auf einem geteerten Dach,

Weitere Kostenlose Bücher