Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
darf?«
»Zweifelst du etwa daran? Natürlich kann sie das, du kriegst aber auch gar nichts mit.«
»Hör mal, ich bin kein Idiot.«
»Ach, komm schon, so hab ich das doch gar nicht gemeint! Ich wollte dich nicht beleidigen.«
»Dann pass auf, was du sagst.«
Ich sehe, wie die beiden unter einem Schirm durch den Regen gehen, und frage mich, ob ich wirklich so ein Träumer bin, wie Metáfora glaubt.
* * *
Ich liege im Bett und denke nach. Mein Vater ist noch immer nicht zu Hause. Aber das beunruhigt mich nicht, im Gegenteil: Wenn er noch immer mit Norma zusammen ist, heißt das vielleicht, dass das Problem gelöst ist und er die Zeichnungen nicht verkaufen wird.
Ich muss an das Gespräch mit Metáfora denken. Und es ärgert mich irgendwie, wie sie mich behandelt hat. Das werde ich ihr auch sagen, gleich morgen. Ich werde ihr sagen, dass sie mich nicht wie ein Kleinkind behandeln soll! Ich bin vierzehn Jahre alt und kriege sehr wohl mit, was um mich herum passiert. Hält sie mich vielleicht für einen Deppen?
Piep … Piep … Piep …
Mein Handy. Eine SMS . Wahrscheinlich will Papa mir Bescheid sagen, dass er spät nach Hause kommt und ich mir keine Sorgen machen soll.
Ich lese die Nachricht und traue meinen Augen kaum:
Entschuldige. Das war nicht sehr nett von mir.
Lass uns morgen darüber reden.
Küsschen, Metáfora
XXI
Der Traum des Arquimaes
A rturo , Arquimaes, Alexia und Crispín ritten durch den bitterkalten Tag, an dem es einfach nicht aufhören wollte zu schneien.
Bei Einbruch der Nacht führte Arquimaes, der die Gegend von früher kannte, die anderen zu einer Höhle, in der sie sich ausruhen konnten.
»Zuerst reiten wir nach Ambrosia«, schlug der Weise erneut vor. »Da können wir neue Kräfte sammeln. Danach reiten wir weiter zu Königin Émedi, um ihr unsere Dienste anzubieten.«
»Wir besuchen eine Königin?«, fragte Crispín. »Wird sie uns denn auch empfangen?«
»Ich hoffe, sie erinnert sich an mich«, antwortete Arquimaes. »Ich habe sie vor vielen Jahren kennengelernt.«
»An eurer Stelle würde ich keine großen Pläne schmieden«, mischte sich Alexia ein. »Ihr werdet nämlich nicht weit kommen. Mein Vater wird euch vernichten!«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst, Prinzessin«, entgegnete Arturo. »Wir werden uns mit Königin Émedi zusammentun und gegen dein Hexenreich in den Krieg ziehen.«
»Arturo Adragón wird zum Ritter geschlagen und ich werde sein Knappe«, erklärte Crispín. »Niemand wird das verhindern können!«
Arquimaes hörte sich geduldig all die Drohungen und Prophezeiungen an.
»Zeit zu schlafen«, sagte er schließlich. »Ich übernehme die erste Wache.«
Während der Weise das Feuer schürte, legten sich die anderen zum Schlafen nieder. Um Mitternacht stand Arturo auf, um seinen Lehrmeister abzulösen.
»Legt Euch nieder, Meister, ich werde Wache halten«, sagte er. »Ihr könnt unbesorgt schlafen gehen.«
»Ich bin nicht müde«, antwortete Arquimaes leise, um Alexia und Crispín nicht zu wecken. »Ich habe in den letzten Stunden viel nachgedacht. Über die Zukunft und über die Vergangenheit. Ich mache mir Sorgen.«
»Wollt Ihr Eure Gedanken mit mir teilen?«
Arquimaes kauerte sich dicht neben das Feuer und blickte gedankenverloren in die Flammen.
»Vor Jahren hatte ich einen Traum«, murmelte er. »Einen eindringlichen Traum, der sich Nacht für Nacht wiederholte …«
Die Worte seines Meisters weckten seltsame Erinnerungen in Arturo.
»Ich wurde in eine Familie von Bauern hineingeboren, die im tiefsten Elend lebte«, fuhr der Weise fort. »Mein Vater hatte in seiner Jugend den Fehler begangen, sich einem Aufstand der Bauern gegen den König anzuschließen. Die Revolte scheiterte und mein Vater wurde ins Gefängnis geworfen. Dort blieb er viele Jahre, bis man ihn schließlich begnadigte. Er heiratete meine Mutter, die noch ärmer war als er. Wir Kinder litten ständig Hunger und konnten nicht zur Schule gehen. Krankheiten und Schulden lasteten schwer auf unserer Familie. Ich weiß bis heute nicht, wie wir dieses elende Leben ertragen haben.«
Arquimaes schwieg. Arturo spürte, wie der Knoten in seiner Kehle kurz davor war, sich zu lösen. Da erwachte Crispín, der das feine Gehör eines Wolfes hatte, und setzte sich zu ihnen.
Arquimaes fuhr fort: »Eines Tages wurde mein Vater von einem Adligen erwischt, als er Obst aus den Gärten des Königs stehlen wollte. Ihm wurde kurzer Prozess gemacht, er wurde für schuldig erklärt und mit
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