Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Deswegen können sie übrigens auch die U-Bahn nicht bauen.«
»Woher weißt du das? Wieso kennst du dich so gut mit Ausgrabungen und Geschichte aus?«, fragt Metáfora.
»Ich bin … äh … war früher Archäologe«, antwortet er. »Wenn ich einen Stein sehe, kann ich dir genau sagen, wie alt er ist und woher er stammt. Ich weiß alles. Wenn ich dir erzählen würde, was ich alles ausgegraben habe …«
»Ach, das wusste ich nicht, tut mir leid.«
»Ich hab vergessen, es dir zu erzählen«, entschuldige ich mich. »Also, Hinkebein, wir müssen jetzt gehen. Über das andere reden wir später, okay?«
»In Ordnung, mein Junge. Passt auf euch auf!«
Metáfora und ich lassen ihn mit seinen verrückten Gedanken alleine. Manchmal weiß ich nicht, ob er weiß, was er da sagt, oder ob es Hirngespinste sind, die vom Alkohol kommen und der Wut darüber, dass er alles verloren hat. Ich schätze, wenn man auf der Straße lebt, muss man wohl irgendwann paranoid werden.
Auf jeden Fall werde ich die Augen offen halten. Vielleicht hat Hinkebein ja doch recht. Tatsache ist, dass in letzter Zeit viele merkwürdige Dinge passiert sind, zwischen denen ich bisher keinen Zusammenhang herstellen konnte.
XIX
Die Gegenwehr der
Buchstaben
S obald Arturo die stinkende Hütte betrat, wurde ihm klar, dass die Hexe Górgula etwas ganz Besonderes mit ihm vorhatte. Er schauderte. Die Wände waren übersät mit Menschen- und Tierknochen, und allmählich bekam Arturo eine Vorstellung von dem, was ihn erwartete.
»Bindet ihn auf dem Tisch fest und verschwindet von hier!«, befahl die Alte. »Ich will keinen in meiner Nähe haben!«
Die Männer gehorchten ihr auf der Stelle. Arturo lag bewegungsunfähig auf dem riesigen Brett, das als Tisch diente. Als sie alleine waren, versperrte Górgula die Tür mit einem Holzpflock, stürzte sich auf ihren Gefangenen und knebelte ihn.
»Jetzt werden wir ja sehen, was du wert bist!«, sagte sie begeistert und öffnete eine Schublade. »Man wird mir viel Geld für deine kostbare Haut geben! Du bist ein Geschenk der Götter!«
Arturo erschrak, als er das lange, scharfe Messer in ihren Händen sah.
»Ich werde dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen!«, verkündete die Hexe und beugte sich über ihn. »Und ich denke, ich werde sie Demónicus verkaufen! Er wird sicher viel dafür bezahlen!«
Arturo wusste, dass er jeden Moment sein Leben durch die Hand dieser geldgierigen Alten verlieren würde. Er riss die Augen auf und atmete heftig. Dann warf er sich hin und her in der Hoffnung, den makabren Plan der Hexe zu durchkreuzen. Doch er fürchtete, dass nichts und niemand sie davon abhalten konnte. Er befand sich in den Händen der grausamsten Frau, die er in seinem Leben je gesehen hatte. Jeder Widerstand war zwecklos.
* * *
Zur selben Zeit kniete Demónicus vor dem Altar in seinem großen Laboratorium. Drachenknochen hingen an der Wand, Totenschädel und Statuen von Ungeheuern waren um eine Räucherpfanne angeordnet, aus der rote Flammen aufstiegen.
»O Götter, ich flehe Euch an, helft mir, meine Tochter zurückzubekommen«, betete er. »Heute Abend werde ich Euch ein Opfer darbringen, um Euch gütig zu stimmen. Zehn Männer werden bei lebendigem Leibe gevierteilt und ihr Blut wird Euch in Silberpokalen überreicht werden.«
Er nahm sein Messer und schnitt sich in den Unterarm. Dann hob er den Arm über den Kopf, ließ das Blut über sein Gesicht laufen und verteilte es gleichmäßig.
»Jeden Tag werde ich Euch mein eigenes Blut darbringen. Wenn Euch das nicht genügt, opfere ich Euch mein Leben, aber ich flehe Euch an, rettet meine Tochter Alexia! Sie ist die Zukunft dieses Reiches. Wenn sie stirbt, hatte mein Werk keinen Sinn. Und ohne uns wird die Welt zugrunde gehen!«
* * *
Górgula war kurz davor, das Messer in Arturos Haut zu stechen, als sie bemerkte, dass irgendetwas Merkwürdiges geschah. Zunächst konnte sie nicht sagen, um was genau es sich handelte, doch sie spürte, dass Gefahr drohte.
»Was ist das?«, stieß sie hervor. »Was zum Teufel machst du da, Junge?«
Arturo sah, dass die Hexe von etwas erfasst wurde, das stärker war als sie. Sie schien sich plötzlich nicht mehr frei bewegen zu können. Arturo hob den Kopf und verstand, was geschah: Die Buchstaben auf seinem Körper waren wieder lebendig geworden, um ihn zu retten!
»Was ist das für eine Zauberei!«, schrie die Alte. »Du verdammter Hexenmeister!«
Doch mehr konnte sie nicht sagen. Ihr mächtiger Körper hob
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