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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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leidenschaftlich wie zuvor, als sie sich geliebt hatten. Gott, sie brauchte ihn viel zu sehr, und egal wie oft sie sich sagte, dass ihre gemeinsame Zeit nur kurz gewesen war, so wenig half es gegen den Schmerz, den sie fühlte.
    „Der Biss einer Seeschlange ist so zart“, flüsterte er ihr ins Ohr, „dass du ihn nicht spürst. Es tut erst weh, wenn das Gift beginnt, dich zu töten.“
    Seine Worte rieselten wie Eissplitter über ihren Rücken. „Warum sagst du das?“
    „Weil es mit der Liebe so ähnlich ist.“
    Kjell strich ihr noch einmal über das Haar, dann wandte er sich um und rannte davon. Die Nacht hüllte ihn ein, verwandelte ihn in einen silbrigen Schemen, der anmutig ins Wasser sprang und unter den Wellen verschwand.
    Lange sah Fae ihm nicht nach, weil ihre Vernunft sonst vor dem Verlangen kapituliert hätte, ihm zu folgen. Erschöpft schleppte sie sich zurück zum Haus und fokussierte ihre Sinne auf das Gefühl, das noch immer in ihr glühte.
    Die ziehende Sehnsucht und ein angenehmer Schmerz als Nachhall ihrer Vereinigung. Für kurze Momente war sie ungetrübt glücklich gewesen, und wieder hielt das Schicksal die Hand auf, um den Preis dafür zu kassieren. Inzwischen kroch die Kälte über ihre Haut, aber sie fühlte sie nicht so deutlich, wie es hätte sein müssen. Je intensiver Fae in sich hineinhorchte, umso stärker spürte sie die Präsenz der überwunden geglaubten Krankheit.
    Nein! Nicht daran denken. Und schon gar nicht danach suchen.
    All das war nur Einbildung, weil sie daran gewöhnt war, sich krank zu fühlen. Heilung war Heilung, es hatte nichts damit zu tun, wie nah oder fern er ihr war. Und doch fühlte es sich falsch an, allein zum Haus zurückzukehren. Ihre Hand zuckte, weil sie neben sich greifen und seine Finger umfassen wollte. In ihrer Kehle hingen Worte fest, die sie ihm so gerne sagen wollte und es nicht konnte, weil neben ihr nur Dunkelheit war.
    Komm auf den Teppich, Fae.
    Du wirst doch wohl ein paar Tage ohne ihn aushalten.
    Lichtkegel zuckten vor ihr durch die Finsternis. Einer davon streifte sie. Ehe Alexanders Arme sie packten, fragte Fae sich einen Augenblick lang, ob es vielleicht Geister seien, die auf sie zukamen. Hungrige Seelen, ruhelose Wanderer. Ein klammes Gefühl überwältigte sie. Was das älteste Wesen der Meere dazu brachte, sich zu fürchten, konnte auch Kjell etwas antun. Was, wenn jemand herausgefunden hatte, welches Geheimnis den Wal und ihn umgab? Jemand, der schwerer zu besiegen war als körperlose Geister und nicht vor Orten des Todes zurückschreckte?
    Fae starrte in die Dunkelheit hinaus. Nichts war zu sehen, und doch war die Nacht voll von Wesen, die für sie unsichtbar blieben.
    „Geht es dir gut?“ Alexander nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zwang sie, ihn anzusehen. „Was machst du nur, du dummes Ding? Wo ist Kjell?“
    „Weg“, flüsterte sie matt.
    „Warum?“, fragte Ukulele. „Lag es an uns?“
    Fae schüttelte den Kopf. „Er kommt wieder. Das hat er mir versprochen.“
    „Oh“, Ukulele grinste. „Er ist also in Meeresdingen unterwegs.“
    Fae entwand sich Alexanders Griff, stapfte wortlos zum Haus zurück und ging hoch in ihr Zimmer. Die nassen Kleider warf sie in die Waschmaschine, tauschte sie gegen einen blauen Fleecepullover und eine schwarze Jogginghose aus, ging wieder ins Wohnzimmer hinunter und warf sich auf das Sofa. Nein, sie wollte nicht allein sein. Selbst wenn das bedeutete, mit Fragen gelöchert zu werden. Kaum hatte sie sich zwischen die Kissen gekuschelt, kam Rembrandt aus irgendeiner Ecke herbei und sprang auf ihren Bauch. Schnurrend rollte sich der Kater ein, zog Beine und Schwanz an seinen Körper und bildete eine perfekte, vibrierende Kugel.
    „Soll ich eine Geschichte vorlesen?“ Ukulele nahm das Buch vom Tisch und ließ sich in den Sessel am Kamin plumpsen. Himmelherrgott, sie hätte ihn für dieses winzige Stück Aufmunterung küssen können, auch wenn es vermutlich das falsche Buch war, um jemanden von düsteren Gedanken abzulenken.
    „Unbedingt.“ Fae schenkte ihm ein dankbares Lächeln und ließ sich vom warmen Katzenleib trösten. Immer wieder wanderten ihre Finger zum Armband und strichen über die kleinen Perlen, als könnte sie Kjell auf diese Weise zurückbeschwören.
    Es half nichts, sich selbst daran zu erinnern, dass sie vor wenigen Tagen noch allein gewesen war und jahrelang keinen Mann vermisst hatte. Ihr Herz schien vom Gehirn abgekapselt zu sein, ihre Körperchemie spielte

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