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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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wollte nicht, dass er sie in diesem aufgelösten Zustand sah. Einer plötzlichen Eingebung folgend, sah sie zum Eingang des kleinen Tempels. Irgendwie hatte sie gespürt, dass er dort stand, obwohl er nichts gesagt hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte Gabriel leise. »Ich weiß, wie absurd sich das für dich anhören muss, aber ich habe nur versucht, dich zu beschützen.«
    »Wovor denn?«, entgegnete sie wütend. »Davor, geküsst zu werden? Was ist so schlimm daran?«
    »Mir ist klar, dass du das kaum verstehen wirst, aber…«
    »Warum versuchst du dann nicht wenigstens, es mir zu erklären? Vielleicht verstehe ich es ja doch. Oder glaubst du, ich bin zu dumm dafür?«
    »Es ist alles noch viel komplizierter, als du denkst…«
    »Ach so, ja? Wenn das so ist, werde ich es mit meinem Spatzenhirn wohl tatsächlich nicht begreifen. Tut mir leid, dass ich nicht so ein Genie bin wie ihr anderen Ravenwood-Schüler«, sagte sie verletzt. Sie sprang auf und wollte sich an ihm vorbeischieben, aber er versperrte ihr den Weg. »Wer hat dich überhaupt gebeten, den Beschützer für mich zu spielen? Ich kann auch sehr gut auf mich allein aufpassen!«
    »Du kennst Milo nicht. Du weißt nicht, was er vorhatte…«
    »Nein, und das werde ich jetzt wohl auch niemals herausfinden. Zufrieden? Und außerdem bist du keinen Deut besser. Schließt dich mit anderen Mädchen im Badezimmer ein, um weiß der Teufel was mit ihnen da drin anzustellen.«
    »Du verstehst das völlig falsch…«
    »Hör zu, Gabriel, wenn du mir nicht endlich sagst, was hier los ist, will ich jetzt nach Hause«, sagte sie, mühsam beherrscht.
    Gabriel betrachtete sie einen Moment lang schweigend mit seinem durchdringenden Blick und nickte schließlich langsam.
    »Okay. Aber ich werde dich begleiten.«
    April zögerte, doch irgendetwas an dem seltsam traurigen Ausdruck in seinen Augen sagte ihr, dass er ihr nichts Böses wollte, auch wenn er sich ziemlich eigenartig benahm.
    »Gut«, seufzte April. »Aber bitte erspar mir weitere unangenehme Überraschungen, okay?«
    Über Gabriels Gesicht huschte tatsächlich ein kleines Lächeln. »Versprochen.«
    Sie brauchten zehn Minuten, um über die windgepeitschte Auffahrt zur Straße zu gelangen, und legten den größten Teil des Wegs schweigend zurück. April warf Gabriel immer wieder verstohlene Seitenblicke zu, aber er schaute die ganze Zeit starr geradeaus. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wenig sie über ihn wusste. Davina hatte ihn zickig genannt, und in der Schule war sie ihm kaum begegnet. Sie dachte noch einmal an den Zwischenfall in der Swain’s Lane. War er ein skrupelloser Mörder? Oder doch ein Ritter in schimmernder Rüstung?
    Sie gingen durch die menschenleeren Straßen in Richtung Hauptverkehrsstraße, um dort ein Taxi anzuhalten, aber als sie sie schließlich erreicht hatten, lag sie genauso verlassen da. »Hier, dir ist doch bestimmt kalt.« Gabriel zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern.
    »Aber dann frierst du«, protestierte April.
    »Mir ist immer kalt.« Gabriel lächelte.
    Dankbar kuschelte sie sich in die vorgewärmte, mit Pelz gefütterte Jacke. »Willst du mir nicht doch sagen, was das vorhin sollte?«
    »Ich kann dir zumindest eins sagen: Milo Asprey ist mit Vorsicht zu genießen. Ich bin mir sicher, dass er nichts Gutes mit dir vorhatte.«
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich das, was er mit mir vorgehabt hat, vielleicht auch wollte? Was auch immer Furchtbares es gewesen wäre?«, fragte sie.
    »Nein. Ich glaube nicht, dass du das gewollt hättest.«
    »Du kennst mich doch gar nicht. Vielleicht bin ich ja gar nicht so lieb und nett, wie du denkst?«
    »Vielleicht.« Er lächelte. »Aber ich hoffe es.«
    Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Wovor hast du mich beschützt, Gabriel? Was ist an dem Abend in der Swain’s Lane passiert?«
    »Du stellst so viele Fragen…« Er schüttelte immer noch lächelnd den Kopf.
    April blieb stehen und wirbelte zu ihm herum. »Jetzt machst du dich auch noch über mich lustig!«, rief sie. »Ich habe keine Ahnung, wovor du mich beschützen wolltest, aber vergiss nicht, dass ich dich auch schon mal geschützt habe. Ich hätte der Polizei sagen können, dass du an dem Abend auf dem Friedhof gewesen bist. Das Mindeste, was ich dafür von dir erwarten kann, ist doch wohl, dass du mir endlich erklärst, was verdammt noch mal hier vor sich geht!«
    Gabriel antwortete nicht, sondern schaute gedankenverloren ins Leere. Schließlich

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