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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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noch mehr!«
    Ich ziehe mein T-Shirt ganz aus und stelle mich direkt vor ihn hin, damit er mich besser betrachten kann.
    »Bei den Zähnen des Drachen!«, sagt er theatralisch. »So was hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!«
    Sogar die Heulsuse auf der Pritsche blickt interessiert zu mir herüber. Seine Augen sind gerötet, man kann ganz deutlich sehen, dass er leidet wie ein Hund.
    Jazmín ist so erstaunt über das, was er sieht, dass er die Haut seines Kunden tiefer einritzt als nötig. Der Ärmste schreit schmerzerfüllt auf.
    »Jazmín, was machst du da?«, protestiert er. »Du tust mir weh!«
    »Sei still! Ich hab dir einen Freundschaftspreis gemacht, also halt die Klappe! Ich muss mir das Kunstwerk hier erst mal genauer ansehen!« Jazmín legt die Pistole auf eine Art Tablett und wischt sich mit einem Lappen Blut und Tinte von den Händen.
    »Wie findest du das?«, fragt Metáfora.
    »Ein wahres Kunstwerk! Absolut einzigartig!«
    »Hab ich’s dir nicht gesagt?«
    »Geil!«, ruft der Jammerlappen, der sich, wie ich jetzt erst merke, den ganzen Rücken mit Comicfiguren voll tätowieren lässt. »Supergeile Buchstaben!«
    Jazmín beugt sich noch weiter zu mir herüber und fährt mit den Fingerkuppen über die Zeichen. Dann geht er zu seinem Arbeitstisch, nimmt eine große Lupe, kommt wieder zu mir und betrachtet jetzt meinen Oberkörper durch das Vergrößerungsglas.
    »Wer hat das gemacht?«, fragt er schließlich.
    »Ich glaube, das ist durch die Berührung mit einem Pergament entstanden.«
    »Ist das ein Abziehbild?«
    »Nein, kein Abziehbild. Es hat etwas mit Magie zu tun. Ich kann es nicht erklären. Ich wurde in ein Pergament gewickelt, als ich klein war, und die Buchstaben haben sich auf meinen Körper übertragen.«
    »Buchstaben werden nicht übertragen.«
    »Siehst du doch«, entgegne ich. »Meine Haut hat sie aufgesogen wie Löschpapier.«
    »Ah, verstehe.«
    Er fährt fort, mich eingehend zu untersuchen. Sein Erstaunen kennt keine Grenzen. Er berührt mich, kneift mich, und hin und wieder schreit er überrascht auf. Dann tritt er einen Schritt zurück und stellt sich neben Metáfora.
    »Geh zu meiner Kollegin und sag ihr, sie soll dir die Digitalkamera geben«, bittet er sie. »Ich möchte ein paar Fotos machen, für den Internationalen Tattoo Kongress. Die werden staunen!«
    Meine Freundin verschwindet zwischen den Vorhängen. Jazmín kommt mit seiner Lupe zu mir zurück.
    »Und der Drachenkopf auf deiner Stirn, stammt der auch von einem Pergament?«
    »Das weiß ich nicht. Angeblich habe ich ihn seit meiner Geburt. Vielleicht wurde er mir in einem früheren Leben eingebrannt.«
    »Ach, du meinst ein Fall von temporärer Transferenz?«, überlegt Jazmín.
    »Temporärer Transferenz?«
    »Ja, etwas, das in irgendeinem Jahrhundert passiert und in einem anderen wieder auftaucht – das ist eine temporäre Transferenz. Willst du dir das wirklich wegmachen lassen?«
    »Ich weiß nicht. Mir würde es fürs Erste reichen, wenn ich wüsste, was es ist.«
    »Ich finde es super!«, sagt der Typ auf der Pritsche.
    »Lass es mich noch einmal genauer anschauen«, bittet Jazmín. »Das ist das Seltsamste, was ich jemals gesehen habe. Eine merkwürdige Tinte … Erstklassige Arbeit …«
    Ich lasse ihn sich meine Stirn ansehen, so lange er will.
    Er streicht über den Drachenkopf und zieht an der Haut, klopft mit den Fingerknöcheln gegen meine Stirn und drückt ein wenig auf die Zeichnung.
    »Ich werde eine Probe entnehmen und sie untersuchen«, sagt er schließlich. »Das ist nötig, um deinen Fall zu studieren und dich danach zu behandeln. Ich glaube, der Drache ist die Antwort auf dein Problem.«
    »Aber du wirst mir doch nicht wehtun?«
    »Keine Angst, das tut weniger weh als Piercen. Mach die Augen zu, damit du keine Panik kriegst.«
    Feige wie ich bin, folge ich seinem Rat und schließe die Augen. Er zieht an meiner Haut, betastet sie, und dann spüre ich einen leichten Stich. Es tut nicht sehr weh, ist aber ziemlich unangenehm.
    »Ahhhhhhhhhhhhhh!«
    Was war das? Ich mache die Augen wieder auf und sehe, dass Jazmín an der Wand lehnt. Er schwitzt und schaut mich entsetzt an, sagt aber nichts. Der junge Mann auf der Pritsche starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
    »Was ist passiert?«, fragt Metáfora, die zusammen mit der Angestellten hereingestürzt kommt. »Was ist los?«
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Ich hatte die Augen zu. Frag doch die

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