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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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besuchtes Kloster, in dem wir uns der Kunst widmen, Bücher im mittelalterlichen Stil zu schreiben. Wir verwenden dieselben Werkzeuge, dieselbe Tinte und dieselbe Arbeitsmethode wie damals. Wir bemühen uns, das Leben des 10. Jahrhunderts nachzubilden, ja, man kann sagen, wir essen sogar dasselbe wie unsere Brüder aus jener Epoche.«
    Ich sehe, wie mein Vater die Worte des Mönches förmlich in sich aufsaugt. Der Kalligraf hat ihn in seinen Bann gezogen. Ehrlich gesagt, auch ich bin fasziniert.
    »Ich bin heute sozusagen nur ausnahmsweise hier, denn für gewöhnlich halte ich keine Vorträge. Aber Señor Leblanc hat mich von der Notwendigkeit überzeugt, Ihnen von unserer Arbeit zu erzählen und Ihnen zu vermitteln, wie lebendig das Mittelalter auch heute noch ist …«
    »Findest du das interessant?«, fragt mich Metáfora leise.
    »Klar.«
    »Würdest du gerne in so einem Kloster leben? Wärst du gerne ein Mönch im Mittelalter?«
    »Mmmm … Ja, schon … Vielleicht könnte ich dann mehr über mein Problem erfahren. Und du, wärst du gerne eine Nonne?«
    »Ich wäre gerne eine Königin – um die Hexerei zu bekämpfen.«
    »Wieso?«
    »Dann könnte ich Alexia verbrennen, diese Hexe.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?«
    »Natürlich nicht. Ich wäre gar nicht imstande, einen Menschen zu verbrennen. So was würde ich nie tun.«
    Als der Mönch seinen Vortrag beendet hat, klatschen die Leute begeistert Beifall.
    »Ich will versuchen, mit ihm zu sprechen. Kommst du mit?«, fragt mein Vater Metáforas Mutter.
    »Wenn ihr wollt, könnt ihr in der Cafeteria auf uns warten«, sagt Norma zu uns. »Wir kommen gleich nach.«
    Wir mischen uns unter die Leute, die wieder in die Ausstellung strömen, und machen uns auf die Suche nach Jon Leblanc. Vielleicht kriegen wir ja das Autogramm, auf das Metáfora so scharf ist.
    »Ich habe einige Ihrer Bücher gelesen«, sagt sie, als wir tatsächlich auf ihn treffen. »Sie verstehen es wirklich, den Leser ins Mittelalter zurückzuversetzen.«
    »Vielen Dank, Señorita«, erwidert der Schriftsteller und schreibt seinen Namen in das Notizbuch, das Metáfora ihm hinhält.
    Er schlendert weiter, umgeben von einer Traube von Bewunderern. Metáfora und ich gehen an den Tresen, wo Getränke serviert werden. Als wir gerade eine Cola ergattert haben, kommen mein Vater und Norma herein.
    »Ich bin begeistert«, sagt Norma. »Es war wirklich eine gute Idee, sich mit diesem Mönch zu unterhalten. Ich habe noch nie einen so … so heiteren Mann gesehen.«
    »Ja, das finde ich auch«, sagt mein Vater.
    Die beiden verstehen sich immer besser, und das freut mich. Hoffentlich geht alles gut. Wie oft hört man von Paaren, die schnell zusammenkommen und sich noch schneller wieder trennen. Heute sagen sie, dass sie sich lieben, und morgen, dass sie sich hassen. Eins ist sicher: Wenn ich mich einmal für ein Mädchen entscheide, wird es für immer sein. Und ich werde sie gegen nichts und niemanden eintauschen!
    Wir kommen nach draußen auf die Straße, wo es immer noch in Strömen gießt. Leute mit Regenschirmen hasten vorbei, andere drängen sich unter den breiten Dachvorsprung des Museums.
    Norma hakt meinen Vater unter und öffnet ihren Regenschirm.
    »Hör zu, wir machen jetzt Folgendes: Du und ich gehen ein wenig im Regen spazieren und die Kinder suchen sich ein Café und trinken eine Schokolade.«
    »Wir zwei alleine?«, fragt mein Vater.
    »Du hast doch wohl keine Angst vor mir, oder? Außerdem würde ich gerne mit dir über etwas sprechen, das mir sehr große Sorgen macht.«
    »Sorgen?«
    »Ja, während des Vortrags habe ich mich gefragt, wie wertvoll solche mittelalterlichen Zeichnungen wohl sind …«, sagt sie, während sie meinen Vater mit sich fortzieht. »Also Kinder, bis gleich! Was würdest du tun, wenn du an der Stelle des Mönches wärst? Würdest du etwas so Kostbares verkaufen?«
    Metáfora und ich sehen ihnen nach, wie sie durch den Regen davongehen.
    »Ein schönes Paar, findest du nicht auch?«, fragt sie mich.
    »Ja, sie sind fast gleich groß«, antworte ich.
    »Das wollte ich damit eigentlich nicht sagen. Ich meine, wie gut Mama mit ihm umzugehen weiß. Bestimmt schafft sie es, ihn davon abzubringen, die Zeichnungen zu verkaufen.«
    »Das meinst du mit ›ein schönes Paar‹?«
    »Klar. Ein schönes Paar versteht sich bis in die kleinsten Kleinigkeiten.«
    »Glaubst du wirklich, deine Mutter kann ihn davon überzeugen, dass er die Zeichnungen nicht verkaufen

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