Die Schule der Nacht
Verlegenheit auf dem Beifahrersitz gewunden.
»Pass bloß auf dich auf, April«, hatte Caro sich eingemischt. »Ich hab gehört, dass es auf Partys Jungs geben soll, die versuchen, Mädchen zu küssen. Und manchmal rauchen sie sogar, und rauchen ist ganz böse, stimmt’s, Mr Dunne?«
April atmete tief durch und drückte auf die Klingel.
Bitte, bitte, lass es zu keinen peinlichen Zwischenfällen kommen, betete sie stumm, während sie darauf wartete, dass ihr jemand aufmachte. Lass mich diesen Abend überstehen, ohne dass ich mich zur Idiotin mache, mehr verlange ich gar nicht.
Die Tür ging auf, und sie stand einem unglaublich süßen Typen gegenüber, der groß und dunkelhaarig war und samtbraune Augen hatte, mit denen er neugierig auf sie hinunterblickte. Er trug ein schwarzes Seidenhemd und hatte sich einen dünnen Schnurrbart über die Oberlippe gemalt.
»Zorro«, sagte er.
»Wie bitte?«, sagte April und versuchte, das nervöse Kribbeln in ihrem Magen zu ignorieren.
»Ich hab gesehen, wie du auf meinen Schnurrbart geschaut hast«, sagte er. »Ich bin Zorro. Also jedenfalls versuche ich, wie Zorro auszusehen.«
»Oh, tut mir leid…«, stammelte April. »Ich hab nicht sofort erkannt, dass…«
»Kein Problem«, kam er ihr zu Hilfe. »Ich hab bloß die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, es jedem zu erklären, deswegen dachte ich, ich sag es diesmal lieber gleich. Aber, hey, komm doch erst mal rein. Sorry, dass ich dich im Regen stehen gelassen hab. Ich zeig dir, wo’s zur Bar geht.« Er trat zur Seite und half ihr zuvorkommend über die Türschwelle. »Ach so, im richtigen Leben heiße ich übrigens Milo.«
Milo führte April durch einen dunklen Flur, der mit Sprühspinnweben und Pappe-Hexen geschmückt war. Allerdings hatte April den Eindruck, dass die Villa der Aspreys gar keine Halloween-Dekoration nötig gehabt hätte. Die dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden, der pompöse, mit dunkelrotem Teppich ausgelegte Treppenaufgang und die schweren Samtvorhänge vor den bodentiefen Fenstern vermittelten bereits genug düstere Pracht. Trotzdem hatten sich die Gastgeber oder – was wahrscheinlicher war – die Mitarbeiter der beauftragten Eventfirma große Mühe gegeben, das Ganze mit leuchtenden Kürbissen, schummrigem Licht und blutroten Samtdecken, die über den Möbeln hingen, noch stimmungsvoller zu gestalten. Aber vielleicht sieht es hier ja auch immer so aus, dachte April, während sie staunend um sich blickte.
»Ich glaube, meine Verkleidung ist etwas danebengegangen«, sagte Milo, als sie sich durch die brechend vollen Räume schoben. »Schau dich um – jeder, der etwas auf sich hält, hat sich für ein sexy Halloween-Outfit entschieden… wie du.«
April hatte sich bereits umgesehen und festgestellt, dass alle coolen Schüler der Ravenwood School auf der Party waren – im Vorbeigehen nickte sie ein paar von ihnen zu und war überrascht, als ihr Lächeln erwidert und zurückgewinkt wurde. Erstaunlicherweise waren aber auch ein paar Leute von der Superhirnfraktion da, denen deutlich anzusehen war, dass sie sich in Laborkitteln wohler fühlten als in einer Zombieverkleidung.
»Ich finde, es steht dir sehr gut«, sagte April. »Das Zorro-Outfit, meine ich.« Aber du würdest auch in einem Müllsack umwerfend aussehen, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Nett, dass du so höflich bist, mir nicht die Wahrheit zu sagen«, bedankte Milo sich mit einem Zwinkern, als sie die Bar erreicht hatten, die aussah wie aus einem exklusiven Club und mit allem ausgestattet war, was das Herz der Partygäste begehrte, einschließlich des eher spärlich bekleideten Thekenpersonals.
»Was darf ich dir zu trinken anbieten, April?«, fragte er.
April stutzte. »Woher weißt du, wie ich heiße?«
Milo lachte. »Die ganze Schule redet seit einer Woche praktisch über niemand anderen mehr.«
»Oh Gott…«, stöhnte April und wurde rot.
»Hey, das sollte ein Kompliment sein.« Milo reichte ihr ein Glas mit einer tiefroten Flüssigkeit. »Frisches Blut ist an der Ravenwood School immer willkommen. Die meisten von uns kennen sich schon seit hundert Jahren, und in meinem Fall ist das noch nicht mal so übertrieben – Ben und Davina kenne ich, seit wir Babys waren. Unsere Eltern sind miteinander befreundet. Ah… wenn man vom Teufel spricht, da vorne kommt sie ja schon.«
Natürlich hatte Davina sich wieder einmal selbst übertroffen und sogar ihren eigenen Dresscode gebrochen: Sie trug ein atemberaubendes
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