Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
feiert Winsol dieses Jahr außer Haus«, sagte Gallard. »Da keiner von uns aus Bhak stammt, verbringen alle die Feiertage in ihren Heimatdörfern. Ich habe mich entschlossen, zu bleiben und den Papierkram aufzuarbeiten – und die Anwesenheit des Hofes im Dorf aufrechtzuerhalten. Nach der längsten Nacht kommt der Hauptmann der Wache wieder, und ich besuche meine Familie.«
»Und was soll ich tun? Mein Haus ist verschlossen, mein Hof ist verstreut, und niemand scheint es zu kümmern, dass ich zurückgekommen bin, um die wichtigsten Feiertage im Jahr bei meinem Volk zu verbringen!«
»Wir wussten nicht, dass du wiederkommst. Offen gesagt, Kermilla, hatten wir keinen Grund, anzunehmen, du würdest überhaupt nach Bhak zurückkehren.«
»Warum sollte ich nicht zurückkommen? Ich herrsche hier.«
Noch.
Sie hörte die unausgesprochene Warnung. »Ich war fast
den ganzen Tag unterwegs und bin müde. Ich möchte jetzt auf mein Zimmer. Bitte sorge dafür, dass gleich morgen früh eine Kutsche bereitsteht, die mich zum Landenetz bringt. Ich will mit Sabrina sprechen, bevor sie so in Frivolitäten aufgeht, dass sie ihre königlichen Pflichten vergisst.«
Gallard sog die Luft ein, führte sie aber schließlich, ohne etwas zu sagen, in ihr Gästezimmer.
Sie würde mit Sabrina sprechen und dieses Durcheinander richtigstellen, sodass sie Winsol zumindest ein wenig genießen konnte. Und sie würde für ein paar Tage nach Hause fahren. Sie musste unter Menschen, die sie für wunderbar hielten, und sie konnte darauf zählen, dass ihr Vater ihr genügend Geld zur Verfügung stellen würde, um ihr über die Runden zu helfen.
Kapitel dreiunddreißig
KAELEER
K ermilla stand am Wohnzimmerfenster ihres Elternhauses und sah zu, wie der Schnee fiel. Es war ein geräumiges Haus, typisch für Paare, die aus zweitrangigen Adelsfamilien stammten und die gesellschaftlichen Verbindungen aufrechterhalten wollten, die ihren Kindern von Nutzen sein könnten.
Gesellschaftliche Verbindungen brachten ihr derzeit gar nichts. Jedenfalls nicht, bis sie es geschafft hatte, ihren Vater alleine zu erwischen und ihn dazu zu überreden, ihr unter die Arme zu greifen.
Sie hätte früh morgens am ersten Winsol-Tag aufbrechen wollen, doch erst hatte sie sich mit dem dreimal verdammten Butler herumärgern müssen, um Zugang zu ihren Kleidern zu erhalten – was über die Maßen beleidigend gewesen war –, nur um danach herauszufinden, dass der Großteil ihres Schmuckes und die Hälfte der neuen Kleider, die sie vor ihrem Aufbruch nach Dena Nehele gekauft hatte, fort waren. Nicht von den Dienern gestohlen, wie sie erst vermutet hatte. Nein, es war noch schlimmer. Den Schmuck, der noch nicht bezahlt gewesen war, hatte man den Juwelieren zurückgeben. Die Kleider und Roben, die sie noch nicht getragen hatte, waren an Geschäfte in anderen Provinzen geschickt worden, um die Kleidung zu bezahlen, die sie bereits getragen hatte.
Der Dunkelheit sei Dank hatte sie sich zwei Truhen voller Herbst- und Winterkleider nach Dena Nehele schicken lassen. Die hatten die verdammten neugierigen Haushofmeister nicht gefunden und würden es auch niemals tun.
Als sie diese Angelegenheit geklärt und die Kutsche bestiegen
hatte, um Sabrina in ihrer Residenz aufzusuchen, war die Königin von Dharo bereits aufgebrochen. Und ihr dreimal verdammter Haushofmeister hatte sich geweigert, preiszugeben, wo sie sich aufhielt, sogar als Kermilla mehrfach betont hatte, es handle sich um einen Notfall.
Der Haushofmeister hatte ihr natürlich angeboten, ihren Fall selbst anzuhören.
Der Mann war unattraktiv, hatte kein Rückgrat und kein Herz. Er hörte ruhig zu, ohne ein Anzeichen des Interesses oder der Sorge. Auf keinen Flirtversuch, Schmollmund oder irgendein anderes Mittel, das sich sonst bei Männern als nützlich erwies, ging er ein.
Er hörte zu. Dann berichtete er ihr, welches finanzielle Arrangement Lady Sabrina für Kermilla und ihren Hof freigegeben hatte.
Den Privatflügel der Königlichen Residenz in Bhak würde man für Kermilla wieder öffnen. Sabrina übernahm die Kosten für den Erhalt des Hauses und der dazugehörigen Stallungen bis zum nächsten Frühling. Dies beinhaltete den Lohn für den Butler, die Haushälterin, die Köchin, das Dienstmädchen, den Lakai, den Kutscher und den Stallburschen. Kein zusätzliches Personal, nicht einmal Kermillas persönliche Magd sollte wieder eingestellt werden. Die Versorgung der Königin und des Teils des Ersten Kreises, der
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