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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Wir sind alle sterblich. Bis auf Kjell möglicherweise.“
    „Hat er gesagt, wohin er will?“, fragte Ukulele.
    „In den Norden. Ziemlich weit in den Norden, glaube ich.“
    „Was will er da?“, brummte Henry. „Sich Fettreserven anfressen?“
    Alexander ließ seine perlenverzierten Dreadlocks gegeneinanderklappern. „Er wird schon seinen Grund haben. Die Kamera kommt erst in ein paar Tagen, und bei dem Wetter können wir es sowieso vergessen.“
    Du denkst nur an deinen dämlichen Film, schleuderte Fae ihm in Gedanken entgegen. Du willst endlich Geld und Ruhm einstreichen. Sie zog die Decke noch ein Stück höher. Rembrandt stand auf, gab ein leises Miauen von sich, drehte sich zweimal um die eigene Achse und nahm wieder seine Kugelposition ein.
    „Angenommen“, mutmaßte Ukulele, „unser Freund würde in der Arktis leben. Dann müsste er so fett werden wie ich. Eine isolierende Fettschicht ist unabdingbar. Fae, bete darum, dass er wirklich zurückkommt. Sonst geht dein Lieblingsfisch auf wie ein Hefekuchen.“
    „Kjell sind irdische Naturgesetze egal.“ Sie lugte unter ihrer Decke hervor. „Für ihn gelten andere Regeln. Er hat auch noch seine Haare, obwohl sie unter Wasser nutzlos bis hinderlich sind.“
    „Vielleicht ist er noch nicht lange genug so, wie er ist.“ Ukulele versuchte händeringend, sie aufzumuntern. Zu Faes Überraschung funktionierte sein Plan sogar. „Gut möglich, dass er sie erst noch verliert. Vielleicht befindet sich sein Körper noch immer in der Anpassungsphase. Pass auf, er wird kahlköpfig und fett zu dir zurückkehren.“
    „Wenn er dick wird, dann nur wegen der Pralinen und dem Kakao mit Sahne. Das ist keine artgerechet Ernährung.“
    „Genausowenig wie Gewürztee mit Rum“, stichelte Alexander.
    „Touché, Bruderherz.“
    „Wenn es länger dauert, schiebe nicht gleich Panik, Schwesterherz. Ich wette, draußen im Meer verfliegen Wochen wie Stunden.“
    „Danke. Das ist sehr aufmunternd.“
    „Ist das nicht unglaublich?“, schwärmte Ukulele. „Da draußen kocht das Meer, es ist stockfinstere Nacht, es regnet wie aus Eimern. Und unser Freund schwimmt quer durch den Ozean.“ Er hob seinen Arm. Im flackernden Feuerschein sah Fae, wie sich die Härchen auf seiner schokoladenbraunen Haut sträubten.
    „Ich weiß“, seufzte sie. „Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.“
    „Da sagst du was“, grummelte Henry, während Ukulele mit theatralischer Grimasse die Arme rang. „Wenn ich daran denke, welch ein Brimborium wir vor jedem Tauchgang veranstalten, und er rennt einfach nach draußen und interessiert sich einen Dreck für Dekotabellen und Nullzeit.“
    „Nicht ganz“, gab Ukulele zu bedenken. „Meeressäuger können genauso wie wir an der Dekompressionskrankheit sterben. Weißt du noch letztens, das Militärmanöver? Sie benutzten dieses starke Sonar, und ein paar Stunden später war die Küste voller gestrandeter Wale. Sie sind in Panik geraten, tauchten zu schnell auf und verreckten genauso elendig, wie wir verrecken würden.“
    „Verbieten sollte man so was“, knurrte Henry. „Das ist, als würde ein Delfin an Land kommen, uns Menschen einen Baseballschläger über den Schädel ziehen und wieder ins Wasser gehen.“
    Fae kraulte den Kater, presste beide Füße eng aneinander und bewegte sie gleichmäßig hin und her, als besäße sie eine große Flosse, die sie im Wasser vorantrieb. Über ihre Träumereien glitt sie schließlich in den Schlaf hinüber, der tief und traumlos war, und als sie langsam daraus zurückkehrte, graute bereits der Morgen. Rembrandt lag noch immer zusammengerollt auf ihrem Bauch. Sein weißes Fell schimmerte und erinnerte sie an Kjells nackten Körper, umschäumt von der Brandung, den sie mit Blicken verschlungen hatte.
    Hinter dem Fenster zeigte sich ein Fetzen blauer Himmel. Doch noch während sie unter ihrer Decke hervorblinzelte, zog wieder die Dunkelheit eines stürmischen Regentages herauf. Fae kochte sich eine Kanne Dattelhonigtee, stellte ihren Laptop und eine Pralinenschachtel auf den Tisch und kuschelte sich wieder in ihre Decke. Ein neuer Sturm tobte, der Regen peitschte gegen die Fenster und erfüllte das Haus mit seinem Prasseln und Rauschen.
    Fae wärmte sich die Hände an der heißen Teetasse, schaltete den Laptop an und schrieb. Stunde um Stunde. Neunzehn Seiten bis zum Abend, die sie während der Nacht überarbeitete. Rembrandt blieb treu an ihrer Seite, rollte sich mal auf dem Tisch zusammen, mal auf

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