Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
haben Wichtigeres zu tun.«
Crispín gab keine Antwort und ritt schweigend neben seinen Freunden her, dem Sonnenuntergang entgegen.
X
Schwerter und Schilde
E s ist Samstagmorgen und Sombra wartet unten auf uns, in der Hand den großen Kellerschlüssel. Er sieht nicht gerade glücklich aus, denn er ist mit dem, was wir vorhaben, ganz und gar nicht einverstanden. Er war immer der Meinung, dass die Stiftung der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein sollte. Je mehr Türen sich öffnen, desto schlechter für uns alle, sagt er.
General Battaglia ist gerade heruntergekommen und jetzt betritt auch Cristóbal die Vorhalle und stellt sich neben Metáfora.
»Wie geht es deinem Vater, mein Junge?«, fragt mich der General.
»Gut. Er kann bald wieder nach Hause.«
»Freut mich sehr. Er ist ein prima Kerl und hat es nicht verdient, dass man ihn so zurichtet. Ich werde auf seine Genesung anstoßen. Und jetzt ab in den Keller, mal sehen, was er uns zu bieten hat.«
Sombra hat bis jetzt kein einziges Wort gesagt. Er dreht sich um und geht die Treppe hinunter, ganz langsam, so wie immer, wenn er etwas nicht gerne tut. Wir folgen ihm.
»Bitte nichts anfassen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen«, ermahnt er uns, als wir vor der Tür des ersten Kellers angekommen sind. »Das ist Privatbesitz, und ich werde nicht dulden, dass sich jeder nimmt, was er will.«
»Keine Sorge, Mönch, wir sind anständige Leute«, sagt der General.
»Heutzutage sehen sogar Diebe wie anständige Leute aus. Deswegen sag ich’s gleich, ich werde aufpassen wie ein Schießhund! Die Kerle, die Steine aus dem Garten klauen wollten und Señor Adragón zusammengeschlagen haben, waren auch anständige Leute, vermute ich mal.«
Er steckt den riesigen Schlüssel ins Schloss. Mit großem Kraftaufwand schiebt er den rechten Türflügel auf, der in den Angeln quietscht, als wolle auch er gegen unseren Besuch protestieren.
»Seit Jahren war niemand mehr hier unten«, sagt Sombra. Er wedelt mit der Hand, als wolle er den Staub vertreiben … oder Geister. »Warten wir einen Moment und lassen erst mal etwas frische Luft rein.«
Wir sind ganz aufgeregt. Gleich werden wir einen Ort betreten, der vermutlich wahre historische Schätze enthält, die nur wir zu sehen bekommen. Ich bin sehr gespannt, auch wenn ich eigentlich sicher bin, vor vielen Jahren schon einmal hier unten gewesen zu sein.
Sombra betätigt einen Schalter und das Licht geht an. Wir befinden uns in einem riesigen Raum, der mit Spinnweben übersät und unangenehm feuchtkalt ist wie ein Grab. Aus dem hinteren Teil dringen seltsame Geräusche und wir müssen gleich an Geister denken.
»Passt mit den Ratten auf!«, warnt uns Sombra. »Sie tun einem gewöhnlich nichts, aber besser, man reizt sie nicht. Wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, springen sie einen an!«
Da ich ihn sehr gut kenne, weiß ich, dass er uns nur Angst machen will, vor allem dem General. Sombra ist stur wie ein Esel und war von Anfang an gegen unseren Kellerbesuch. Er wird alles tun, damit wir uns gruseln. Deswegen werde ich vorsichtig sein.
Der Keller ist nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich dachte, wir würden ein Gewölbe vorfinden, mit Truhen voller Schätze und Juwelen, mit Bildern und allen möglichen wertvollen Dingen. Doch davon ist hier nichts zu sehen.
Fast alles ist mit Tüchern und Laken bedeckt, sodass man nicht gleich erkennen kann, was sich darunter verbirgt. Es gibt mehrere verschlossene Türen, und auch die vielen Stützpfeiler sorgen dafür, dass wir uns nur schwer zurechtfinden und keine genauere Vorstellung von dem bekommen, was sich hier in diesem Keller befindet.
»Also, General, das ist der Keller. Sagen Sie mir, was genau Sie suchen, vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein«, sagt Sombra.
»Ich weiß nicht … Ich suche nach Spuren, die zu der Schwarzen Armee führen und beweisen, dass sie tatsächlich existiert hat«, antwortet der General, offensichtlich enttäuscht. »Ich brauche Spuren und Beweise!«
»Welche Art von Beweisen? Der Keller ist groß, und wenn Sie mir nicht sagen, was Sie suchen, werde ich Ihnen nicht helfen können.«
»Ich werde mich mal selbst umsehen …«
»Fassen Sie um Gottes willen nichts an, ohne mich zu fragen!«, unterbricht Sombra ihn unwirsch. »Berühren strengstens verboten!«
»Aber wenn du mich nicht suchen lässt, kann ich auch nichts finden. So geht das nicht …«
»Gut, dann ist der Besuch beendet! Wir vertrödeln nur unsere Zeit. Gehen
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