Die Séance
Killer auf dem Sofa döste. “Es muss einfach eine Antwort geben”, sagte er.
Sie blickte zu ihm auf, biss sich auf die Lippen. Eben war er nicht da gewesen … und jetzt plötzlich doch wieder. “Du hast in dem Fall die Ermittlungen geleitet”, erinnerte sie ihn.
Er schüttelte den Kopf. “Ja, und sobald ich ein bestimmtes Mädchen im Auge behalten wollte … musste sie sterben.”
“Beau, hast du deine Waffe gezogen und auf Larry Atkins gerichtet?”, verlangte sie zu wissen.
Er schwieg, starrte mit leerem Blick über den Salon. “Ich habe die Waffe gezogen. Aber nicht wegen Larry.”
“Was meinst du damit?”
“Der Mörder war da.”
“Der Mörder war da? Wer war es?”
“Offensichtlich kann ich mich genau daran nicht erinnern.”
Sie starrte ihn an, als hätte er gerade seine Vernunft in Urlaub geschickt. “Aber du hast doch gesagt …”
“Es war Nacht. Dunkel. Jemand hatte angerufen und neben dem Highway verdächtige Schatten gemeldet. Also rief ich Larry an, und wir verabredeten uns an der bewussten Stelle, aber ich kam zuerst dort an. Ich dachte …” Er unterbrach sich und, Geist oder nicht, der Ausdruck, der über sein Gesicht huschte, spiegelte pure Qual wider. “Ich habe sie entdeckt, und ich dachte, sie wäre noch am Leben, also bin ich zu ihr gerannt. Aber dann habe ich etwas gehört, also habe ich die Waffe gezogen. Ich nahm an, der Mörder wäre noch in der Nähe. Sie lag … sie war noch warm, verstehst du”, sagte er sehr leise.
Killer sprang plötzlich auf die Pfoten und bellte einmal, sein Schwanz wedelte.
Es klingelte an der Tür.
Christina erhob sich, als Killer erneut aufgeregt bellte und freudig zur Tür rannte. “Muss jemand sein, den ich kenne”, erklärte sie und marschierte los. Aber als sie sich umdrehte, um festzustellen, ob Beau sie verstanden hatte, war er verschwunden.
Killer bellte wieder. “Alle machen sie Witze über dich”, sagte sie voller Zuneigung. “Du bist ein guter Wachhund.”
An der Tür zögerte sie kurz. Irgendwie wusste sie, dass es Jed war, vielleicht weil Killer sich so freute. Ihr Herz klopfte, als sie durch den Spion blickte.
Es war Jed.
“Hallo”, sagte sie, als sie die Tür öffnete, und versuchte, ganz normal zu klingen.
“Auch hallo”, erwiderte er, und sie trat zurück, um ihn einzulassen. Er ging sofort in die Hocke, um Killer zu tätscheln, der ganz ekstatisch zu sein schien.
Andererseits schien Killer ihren Hausgeist genauso gern zu mögen. Sie drehte sich um und blickte nervös den Flur entlang. Steckte Beau Kidd noch hier irgendwo und ließ sich bloß nicht sehen?
Plötzlich war sie verlegen und ein bisschen besorgt. Ganz bestimmt konnte sie einem Mann wie Jed Braden nicht erzählen, dass sie einen Geist im Haus hätte. Sie musste ihm wirklich nicht noch mehr Gründe für die Annahme geben, sie würde seltsame Dinge sehen. Aber trotzdem …
Der Geist war real. Er existierte nicht bloß in ihrer Vorstellung. Ganz bestimmt nicht.
Aber der Gedanke, der Geist würde jedes Wort ihrer intimen Gespräche mitbekommen, gefiel ihr überhaupt nicht. Oder ihre persönliche … sonstige Kommunikation.
“Und, was gibt’s Neues?”, fragte sie, ging voraus in den Salon und dachte: Ich könnte genauso gut mal nachschauen, ob Beau wieder aufgetaucht ist. “Ich wollte nachher sowieso anrufen. Ich habe Dan versprochen, mir seinen Auftritt als Sensemann anzusehen. Ich wollte Ana fragen, ob sie morgen mit mir hingeht, und ich hoffte, du würdest vielleicht auch mitkommen.”
“Du willst in diesen neuen Park?”, fragte er grimmig und mit gerunzelter Stirn.
“Ja, das habe ich Dan versprochen.”
Er folgte ihr in den Salon und betrachtete die vielen Kisten. “Ich nehme an, die machen da immer noch diesen ganzen Halloween-Kram, trotz der Gefahr”, sagte er, und es war keine Frage.
“Jeder muss seine Brötchen verdienen.”
Er setzte sich auf die Klavierbank und sah sich weiter um. Er erstarrte, als er einen alten Artikel über den Interstate-Killer entdeckte. “Was hast du da denn ausgegraben?”
“Nur ein paar alte Sachen”, sagte sie.
“Sag mir, dass du dich nicht mit dem Fall beschäftigst”, verlangte er.
“Ich sortiere bloß alte Zeitungsausschnitte.”
“Was du tun solltest, ist, dich so weit wie möglich von diesem Fall fernzuhalten”, sagte er barsch.
Von seinem Tonfall überrascht, schüttelte sie den Kopf. “Du hältst dich genauso wenig davon fern”, machte sie ihm klar.
“Ich bin mal
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