Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
persönlich zu bedienen.“
Julian lachte in sich hinein und betrachtete das Frühstücksensemble auf dem Tisch. „Wir haben gern einen Mix aus Angestellten. So ist es leichter, in der Welt der Menschen nicht aufzufallen.“ Er belud einen Teller mit Eiern Benedikt, Buttermilchpfannkuchen und frischem Obst und reichte ihn Serena. „Bist du etwa eifersüchtig?“
Serena richtete sich im Sessel auf und stellte den Teller auf ihren Schoß. „Auf was? Sie haben die freie Auswahl, mit wem Sie Ihre Zeit verbringen wollen. Ich will Ihnen da nicht in die Parade fahren.“ Sie stach mit der Gabel ins Eigelb und sah dabei zu, wie sich die gelbe Flüssigkeit auf ihrem Teller verteilte.
„Du bist eifersüchtig.“ Aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen, und er schob sich eine Erdbeere in den Mund. „Keine Sorge. Sie kann dir nichts entgegensetzen.“
Das Frühstück verlief schweigend. Serena war ausgehungert – normalerweise frühstückte sie morgens und nicht erst am Nachmittag. Trotzdem zwang sie sich, langsam zu essen und nicht zu schlingen.
Julian deutete auf eine Flasche Champagner, die in einem silbernen Kühler auf dem Servierwagen stand. „Ein Gläschen Champagner? Pur oder lieber gemischt mit Orangensaft?“
„Warum versuchen Sie immer, mich mit Champagner abzufüllen? Außerdem ist es gerade mal drei Uhr nachmittags!“
„Wie wär’s, wenn du mal ein bisschen lebst? Spaß hast?“
„Spaß?“ Das Wort klang bei ihr wie ein spitzes Quieken. „Ihr Verständnis von Spaß ist pervers. Mit dem Leben von Menschen zu spielen und damit zu drohen, sie zu vernichten, ist kein Spaß.“
Er stellte seinen leeren Teller weg. „Und wie sieht deine Vorstellung von Spaß aus? Am Samstagabend mit einem Becher Kamillentee zu Hause hocken? Andere Leute davon abhalten, sich zu amüsieren? Dein Bruder war sich nicht mal sicher, ob du überhaupt weißt, wie man Spaß hat.“
Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie blinzelte sie weg. Er sollte sie nicht weinen sehen.
„Das war gemein.“ Eine große Traurigkeit drohte sie zu überwältigen. Nicht nur wegen dem, was Julian gerade gesagt hatte, sondern auch, weil sie Andrew so vermisste, weil ihr Bruder offensichtlich glaubte, sie hätte nie Spaß gehabt. Und weil sie wusste, dass er recht hatte. Sie stand auf, um in ihr Schlafzimmer zu gehen.
Julian atmete seufzend aus. „Warte, Serena. Lass uns Waffenstillstand schließen. Es kann doch nicht sein, dass wir uns in den kommenden sieben Tagen zanken wie die kleinen Kinder. Wir sollten uns wie Erwachsene benehmen.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin erwachsen“, sagte sie und klang dabei wie eine bockige Dreijährige.
„Dann benimm dich entsprechend. Du warst einverstanden, hierher mitzukommen, und das heißt, du bleibst hier. Akzeptier einfach die Konsequenzen deiner Entscheidung. Sieh mal aus dem Fenster. Las Vegas liegt uns zu Füßen. Hast du denn gar keine Lust, rauszugehen und dich umzusehen?“
„Von wegen meine Entscheidung!“ Sie explodierte fast. „Hierherzukommen war wohl kaum meine Entscheidung. Sie haben mich dazu genötigt. Erst bedrohen Sie meinen Bruder, und jetzt beleidigen Sie mich! Und dann sagen Sie mir, ich soll die Verantwortung für mein Tun übernehmen? Sind Sie noch ganz dicht? Sie wissen doch gar nicht, was ehrenhaft bedeutet! Wenn Sie nur ein Fünkchen Ahnung davon hätten, was ehrenhaft bedeutet, hätten Sie mich schon längst gehen lassen!“
Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie zum Teufel wünschen. Doch er lehnte sich einfach in seinem Sessel zurück und seufzte. „Ich weiß, was es bedeutet, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Wenn du darauf bestehst, bin ich aber gern derjenige, der den Anfang und das Friedensangebot macht.“ Eine Weile schwieg er, dann sagte er: „Ich entschuldige mich.“
Es war die vermutlich unehrlichste Entschuldigung, die sie je gehört hatte, aber immerhin. Ihr Gesicht erhellte sich. „Das heißt, Sie lassen mich gehen?“
„Natürlich nicht. Und jetzt zieh dir was anderes an als das Kleid von gestern Abend. In deinem Schrank hängen jede Menge neuer Klamotten.“
Sie gehorchte und betrat den luxuriösen begehbaren Kleiderschrank, um sich die Sachen anzusehen. Minutenlang stand sie einfach nur da und ging den Kleiderschrank durch. Diese Sachen waren wesentlich gewagter als das, was sie üblicherweise trug, und viel schicker. Es gab tief ausgeschnittene Kleider, die nicht viel länger als ihre T-Shirts
Weitere Kostenlose Bücher