Die Seele des Feuers - 10
der der Mutter Konfessor persönlich angetraut werden soll?«
»Es war eine wundervolle Zeremonie«, meinte Zedd. »Wirklich wundervoll. Eher im kleinen Kreis, das schon, aber trotzdem recht elegant.«
Franca stützte ihre Stirn in die Hand. »Bei den Gütigen Seelen, das ist ein starkes Stück.«
»O ja. Außerdem ist er ein Kriegszauberer. Ich vergaß – entschuldigt. Er wurde mit beiden Seiten der Gabe geboren.«
Sie hob den Kopf. »Was?«
»Ihr wisst schon, mit beiden Seiten. Mit Subtraktiver sowohl als auch Additiver Magie. Mit beiden Seiten eben.«
»Ich weiß, was ›beide Seiten‹ bedeutet.«
»Oh.«
Franca musste schlucken. »Augenblick mal. Die Chimären … soll das heißen, es war die Mutter Konfessor, die sie gerufen hat?«
»Nun ja, jedenfalls hat sie…«
Die Frau sprang auf, sodass ihr Stuhl über den Fußboden scharrte. »Es ist Lord Rahl, der – bei den Gütigen Seelen, die Mutter Konfessor höchstpersönlich hat die Seele eines Lord Rahl, eines Kriegszauberers mit beiden Seiten der Gabe, den Chimären als Pfand versprochen?«
»Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Sie wusste nichts von diesem Bann; sie hat es nicht mit Absicht getan. Sie ist eine Seele von Mensch und würde so etwas niemals absichtlich tun.«
»Absichtlich oder nicht, wenn er den Chimären in die Hände fällt…«
»Ich habe die beiden an einen sicheren Ort geschickt – wo die Chimären ihm nichts anhaben können. In dieser Hinsicht haben wir nichts zu befürchten.«
Sie seufzte erleichtert. »Dem Schöpfer sei Dank, wenigstens das.«
Zedd nahm noch einen Schluck. »Nichtsdestoweniger bleibt die Tatsache bestehen, dass unsere Kraft versiegt ist, die Welt ohne Magie dasteht und sich möglicherweise am Rand des Unterganges befindet. Wie gesagt, ich brauche dringend Hilfe.«
Schließlich, als Zedd mit einem Nicken auf ihn deutete, sank Franca wieder auf ihren Stuhl zurück. Lächelnd meinte er, der Tee sei hervorragend, und sie solle doch auch einen Schluck probieren.
»Ich glaube, Zedd, nur der Schöpfer selbst kann Euch noch helfen. Was kann ich Eurer Meinung nach denn tun? Ich bin nichts weiter als eine unbedeutende, mittelmäßige, gewöhnliche Hexenmeisterin in einem riesigen Land. Wieso kommt Ihr ausgerechnet zu mir?«
Zedd musterte sie argwöhnisch. »Was verbergt Ihr eigentlich unter diesem Halsband?«
Sie strich sich mit den Fingern über den Hals. »Eine Narbe. Erinnert Ihr Euch noch an den Lebensborn?« Zedd bejahte mit einem Nicken. »Nun, diese Sorte Männer gibt es fast überall. Männer, die glauben, wer Magie besitzt, sei schuld an allem Elend, das ihnen in ihrem Leben widerfährt.«
»Hier hatte der Fanatismus einen Namen: Serin Rajak. Er entspricht genau dem Typ: gewalttätig und rachsüchtig. Er versteht sich sehr geschickt darauf, seine Wahnvorstellungen in Worte zu kleiden, mit denen er die Emotionen anderer hochpeitscht und sie in seine niederträchtigen Machenschaften hineinzieht.«
»Seine Vorstellung, die Welt von allem Übel zu befreien, bestand also darin, Euch zu töten?«
»Mich und meinesgleichen.«
Sie zog das Halsband kurz herunter, bis man die Narbe sehen konnte.
»Er legte mir einen Strick um den Hals, dann gingen er und seine Kumpane daran, ein Feuer unter mir anzurichten. Er zündelt gern. Seiner Ansicht nach reinigt das die Welt von der Magie eines Menschen – und verhindert, dass sie nach seinem Tod zurückbleibt.«
Zedd seufzte. »Es wird nie ein Ende haben. Aber wie ich sehe, konntet Ihr ihn überzeugen, Euch in Ruhe zu lassen.«
Sie musste lächeln. »Hat ihn ein Auge gekostet, was er mir damals angetan hat.«
»Ich muss sagen, ich kann Euch keinen Vorwurf machen.«
»Das ist lange her.«
Zedd wollte das Thema wechseln. »Ich nehme an, Ihr habt vom Krieg mit der Alten Welt gehört?«
»Natürlich. Wir hatten Abgesandte der Imperialen Ordnung hier bei uns, die die Angelegenheit mit unserem Volk besprechen wollten.«
Zedd richtete sich auf. »Was? Die Imperiale Ordnung hat Leute hier?«
»Das erkläre ich Euch doch gerade. Gewisse Personen aus der Regierung hören sehr genau auf das, was die Imperiale Ordnung zu sagen hat. Ich fürchte, die Imperiale Ordnung versucht, hohe Beamte zu bestechen. Und das bereits seit geraumer Zeit.«
Sie beobachtete ihn über den Rand ihrer Tasse, während sie einen Schluck trank. Sie schien sich dazu durchzuringen, ihm noch mehr zu erzählen.
»Einige Leute hier spielen schon seit längerem mit dem Gedanken, der
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