Die Schule der Nacht
wir.« Sie winkte ihnen, und auf ihr Zeichen hin hob einer der hünenhaften Security Guards ein rotes Samtseil an, das als Absperrung diente.
»Ist das Euphoria nicht total genial?«, rief Davina. »Das ist im Moment der heißeste Club außerhalb von Soho.«
» Heiß trifft es ziemlich gut«, sagte April trocken.
Davina kicherte und machte mit hoheitsvoller Geste einen der Kellner auf sich aufmerksam, der kurz darauf einen Cocktail in einem Champagnerglas an ihren Tisch brachte. Das Getränk sah in dem gedämpften Licht blutrot aus, was jedoch angesichts der Beleuchtung im Club nicht weiter verwunderlich war. April leerte das Glas in einem Zug.
»Dein Stil gefällt mir«, sagte eine Stimme zur ihrer Linken. April wandte den Kopf und sah ein bildschönes, in ein hautenges Lederkleid gehülltes Mädchen neben sich stehen. Sie musste zweimal hinschauen, bis sie erkannte, dass es Ling Po war. Ihre langen Haare glänzten wie schwarze Seide, ihr Teint schimmerte wie feinstes Porzellan, und ihre Augen funkelten. Hat sie einen Wellnesstag in einem Luxus-Spa spendiert bekommen, um für die »Sache« überzeugt zu werden, oder wurde sie bereits gewandelt?, fragte April sich alarmiert. Von dem schüchternen, nervösen kleinen Mäuschen, das sie erst vor ein paar Wochen kennengelernt hatte, war jedenfalls nichts mehr übrig geblieben. Als Ling ihr Erstaunen bemerkte, strahlte sie übers ganze Gesicht.
»Gefalle ich dir?«, fragte sie und warf sich in Pose.
»Ja… ähm… ich bin… Wow…«
»Unglaublich, oder? Ich kann es selbst kaum fassen, was für eine langweilige Streberin ich vor Kurzem noch gewesen bin!« Sie lachte. »Davina hat die Frau in mir zum Leben erweckt«, sagte sie, ließ eine Hand um Davinas Taille gleiten und sah mit einem Ausdruck in den Augen zu ihr auf, der an Anbetung grenzte.
»Das hat alles schon immer in dir gesteckt, Kätzchen.« Davina lächelte und flüsterte Ling etwas ins Ohr, die daraufhin kicherte und hüftschwingend davonstolzierte.
»Und jetzt erzähl«, sagte Davina aufgeregt zu April. »Hast du dich mit Gabe versöhnt? Ist zwischen euch wieder alles in Ordnung? Wie romantisch, dass er sich auf die Suche nach dir gemacht hat, findest du nicht?«
April zwang sich zu lächeln – sie hatte Gabriels Warnung nicht vergessen. »Ob der Romantikfaktor heute so hoch war, weiß ich nicht«, antwortete sie. »Aber ich fand es sehr süß von ihm, dass er gekommen ist. Andererseits war es aber auch das Mindeste, was er tun konnte.«
»Ich weiß.« Davina zog einen kleinen Schmollmund. »Caro hat mir erzählt, wie mies er sich verhalten hat. Der Tag heute muss wahnsinnig hart für dich gewesen sein, Darling. Aber jetzt sind wir hier und vertreiben die düsteren Gedanken mit ein paar leckeren Cocktails! Dem besten Heilmittel der Welt!« Sie griff hinter sich, nahm ein Glas vom Tablett eines Kellners und reichte es April.
»Cheers!« April hob ihr Glas und hoffte, dass sie sich so verhielt, wie Gabriel es von ihr erwartete. Sie hatte nämlich keine Ahnung, wie eine Rekrutin sich zu benehmen hatte. Davina stieß mit ihr an und lächelte durchtrieben.
»Auf immerwährende Heilung!«, sagte sie und wandte sich dann zwinkernd einem umwerfend aussehenden Jungen zu, der eine Lederjacke trug.
April blickte sich suchend im VIP -Bereich um. Auf der anderen Seite unterhielt Caro sich gerade mit einem hübschen Jungen mit kunstvoll zerwühlten schwarzen Haaren, der alles, was sie sagte, hoch amüsant zu finden schien. Anstelle der Sorgen, die April sich gerade noch um ihre Freundinnen gemacht hatte, trat plötzlich Wut. Aus irgendeinem Grund ärgerte Caros Verhalten sie mehr als das von Fiona. Schließlich hatte Caro doch schon seit Langem den Verdacht, dass es an der Ravenwood Vampire gab – hätte sie da nicht die Erste sein müssen, die misstrauisch wurde? Warum ließ sie sich jetzt so bereitwillig auf diese Leute ein?
Sie ging zu den beiden hinüber. »Sag mal, was machst du eigentlich hier?«, fragte sie laut, um den Lärm zu übertönen.
Caro blickte gereizt zu ihr auf, als wolle sie nicht gestört werden.
»Können wir kurz reden?«, fragte April und fasste Caro am Arm.
»Was ist denn los?« Caro hievte sich aus ihrem Sessel und blieb schwankend stehen.
April führte sie in eine Ecke, in der es ein bisschen ruhiger war. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Caro tatsächlich zusammen mit ihrer angeblichen Erzfeindin in diesen Club gegangen war.
»Was hast du mit Davina hier zu
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