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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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bis er wieder an ihrer Seite war.
    »Wir sind genau über dem Fenster, nur noch ein kleines Stück nach links«, erklärte er. »Ich lasse Sie an meiner Hand hinunter. Sie müssen mit den Beinen nach dem Fenstersims tasten.«
    Sie vertraute sich ihm vollständig an und erlaubte ihm, sie über die Dachkante baumeln zu lassen, bis ihre Zehenspitzen den steinernen Sims berührten.
    »Ich schleudere Sie jetzt hinein. Sie müssen sich mit Ihrem ganzen Gewicht durch das Fenster werfen. Fertig?«
    Sie nickte schnell, sprechen konnte sie nicht. Ein Fehltritt, eine falsche Bewegung…
    Sie hatte sich ihr Leben lang nicht so gefürchtet.
    »Jetzt!«
    Er schwang sie vorwärts. Sie warf sich durch das dunkle Portal und landete auf allen vieren auf dem staubigen Boden des Speichers.
    Er war sofort bei ihr und zog sie hoch. Sie klammerte sich an ihn, grub die Finger in seine Weste, bis sie schmerzten.
    In diesem Augenblick hätte er der Teufel höchstpersönlich sein können, sie hätte immer noch Schutz bei ihm gesucht. Dass er ihr sanft ins Ohr murmelte und ihr mit herzerweichender Zärtlichkeit die zerzausten Haare aus dem Gesicht strich, hatte damit gar nichts zu tun.
    Als sie wieder bei Atem war, trat sie zurück und straffte die Schultern. »Wir sollten jetzt gehen.«
    Er trat im Dunkeln von einem Fuß auf den anderen, als wolle er noch einmal nach ihr greifen, aber das bildete sie sich sicher nur ein. »Richtig. Nehmen Sie meine Hand.«
    Sie legte wieder die Hand in seine, und sie suchten sich blind einen Weg durch den fremden Speicher, stolperten und schlugen sich die Schienbeine an, bis sie die Tür und die Treppe nach unten gefunden hatten.
    Die Erfahrungen, die sie bei ihren nächtlichen Spionageausflügen gesammelt hatte, kamen ihr sehr gelegen. Dumm nur, dass sie ihre frisch erworbenen Fähigkeiten kaum je wieder brauchen würde, ausgerechnet jetzt, wo sie schon recht gut war.
    Sie erreichten das Erdgeschoss, und Clara gingen die Ideen aus. »Und jetzt?«
    »Wir suchen das Haus nach einem Umhang für Sie ab und mieten uns eine Kutsche.«
    »Eine Mietkutsche? Um diese Nachtzeit?«
    »Um diese Zeit sind in solchen Wohngebieten immer Kutschen unterwegs wegen all der Ehemänner, die sich spät nachts aus dem Club nach Hause schleichen.«
    Es war genau so, wie er es gesagt hatte. Kaum waren sie auf die Straße hinausgelaufen und um eine Ecke gebogen, um nicht auf ihre Verfolger zu stoßen, kam eine Kutsche in gemächlichem Tempo über das Kopfsteinpflaster gerollt. Dalton hob die Hand, und der Kutscher hielt an.
    Zu dankbar, um sich über so viel Glück zu wundern, kletterte Clara hinein und sank erschöpft in die Sitzpolster. Sie hatte heute Nacht schon so vieles durchgemacht, und es waren immer noch ein paar Stunden bis zur Morgendämmerung.
    Ein Teil von ihr wollte wach bleiben, um zu sehen, wo sie hinfuhren, aber der Rest kapitulierte auf der Stelle und zollte der Erschöpfung Tribut. Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, sich hingelegt zu haben, aber plötzlich rüttelte sie irgendwer unsanft aus ihrem halb liegenden Nickerchen auf dem Sitz.
    »Clara, kommen Sie. Wir müssen uns beeilen.«
    »Ist ja gut. Schön. Ja«, murmelte sie und zwang sich verzweifelt, beide Augen gleichzeitig offen zu halten. Dalton zerrte sie aus der Kutsche und gab ihr draußen auf dem Gehsteig Halt, während er den Kutscher fortscheuchte.
    Das Wetter war schlechter geworden. Es regnete. Eisige Nadeln prickelten in ihr Gesicht und weckten sie schließlich vollends.
    Dalton fing an, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, in die die Kutsche weitergefahren war. Er zog sie hinter sich her, als hätte sie Räder. Dann duckte er sich mit ihr in eine Gasse, in der es keinen Funken Licht gab, und fand seinen Weg durch die Schwärze, als könne er im Dunkeln sehen.
    Er bog um eine Ecke, hinter ein Haus, wie sie vermutete, stieg auf eine Kiste und zog sie zu sich hoch. Er nahm ihre Hand und führte sie, bis ihre Finger auf Glas trafen. Ein Fenster.
    »Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass wir schon wieder irgendwo einbrechen.«
    Sie hörte ein dunkles Lachen.
    »Ich darf hier einbrechen. Oder ich durfte es zumindest.«
    Seine Stimme hörte sich bitter an, und sie fragte sich zum ersten Mal, was diese nicht enden wollende Nacht für ihn bedeutete. So weit sie es verstanden hatte, hatte er eine Führungsrolle eingebüßt, als er sie gegen Kurt verteidigt hatte. Dass er mit ihr geflohen war, hatte das Problem vermutlich nicht kleiner werden

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