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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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herausholen.«
    »Meinst du Geld?« fragte ich, ein wenig bestürzt.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich meine deine Kinder. Wenn du zu mir kommst, ohne jede Vorwarnung, ohne jegliche Unterstützung, dann kriegst du deine Kinder nie. Dann siehst du sie nie wieder.«
    Ich preßte die Lippen zusammen. »Anne kann sie mir ohnehin jeden Augenblick fortnehmen.«
    »Oder sie dir wiedergeben«, erinnerte er mich. »Du hast doch gesagt, daß sie schwanger ist?«
    »Ja, aber …«
    »Wenn sie selbst einen Sohn hat, braucht sie deinen nicht mehr. Wir müssen bereit sein, ihn zu holen, sobald sie ihn fallen läßt.«
    »Glaubst du, ich könnte ihn zurückbekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber du mußt bei Hof sein, damit du um ihn kämpfen kannst.« Ich spürte die Wärme seiner Hand durch das Leinen meines Hemdes. »Ich begleite dich«, sagte er. »Ich kann das Gut ein, zwei Jahre einem Verwalter überlassen. Der König gibt mir bestimmt wieder einen Platz bei Hof. Dann können wir zusammen sein, bis wir sehen, woher der Wind weht. Wir holen die Kinder, wenn wir können, und kehren hierher zurück.« Ich sah, wie ein Schatten über sein Gesicht |471| huschte. »Ist dieses Haus gut genug für sie?« fragte er verlegen. »Sie sind an Hever gewöhnt, und das große Herrenhaus deiner Familie liegt ganz in der Nähe. Sie sind als Adelige geboren und aufgewachsen. Dies hier ist nur ein kleiner Hof.«
    »Sie werden bei uns sein«, sagte ich schlicht. »Und wir lieben sie. Sie haben dann eine neue Familie, die Art von Familie, die noch kein Adeliger je gehabt hat. Einen Vater und eine Mutter, die aus Liebe geheiratet haben. Das ist sicher besser für sie, nicht schlechter.«
    »Und du?« fragte er. »Es ist hier ganz anders als in Kent.«
    »Es ist auch ganz anders als im Westminster Palace«, erwiderte ich. »Ich habe mich entschieden, als mir klar wurde, daß nichts mich dafür entschädigen könnte, nicht bei dir zu sein. Ich brauche dich, was immer es kosten mag.«
    Er zog mich von meinem Schemel auf seinen Schoß. »Sag das noch einmal«, flüsterte er. »Ich glaube, ich träume das alles nur.«
    »Ich brauche dich«, hauchte ich, »was immer es kosten mag.«
    »Würdest du mich heiraten?« fragte er.
    Ich schloß die Augen und lehnte meine Stirn an seinen warmen, starken Hals. »O ja«, antwortete ich. »O ja.«
     
    Wir heirateten am nächsten Tag, sobald mein Kleid und meine Wäsche gewaschen und getrocknet waren. Der Priester kannte William und vollzog die Trauung mit zerstreuter Hast. Mir war das gleichgültig. Meine erste Ehe war in der königlichen Kapelle von Greenwich Palace in Gegenwart des Königs geschlossen worden, schon bald nur noch der Deckmantel für eine Liebesaffäre gewesen und hatte mit dem Tod meines Gatten geendet. Diese Hochzeit, so schlicht sie war, würde mir eine ganz andere Zukunft bringen: ein eigenes Heim zusammen mit einem Mann, den ich liebte.
    Wir gingen Hand in Hand zum Bauernhof zurück, und unser Hochzeitsschmaus bestand aus frisch gebackenem Brot und einem Schinken, den William in seinem Kamin geräuchert hatte.
    »Ich muß lernen, wie man all das macht«, sagte ich beklommen |472| und blickte zu den Balken hinauf, an denen die anderen Schinken von Williams letztem Schwein hingen.
    Er lachte. »Es ist gar nicht so schwer«, meinte er. »Wir stellen ein Mädchen ein, das dir helfen soll. Wir brauchen ein paar Frauen auf dem Hof, wenn die Kinder kommen.«
    »Kinder?« fragte ich und dachte an Catherine und Henry.
    Er lächelte. »Unsere Kinder«, erklärte er. »Ich möchte ein ganzes Haus voller kleiner Staffords. Du nicht auch?«
     
    Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Westminster. Ich hatte bereits eine Botschaft an George vorausgeschickt, in der ich ihn anflehte, Anne und meinem Onkel zu erzählen, ich sei erkrankt. Ich schrieb, ich hätte befürchtet, es könnte das Schweißfieber sein, und mich deshalb vom Hof entfernt, ohne sie noch einmal zu sehen, und ich hätte mich bis zu meiner Genesung in Hever aufgehalten. Die Lüge kam so spät und war so weit hergeholt, daß sie wohl kaum jemand glauben würde, der auch nur ein bißchen darüber nachdachte. Ich verließ mich jedoch darauf, daß sich jetzt, da Anne mit dem König verheiratet war und sein Kind erwartete, niemand mehr dafür interessieren würde, was ich machte.
    Wir fuhren mit einer Barke nach London zurück, die auch unsere beiden Pferde transportierte. Der Abschied fiel mir schrecklich schwer. Ich hatte den Hof

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