Die Schule der Nacht
fuhr herum. Davinas Freundin Layla, deren Bekanntschaft sie an ihrem ersten Schultag gemacht hatte, stand vor ihr und musterte sie mit unverhohlener Abneigung.
»Es würde mich schwer wundern, wenn Milo Asprey sich für jemanden wie dich interessieren würde«, sagte sie und bedachte April mit einem abschätzigen Blick. »Er mischt sich nicht unter das gemeine Volk.«
April sah sie fassungslos an. Und weil ihr auf so viel Dreistigkeit keine Antwort einfiel, drehte sie sich einfach um und floh in den hinteren Teil des Hauses.
Sie wollte nur noch weg von hier. Schon vorher hatte sie sich ziemlich fehl am Platz gefühlt, aber jetzt war ihr mühsam aufgebautes Selbstbewusstsein endgültig in sich zusammengebrochen. Während sie auf der Suche nach dem Ausgang den Flur entlangeilte, fand sie sich plötzlich in der Küche wieder – wobei man in diesem Fall eher von einer Großküche sprechen musste. Der Raum war riesig, fast eine Art Halle, mit chromblitzenden Kühlschränken, mehreren Herden und Abzugshauben und meterlangen Marmorarbeitsplatten, auf denen massenhaft Gläser und Flaschen und Platten mit Häppchen aufgereiht waren. Ein paar Jungs standen um eine der Kücheninseln herum, legten sich kleine Köstlichkeiten auf den Teller und alberten miteinander herum. Seufzend lehnte April sich an den Türrahmen, beschloss, Fiona die Fotos zu schicken und sich dann auf den Heimweg zu machen. Als sie durch das Album scrollte, stellte sie fest, dass sie die Atmosphäre ziemlich gut eingefangen hatten: dekadent und sehr stylish – Mädchen in sexy Designerteilen, die auf der Tanzfläche Jungs mit kunstvoll zerzausten Haaren umtanzten, die Bar, an der der Alkohol in Strömen floss, und ein Ledersofa in einer Nische, auf dem wild geknutscht wurde. Kurz: eine rauschende Partynacht. Sie schickte Fee die Fotos und schrieb dazu: Wie im Studio 54, nur mit mehr Fledermäusen.
Danach beschloss sie, für Fiona noch ein paar Fotos von dieser absurd riesigen Küche zu schießen und dann wirklich nach Hause zu fahren.
»Hey!«, rief plötzlich eine wütende Stimme, als sie mit erhobenem Handy in die Küche trat. »Was machst du denn da?«
Einer der Jungs kam auf sie zugelaufen und baute sich so vor ihr auf, dass er ihr die Sicht versperrte.
»Nimm ihr das Handy ab!«, rief einer der anderen, und kurz darauf wurde es ihr auch schon aus der Hand gerissen. April wirbelte wütend herum und stand Marcus Brent gegenüber. Ausgerechnet , stöhnte sie innerlich.
»Was hast du hier drin zu suchen?«, herrschte er sie an, ein unheilvolles Funkeln in den Augen.
»Gib das sofort wieder her! Das ist meins«, sagte April und versuchte, ihm ihr Handy abzunehmen.
»Jetzt nicht mehr«, zischte er und hielt es in die Höhe, während jemand anderes von hinten ihre Handgelenke festhielt.
»Lass mich los!«, rief sie. »Ich hab doch überhaupt nichts gemacht!«
»Das wollen wir doch mal sehen.« Marcus scrollte durch das Fotoalbum. Anfangs wirkte er noch amüsiert, plötzlich spiegelte sein Gesichtsausdruck kalte Wut wider.
»Ach ja? Und was ist das hier?«, fragte er aufgebracht. »Aber das haben wir gleich…«, murmelte er und fing an, die Bilder zu löschen.
»Hey! Sag mal, spinnst du? Das sind meine Fotos!«, rief April.
»Irrtum«, sagte Marcus überheblich. »Dir gehört hier gar nichts. Ich wette, wenn wir deine Tasche filzen würden, würden wir die Hälfte von Milos Familiensilber darin finden.«
»Für wen hältst du dich eigentlich, Marcus Brent? Gib mir sofort mein Handy wieder und lass mich in Ruhe!«, fauchte April, auch wenn sie damit nur ihre Angst überspielte. Sie war hier im hinteren Teil des Hauses fernab des Partytreibens, und niemand wusste, dass sie hier war.
»Tja, sorry, aber den Gefallen werde ich dir nicht tun.« Marcus strich ihr kalt lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Jetzt zeigen wir dir erst mal, was wir mit miesen kleinen Diebinnen machen, die sich in unser Haus einschleichen.«
»Das hier ist nicht dein Haus, Marcus«, sagte plötzlich eine Stimme an der Tür.
Marcus’ Augen weiteten sich, und in seinem Gesicht spiegelten sich Angst und Wut, als Benjamin in die Küche trat. Der Junge, der April festhielt, ließ sie sofort los, worauf sie rückwärts zu Boden stolperte.
»Deins ist es aber auch nicht, Ben. Außerdem hat sie uns heimlich fotografiert und…«
»Raus«, sagte Benjamin ruhig und nahm ihm das Handy aus der Hand. Marcus und seine Freunde sahen sich einen Moment lang an, dann traten
Weitere Kostenlose Bücher