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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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sie es sich selbst nicht erklären konnte, spürte sie deutlich, dass es zwischen ihnen irgendeine Verbindung gab. Als sie in seine Augen gesehen hatte, hatte sie beinahe das Gefühl gehabt… Sie schauderte und verscheuchte den Gedanken sofort wieder. Eigentlich glaubte sie nicht, dass er etwas mit den Morden zu tun hatte, aber vielleicht war er derjenige gewesen, der die Polizei alarmiert hatte. Es war gut möglich, dass er – genau wie sie selbst – nur ganz zufällig am Friedhof vorbeigekommen war. Die letzten Tage war er nicht in der Schule gewesen, und sie war ihm auch auf dem Weg nach Hause nie begegnet, obwohl sie es sich insgeheim fast gewünscht und sich gleichzeitig auch vor einer Begegnung mit ihm gefürchtet hatte. Hatte er sie womöglich vor einem unsichtbaren Mörder beschützt?
    »April?«
    Als sie ihren Namen hörte, blickte sie erschrocken auf. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie erst jetzt merkte, dass alle sie anstarrten. Schon wieder.
    »April?«, sagte Miss Holden noch einmal. »Die Renaissance?«
    »Oh, äh, ja… Wie war die Frage genau?«
    Im Klassenzimmer wurde unterdrücktes Gekicher laut, und Miss Holden schüttelte ungehalten den Kopf.
    »Sollten Sie wegen einer Unpässlichkeit nicht am Unterricht teilnehmen können, Miss Dunne, dann entschuldigen Sie sich bitte und suchen das Krankenzimmer auf, bevor die Stunde anfängt. Desinteressierte Schüler sind vielleicht an der Schule, die Sie zuvor besucht haben, die Norm gewesen, aber wir hier an der Ravenwood nehmen die Ausbildung sehr ernst.«
    »Bitte entschuldigen Sie. Ich habe nicht besonders gut geschlafen und…«
    »Ihre nächtlichen Aktivitäten interessieren mich nicht im Geringsten«, herrschte Miss Holden sie an, worauf das Kichern noch lauter wurde. »Mich interessiert der Begriff der Renaissance als eine Art Neufassung der Geschichte. Also bitte.« Sie sah einen schlaksigen Jungen an, der links neben April saß. »Nun, Mr Frazer, vielleicht können Sie uns sagen, wie…«
    Nach diesem Zwischenfall folgte April dem Unterricht sehr viel aufmerksamer und schrieb fleißig mit, nahm sich jedoch zwischendurch immer mal wieder einen Augenblick Zeit, grausame Rachepläne gegen Miss Holden zu schmieden, die sie vor der gesamten Klasse bloßgestellt und sie dadurch nicht nur als Außenseiterin gebrandmarkt, sondern ihr den Ruf verpasst hatte, eine schlechte Schülerin zu sein – was an dieser Schule für Superhirne vermutlich das schlimmstmögliche Verbrechen war.
    »Einen Moment noch bitte, April.«
    Es hatte geläutet, und sie war gerade dem Pulk ihrer Mitschüler gefolgt, die plappernd und lachend aus dem Zimmer strömten, als Miss Holden sie zurückrief. Die Lehrerin schloss die Tür und bedeutete ihr, auf einem Stuhl in der ersten Reihe Platz zu nehmen, während sie selbst sich mit verschränkten Armen aufs Pult setzte. Sie war ungefähr Mitte dreißig, hatte schulterlange rote Locken und war im trendy Boho-Look gekleidet – eine mit Blümchen gemusterte Bluse, eine dicke Holzperlenkette, ein langer Rock mit Volants und Wildlederstiefel –, aber ihr hübsches Äußeres schaffte es nicht, ihre strenge Ausstrahlung zu mildern.
    Wenn sie weiter so finster die Stirn runzelt, dachte April, braucht sie bald die erste Botox-Behandlung.
    »Ich kann nachempfinden, dass Sie sich hier bei uns noch ein bisschen verloren fühlen, April. Ein Umzug in eine neue Stadt und eine neue Schule bedeuten natürlich eine massive Umstellung.«
    April nickte dankbar. »Ja, ich…«
    »Aber das heißt nicht«, unterbrach Miss Holden sie scharf, »dass Sie Ihre Befindlichkeiten in meinem Unterricht ausleben können. Ich dulde keine Störungen, welcher Art sie auch sind.« Sie legte eine kleine Pause ein und wartete ab, bis April sie wieder ansah, bevor sie fortfuhr. »Und weil es so wichtig ist, sage ich es Ihnen noch einmal: Ravenwood ist nicht wie Ihre alte Schule, April. Und zwar in keiner Weise.«
    April wunderte sich über den Nachdruck, mit dem Miss Holden den letzten Satz ausgesprochen hatte. »In keiner Weise.« Sie sah ihre Lehrerin fragend an, aber da sprach sie schon weiter.
    »Was wir Ihnen hier beibringen, ist wichtig, April. Äußerst wichtig. Einige würden sogar behaupten, dass es hier um Leben und Tod geht.«
    Oh bitte! April musste sich das Lachen verkneifen. So lebenswichtig ist der Geschichtsunterricht nun wirklich nicht.
    Miss Holden bemerkte ihren skeptischen Blick. »Mir ist durchaus bewusst, dass der Eindruck entstehen

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