Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
Vom Netzwerk:
erwähnte sie nicht – es gab auch so genug zu bereden.
    »Ich wollte mich wirklich schon viel früher bei dir melden, Fee«, beteuerte sie. »Aber morgens hatte ich nur Gabriel im Kopf und gehofft, ich würde ihn in der Schule sehen, und dann hab ich von diesen ekelhaften Lügen erfahren, die dieser Marcus über mich erzählt. Als ich in der Mittagspause versucht hab, dich zu erreichen, ging immer nur die Mailbox dran. Worüber wolltest du denn so dringend mit mir sprechen?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment lang Stille. »Na ja, es ist nichts wirklich Schlimmes, nur… nur ein bisschen seltsam. Setz dich noch mal an deinen Computer, okay? Ich schicke dir gleich was.«
    Stirnrunzelnd ging April zum Bett zurück und öffnete ihr Mailprogramm, wo bereits eine Mail von Fiona wartete. Sie trug den Betreff »????« und enthielt vier angehängte JPEG s.
    April klickte sie nacheinander an und wartete, bis der Rechner sie heruntergeladen hatte.
    »Siehst du die Bilder schon?«, fragte Fiona ungeduldig.
    »Sie gehen gerade auf… Moment… Das erste ist… oh. Oh Gott!«
    Das Bild war zwar etwas unscharf, wie Handyschnappschüsse es meistens waren, aber man konnte trotzdem gut erkennen, was darauf zu sehen – beziehungsweise nicht zu sehen – war. Sie hatte es in der Nähe der Bar geschossen, wo die ganzen verwöhnten Bonzenkids sich auf Sofas räkelten, und konnte sich noch genau an das Motiv erinnern. Allerdings war ein Detail anders, als sie es in Erinnerung hatte. Im Zentrum des Bildes stand ein Sessel, auf dessen Armlehnen rechts und links zwei Mädchen saßen, die sich lachend vorbeugten. Aber auf der Party hatten sie nicht auf den Armlehnen gesessen, sondern…
    »Wo ist er hin?«
    »Wen meinst du?«, fragte Fiona.
    »Die Mädchen auf dem einen Foto… die saßen nicht auf dem Sessel, sondern auf dem Schoß von einem Typen, der ziemlich heiß aussah. Er hatte ein rotes Hemd an, und es war fast schon peinlich, wie sie sich ihm an den Hals geworfen haben.«
    »Und…?«, fragte Fiona verwirrt.
    »Verstehst du nicht? Ich hab ihn mit den beiden Mädchen zusammen fotografiert! Aber er ist nicht auf dem Bild drauf! Das gibt’s doch gar nicht! Wie kann das sein?«, rief sie aufgelöst. Mittlerweile waren die anderen Bilder ebenfalls heruntergeladen, und sie klickte hastig darauf, um sie zu öffnen. Eines zeigte einen Schnappschuss von einem Flur, in dem sich die Partygäste drängten, einander zuprosteten und tanzten, ein anderes die Eingangshalle, aber…
    »Das gibt’s nicht… Das kann nicht sein!«, stöhnte April.
    »Was ist denn? Schaust du gerade das Foto an, das du mir von Milo geschickt hast?«
    »Aber das… Ich versteh das nicht«, sagte April. »Fee, sag die Wahrheit! Hast du irgendwie mit Photoshop daran rumgebastelt?«
    »Was? Ich? Spinnst du?« Fiona klang eingeschnappt. »Ich dachte, du hättest irgendwas damit gemacht.«
    Beklommen betrachtete April das Foto auf dem Bildschirm. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Es war das Bild, das sie heimlich im Salon von Milo gemacht hatte, um ihn Fiona zu zeigen. Sie hatte darunter geschrieben: »Das ist Milo auf der Tanzfläche – ziemlicher Sexgott, was?« Aber Milo sah darauf nicht aus wie ein Sexgott. Das konnte er auch nicht, weil er gar nicht auf dem Foto zu sehen war. Genauso wenig wie der Typ im Sessel. April schluckte trocken, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Vielleicht hatte sie sich geirrt, was die beiden Mädchen anging, möglicherweise hatten sie wirklich auf den Armlehnen gesessen, und der Typ war aufgestanden, bevor sie das Foto gemacht hatte… Aber bei Milo war jeder Irrtum ausgeschlossen. Sie hatte die Handykamera direkt auf ihn gehalten, und er hatte breit lächelnd getanzt und ein Mädchen im Kreis herumgewirbelt. Aber jetzt war da nur noch das Mädchen zu sehen – ohne Tanzpartner. An der Stelle, wo er hätte sein sollen, war nichts als ein merkwürdig verschwommener schwarzer Fleck zu erkennen.
    »Warum ist Milo nicht auf dem Foto?«
    »Das war es, was ich dich fragen wollte«, sagte Fiona. »Zuerst habe ich noch gedacht, es wäre ein Scherz, aber warum hättest du dir die Mühe machen sollen, jemanden aus einer Partyaufnahme herauszuretuschieren? Und dann hab ich angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich hab keine Ahnung, was bei dir los ist, aber irgendwas geht nicht mit rechten Dingen zu. Und jetzt auch noch die Geschichte mit diesem Marcus, der diese Gerüchte über dich verbreitet. Da ist doch irgendetwas faul.«
    Faul.

Weitere Kostenlose Bücher