Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
Spaß machen?“
Er verbarg sein Lächeln hinter einer Hand und versuchte, nicht laut zu lachen. „Vielleicht hast du einfach noch nicht verstanden, dass es immer eine Chance gibt, zu gewinnen. Das Wissen darum macht süchtig. Weil man nicht weiß, was das Leben noch alles bereithält.“ Er hielt ihr wieder die Dollarscheine hin. „Komm, ich zeige es dir.“
Das Geld tauschte er gegen vier Einhundertdollarjetons ein. An einem Roulettetisch neben ihnen rief in diesem Moment der Croupier: „Meine Damen und Herren, Ihr Einsatz bitte!“
Julian setzte alle vier Jetons auf die schwarze Zweiundzwanzig.
„Nichts geht mehr“, sagte der Croupier und drehte das Rad.
Serena sah zu, wie die kleine weiße Kugel in dem glänzenden Zylinder herumwirbelte und die roten und schwarzen Zahlen verschwammen. Dann wurde das Rouletterad langsamer, die Kugel hüpfte kurz in das Nummernfach der roten Neun und blieb schließlich im Fach der schwarzen Zweiundzwanzig liegen.
„Die Zweiundzwanzig gewinnt!“, verkündete der Croupier. Er zählte Jetons im Wert von vierzehntausend Dollar ab und schob sie mit dem Rateau zu Julian hinüber. Neugierig geworden durch den großen Stapel Jetons, blieben die Leute am Roulettetisch stehen. Julian setzte noch einmal, diesmal alles auf Schwarz, und grinste nur, als die Menge jubelte und klatschte. Serena schaute ihm ungläubig zu und fragte sich, was passieren würde, wenn er verlor. Würde er enttäuscht aufgeben oder weiterspielen und versuchen, doch noch zu gewinnen?
Aber natürlich gewann er auch diesmal. Er sammelte die Jetons im Wert von achtundzwanzigtausend Dollar ein und tauschte sie gegen Hundertdollarscheine. Ein dickes Bündel Scheine steckte er ein und wies den Kassierer an, den Rest im Tresorraum des Hotels deponieren zu lassen.
Grinsend schaute er sie an. „Regel Nummer eins: Wissen, wann man aufhören muss. Alles andere wäre verdächtig.“
„Sie haben wirklich die Bank betrogen!“ Serena war schockiert.
Sein Grinsen verwandelte sich in gespielte Verletzung, doch seine Augen strahlten immer noch vor Freude. „Selbstverständlich nicht. Aber wir beide haben nun mal einen gewissen Einfluss auf die Welt, die uns umgibt, und haben auch keine Scheu, diesen Einfluss zu nutzen.“
„Ich nutze meinen Einfluss nicht für meinen persönlichen Vorteil.“
„Ach nein? Für jede Seele, die du rettest, bekommst du doch Pluspunkte gutgeschrieben. Du willst doch ganz sicher auch mal in die höheren Reihen der Engel aufsteigen. Also erzähl mir nicht, dass es dir nie um deinen persönlichen Vorteil geht.“
„Das ist ja wohl etwas anderes. Was ich tue, tue ich nicht für Geld.“
„Solltest du aber vielleicht. Komm, lass uns die Kohle auf den Kopf hauen. Irgendwie habe ich das Gefühl, daran hast du mehr Spaß.“
Dann führte er sie nach draußen. Es war gar nicht so leicht, die wunderschönen Kleider in den Schaufensterauslagen der edlen Boutiquen zu ignorieren, keine Reaktion zu zeigen beim Anblick der herrlichen Schmuckstücke in den Glaskästen der Juweliere und der schier unendlichen Parade von schicken Schuhen und Handtaschen. Sie musste lernen, sich von weltlichen Dingen zu lösen. Jedenfalls redete sich Serena das wie ein Mantra ein. Materieller Besitz führte nur zu diesem ungesunden Verlangen, das gerade in ihr geweckt wurde.
In einem der Schaufenster erblickten sie ein besonders schönes Kleid, aus einem ganz zarten Stoff und in einem matten Stahlblau. Julian blieb stehen und bewunderte die feine Stickerei auf dem Mieder des Trägerkleids. „Das sieht bestimmt toll an dir aus.“
Ja, es würde toll an mir aussehen, dachte sie sehnsüchtig. Aber sie brauchte es nicht, und sie wollte ihm nicht für irgendetwas dankbar sein, und sei es nur für ein albernes Kleidungsstück.
„Komm, probier es mal an“, schlug er vor. „Du brauchst etwas Schickes für das Dinner heute Abend.“
„Ich habe ein Kleid. Das, was ich gestern trug. Und in meinem Schrank hängen viele andere Kleider.“ Nein, sie würde sich nicht überreden lassen.
„Aber keins wie dieses.“
Das stimmte. Dennoch blieb sie entschlossen auf dem Bürgersteig stehen, als er die Tür der Boutique öffnete.
„Wenn du es nicht anprobieren möchtest, schicke ich einfach meinen Assistenten wieder los. Du raubst dir damit die Freude, dir deine Sachen selbst auszusuchen und wirst am Ende nur solche haben, in denen du dich nicht wohlfühlst.“
„Ich behalte die Sachen, die Sie mir kaufen, ohnehin
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