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Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Dämons (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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zu schicken, damit sie ihre verlorenen Seelen suchen und weiter die göttliche Liebe verbreiten konnte.
    Doch das Dämonenhafte in ihm gewann sofort wieder Überhand. Er durfte nicht schwach werden – erst recht nicht nach dem, was Harry gesagt hatte.
    Er konnte sie auf keinen Fall gehen lassen. Weder jetzt noch später.
    Noch sonst jemals.
    „Du siehst wunderschön aus.“ Das Kompliment kam ihm so schroff und platt über die Lippen, dass es ihn selbst überraschte. Er suchte nach Worten, wollte ihr sagen, wie stolz er war, sie heute Abend zur Begleiterin zu haben – auch wenn er sie dazu zwang. Schließlich gab er auf. Alles, was er ihr sagen würde, klänge herablassend oder respektlos. Und weitere Bewunderungsbekundungen brächten sie nur dazu, ihre Verteidigungswälle wieder zu verstärken.
    Er hakte sie unter, und so verließen sie das Zimmer. Julian begann, sinnlos drauflos zu schwafeln. Er, der sonst mit Worten so sparsam war. Jetzt konnte er nicht aufhören. Er beschrieb ihr die Entstehung seines neuen Klubs so detailreich, dass ihr neugierig-interessierter Blick langsam glasig wurde. Er plapperte immer noch, als sie die Lobby und das Hotelkasino durchquerten, vorbei an jubelnden Gewinnern und seufzenden Verlierern und den Rufen der Croupiers. Er plapperte immer noch, als sie das erstklassige Hotelrestaurant betraten, und legte nur eine Pause ein, um dem Restaurantleiter den Namen ihres Gastgebers zu nennen.
    „Wir sind mit Corbin Ranulfson verabredet.“
    Schockiert starrte Serena Julian an, als sie den Namen hörte. Natürlich.
    „Ich hatte doch gesagt, dass wir mit meinem Geschäftspartner essen gehen“, erinnerte Julian sie stirnrunzelnd. Er spürte, wie ihre Finger auf seinem Arm zitterten.
    Corbin eilte der Ruf voraus, extrem brutal zu sein. Diese Brutalität hatte sich in den Jahrhunderten seines Dämonendaseins manifestiert. Er war ein Nachfahre normannischer Krieger und brachte von Haus aus ein Maß an Grausamkeit mit, das alle anderen Dämonen zugleich fürchteten und beneideten. Moralische Autoritäten ließ er nicht gelten, und er war nur einer einzigen Kreatur Rechenschaft schuldig: Satan persönlich. Julian hatte es daher als sinnvoller erachtet, ihn sich zum Gefährten zu machen statt zum Feind. Bisher war ihre geschäftliche Partnerschaft ohne Probleme verlaufen. Doch selbst Julian konnte manchmal nicht umhin, die Zusammenarbeit mit dem älteren Erzdämon mit einem Spaziergang auf einem Minenfeld zu vergleichen.
    Serena biss sich auf die Unterlippe, als ein Kellner sie durch das großzügig angelegte Restaurant führte. Stumm gingen sie unter den Samtdraperien in Blutrot und Gold vorbei, die von der Decke hingen. Vorbei an den Tischen mit Gästen, die sie voll Neid und unverhohlener Lust anstarrten. Schließlich blieben sie vor einer geräumigen Nische stehen, von der aus man das gesamte Restaurant überblicken konnte.
    In dieser Nische saß der Hoteleigentümer und unterhielt sich gerade mit einer dunkelhaarigen Frau, die ihnen den Rücken zugewandt hatte. Julian kannte Corbins neue Begleiterin nicht. Sie hatte glänzende schwarze Locken, die ihr auf den schlanken, textilfreien Rücken fielen. Doch Julian war sofort klar, dass sich ihre Schönheit mit der Serenas nicht messen lassen konnte.
    „Julian, mein Lieber.“ Corbin hob die Hand zum Gruß. Seine Begleiterin drehte sich um.
    Sie war immer noch genauso schön wie an dem Tag, als Julian sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals, vor zweihundert Jahren, als sie an einem Kanal in Venedig entlangschlenderte. Und er wettete darauf, dass sie immer noch genauso böse war wie damals.
    „Hallo, Chila“, begrüßte er sie mit ihrem Kosenamen aus der Zeit, als sie ein Liebespaar gewesen waren.
    „So heiße ich jetzt nicht mehr.“ Luciana spitzte die Lippen, wie sie es früher schon getan hatte, wenn ihr etwas missfiel.
    Ihr italienischer Akzent war kaum noch zu hören, so wie sein britischer Akzent im Laufe der Jahre verschwunden war. Genau wie er war auch sie jetzt Amerikanerin. Doch ihr Heimatland ließ sich aus dem Singsang ihrer Sprechmelodie noch immer erahnen.
    „Wenn es sein muss, nenn mich Lucy. Ich bevorzuge jedoch Luciana.“ Sie klimperte mit den getuschten Wimpern. „Wie lange ist das jetzt her, amore mio ? Zehn Jahre? Zwölf?“
    Lange hatte er versucht, ihre letzte Begegnung zu vergessen. Doch sie war ihm noch immer ins Gedächtnis eingebrannt, so wie alle anderen Male, als sie ihn betrogen hatte. Sein Magen begann zu

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