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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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auf. »Fort? Oh, Saetan, ich bin so müde. Muss ich wirklich fortgehen?«
    Er musste seine Ängste besser im Zaum halten und ruhig bleiben, damit sie sich sicher fühlen konnte. »Nein, Hexenkind. Du kannst hier so lange bleiben, wie du möchtest.«
    »Und du? Bleibst du auch?«
    »Ich werde dich niemals verlassen. Das schwöre ich.«
    Jaenelle stieß einen Seufzer aus. »Du solltest ein wenig schlafen«, murmelte sie.
    Lange Zeit lauschte Saetan ihren tiefen, gleichmäßigen Atemzügen. Am liebsten hätte er seinen Geist geöffnet und nach ihr gegriffen, doch das war nicht nötig. Er konnte auch so spüren, wie sehr sie sich verändert hatte.
    Also wandte er sich stattdessen an Andulvar: *Sie ist zurückgekommen.*
    Langes Schweigen. *Wirklich?*
    * Wirklich.* Von nun an benötigte er seine Kräfte für das, was die Zukunft bringen würde. *Sag es den anderen. Und gib Draca Bescheid, dass ich das frische Blut jetzt gerne zu mir nehmen würde.*
    5Kaeleer
    A us einem instinktiven Gefühl des Unbehagens heraus betrat Saetan Jaenelles Schlafgemach im Bergfried ohne anzuklopfen.

    Sie stand vor einem großen, frei stehenden Spiegel und starrte ihr nacktes Spiegelbild an.
    Saetan schloss die Tür hinter sich und hinkte auf das Mädchen zu. Während Jaenelle getrennt von ihrem Körper existiert hatte, war die Verbindung mit ihrem Geist gerade noch stark genug gewesen, um sie füttern und kurzzeitig mit ihr spazieren gehen zu können, sodass es zu keinem Muskelschwund gekommen war. Die Verbindung hatte dem Körper ebenfalls gereicht, um langsam dem Rhythmus des Jahreswechsels zu folgen.
    Frauen des Blutes erreichten die Pubertät für gewöhnlich später als Landen, und der Körper einer Hexe benötigte noch mehr Zeit, um sich auf die Veränderungen vorzubereiten, die aus einem Mädchen eine Frau werden ließen. Jaenelles Körper hatte, gehemmt durch ihre mentale Abwesenheit, erst nach ihrem vierzehnten Geburtstag begonnen, sich zu verändern. Doch obgleich sich ihr Körper folglich noch in einem frühen Stadium der Verwandlung befand, sah er nicht länger wie der einer Zwölfjährigen aus.
    Saetan blieb ein paar Zentimeter hinter Jaenelle stehen. Ihre saphirblauen Augen suchten die seinen im Spiegel, und er musste sich Mühe geben, um möglichst unbefangen zu wirken.
    Diese Augen! Klar und wild und gefährlich, bevor sie wieder ihre menschliche Maske aufsetzte. Genau das war es: Eine Larve, eine Verkleidung. Es handelte sich nicht länger um die Verstellung, derer sie sich als Kind bedient hatte, um zu verheimlichen, dass sie Hexe war. Hier ging es vielmehr um die bewusste Anstrengung, menschlich zu sein. Und dieser Umstand jagte ihm Angst ein.
    »Ich hätte es dir sagen sollen«, meinte er leise. »Ich hätte dich darauf vorbereiten sollen, aber die letzten vier Tage hast du so gut wie durchgeschlafen, und ich …« Er brach ab.
    »Wie lange?«, fragte sie mit einer Stimme, die nach tiefen Höhlen und einer sternenlosen Nacht klang.
    Er musste sich räuspern, bevor er antworten konnte. »Zwei Jahre. Streng genommen sogar ein bisschen mehr. In ein paar Wochen wirst du fünfzehn.«

    Sie erwiderte nichts, und er wusste nicht, wie er die Stille füllen sollte.
    Dann wandte sie sich zu ihm um. »Möchtest du diesen Körper haben?«
    Blut. So viel Blut.
    Ihm wurde übel. Ihre Maske fiel, und egal, wie angestrengt er nachsah, es ließ sich in jenen blauen Augen nicht die geringste Spur von Jaenelle finden.
    Doch er musste ihr eine Antwort geben – die richtige Antwort.
    Nachdem er tief durchgeatmet hatte, erklärte er: »Ich bin jetzt dein gesetzlicher Vormund, quasi dein Adoptivvater. Und Väter schlafen nicht mit ihren Töchtern.«
    »Tun sie nicht?«, erklang ihr Mitternachtsflüstern.
    Der Boden schien unter seinen Füßen nachzugeben. Der Raum drehte sich. Er wäre gestürzt, hätte Jaenelle ihm nicht die Arme um die Hüften geschlungen.
    »Bediene dich nicht der Kunst«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Zu spät. Schon ließ Jaenelle ihn auf das Sofa zuschweben. Als er darauf niedersank, setzte sie sich neben ihn und strich sich das schulterlange Haar aus dem Nacken. »Du brauchst frisches Blut.«
    »Nein, das brauche ich nicht. Mir ist bloß ein wenig schwindlig.« Abgesehen davon trank er seit vier Tagen zweimal täglich frisches Menschenblut; beinahe so viel, wie er sonst binnen eines Jahres zu sich nahm.
    »Du brauchst frisches Blut.« Sie klang gereizt.
    Was er wirklich brauchte, war, den Bastard

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