Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
etwas mit einer Frau zu tun.
Schließlich hörte sie mit den Mutmaßungen auf. Was auch immer da sonst noch war, was auch immer er ihr gern sagen würde – es war besser, es nicht zu wissen.
Sie lächelte und versuchte, ihre Aufmerksamkeit den Neonlichtern über ihren Köpfen zuzuwenden. Die Eindrücke des Strips waren so vielfältig, dass sie schnell auf andere Gedanken kam.
Als sie in einer Hotellobby an einem großen Spiegel vorbeikamen, blieb er stehen. „Sind wir nicht ein schönes Paar?“ Julian zog sie an sich. Vor Wut errötend, machte sie sich los, ohne ein Wort zu sagen. Aber er hatte recht. Seine dunklen Haare und die sonnengebräunte Haut bildeten den perfekten Kontrast zu ihrer blassen, feinen Erscheinung. Sie war es gewohnt, dass die Männer sich nach ihr umdrehten, und ignorierte es für gewöhnlich. Aber als sie jetzt weitergingen, fielen ihr die bewundernden Blicke auf, die die Menschen ihnen zuwarfen.
Wieder ermahnte sie sich selbst. Er ist kein normaler Mann. Ich kann meinen Status als Engel verlieren oder Schlimmeres. Sie erschauderte. Sie hatte ihm schon einmal nachgegeben. Was, wenn sie tatsächlich mit ihm schlief? Was hatte Arielle darüber gesagt? Sie versuchte, sich die Worte ihrer Ausbilderin ins Gedächtnis zu rufen. „ Es käme auf die Umstände an.“ Das hatte Arielle gesagt. Serena schwor sich, dass es nie so weit kommen würde. Sie durfte sich auch nicht mehr von ihm küssen lassen. Diese eine Woche musste sie überstehen, das war alles. Sieben Tage, und dann würde er für immer aus ihrem Leben verschwinden.
Wenn sie ihm bloß einen Moment entwischen und mit Arielle sprechen könnte! Die ganze Zeit über suchte sie nach Telefonzellen, aber immer, wenn sie eine sah, hatte Julian den Arm um sie gelegt oder hielt fest ihre Hand.
Eine wunderschöne Gartenanlage mit Wasserbecken zog in einem der Hotels, die sie sich anschauten, die Blicke auf sich. Im Wasser spielten Baby-Delfine. Als sie den Tieren beim Tollen im Wasser zusahen, verspürte Serena fast mütterliche Gefühle. „Wie süß“, meinte sie lächelnd.
„Essen für den Nakara.“ Es sollte witzig klingen, aber sie fragte sich, wozu Julian tatsächlich in der Lage war. Als sie ihn ansah, beugte er sich zu ihr herunter, ganz nah, den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, als wollte er sie küssen. Sie erstarrte und wartete darauf, dass seine Lippen die ihren berührten und sie diesen wohligen Schwindel empfand, wenn seine Zunge in ihren Mund eindrang. Doch er wandte sich mit einem ironischen Lächeln von ihr ab. Sie tat es ihm gleich und verfluchte ihre alberne Enttäuschung.
Weiter ging es, durch die Kasinos, durch das kein Ende nehmende Geplärre und Gedudel der Spielautomaten und durch die Scharen von Touristen. Ältere Leute saßen wie festgeklebt auf kleinen Hockern und fütterten stumpfsinnig die Automaten mit Münzen, deren Appetit niemals gezügelt war. Trauben von Menschen standen um die Roulette- und Blackjacktische herum und beobachteten das Auf und Ab des Siegens und Verlierens.
Julian deutete auf die Spieltische. „Willst du nicht auch mal spielen? Wir sind immerhin in Las Vegas.“
„Ich mache keine Glücksspiele.“
„Ich verstehe. Du willst dein eigenes Geld nicht riskieren. Hier, nimm meins.“ Er zog sein Portemonnaie aus der Tasche und hielt ihr gleich mehrere Hundertdollarscheine hin.
Sie blinzelte und verstand nicht. Wollte er ihr wirklich Geld geben? Das gedämpfte Licht, die verspiegelten Wände, das knallbunte Muster des Teppichs und der Lärm verursachten ihr plötzlich Kopfschmerzen. Es war ein so schöner, heller und sonniger Nachmittag, aber hier im Kasino hatte man den Eindruck, es wäre finstere Nacht. Die künstliche Umgebung weckte in ihr die Sehnsucht nach Sonne und natürlichem Licht. Sie wollte raus. „Nein, wirklich nicht“, sagte sie und hoffte, er würde nachgeben und mit ihr hinausgehen. „Ich halte nichts davon.“
Er ließ die Hand ein wenig sinken und sah sie stirnrunzelnd an. „Nicht mal ein Vierteldollar?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Jetzt komm schon! Du bist doch nicht etwa eine Spaßbremse?“ Seine Mundwinkel zuckten. Schon wieder machte er sich über sie lustig.
Seufzend nahm sie eine Vierteldollarmünze aus ihrem Portemonnaie und steckte sie in den erstbesten Spielautomaten. Fünf Sekunden später verkündeten ihr das Piepen und die Bilderreihe auf der Anzeige, dass ihr Geld für immer verloren war.
„Bitte sehr. Ich habe verloren. Und was soll daran
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