Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
rebellieren. Doch Julian riss sich zusammen und zwang sich, sie anzulächeln und ihr charmant die Wangen zu küssen.
„Luciana, Corbin – wenn ich euch meine liebe Freundin Serena St. Clair vorstellen darf.“
Für Serena geriet Corbin mit einem Mal in Vergessenheit. Total schockiert starrte sie Luciana an. Julian bemerkte ihr verwirrtes Lächeln, als er sie einander vorstellte. Sie konnte ihre Erschrockenheit nicht so gut verbergen wie er. Doch als sie in der plüschigen Nische ihre Plätze einnahmen, genügte allein ihr Blick, um zu verstehen, dass sie Antworten haben wollte.
7. KAPITEL
S erena aß also mit drei mächtigen Dämonen zu Abend. War sie ihr Gast oder ihre Hauptspeise?
Das Bild einer auf einem Ast zusammengerollten, zischenden Schlange kam ihr in den Sinn, und ihr war durchaus bewusst, dass das ihr letztes Dinner sein könnte. Sie musste sich so verhalten, dachte sie, wie man sich gefährlichen Tieren gegenüber verhält: keine plötzlichen Bewegungen, sie nicht die eigene Angst spüren lassen.
Also versuchte sie, ihren Schreck zu vergessen und ließ das kurze Gespräch Revue passieren, das sich eben zwischen Julian und Luciana abgespielt hatte.
Amore mio. Mein Liebling. So hatte Luciana Julian genannt. Sie sah aus wie ein italienisches Supermodel, groß, schlank, mit rabenschwarzem Haar und wunderschön. Sie sah Julian mit unverhohlener Begierde an und taxierte seinen Körper, während er sich zu ihr herunterbeugte und ihr Küsschen auf die alabasterfarbenen Wangen drückte. Serena war eifersüchtig.
Jetzt streckte ihr die Dämonin die Hand hin. „ Buona sera , meine Liebe. Wie schön, Sie kennenzulernen. Julians Freunde sind immer auch meine Freunde.“ Ihre Hand war kühl und zart und weich wie Seide. Diese Hände hatten einmal Julians muskulösen Körper gestreichelt und ihn zu den Höhepunkten der Lust geführt, das war klar. Und Serena würde sich das nie trauen. Ihre Eifersucht nahm beinahe überhand.
Zu ihrer Genugtuung schien auch Luciana eifersüchtig zu sein. Serena entging nicht, dass die andere sie anstarrte wie die Schlange das Kaninchen.
Unsicher zog Serena ihre Hand weg und wich zurück. Sie lehnte sich an Julian, als könnte sie durch seine Stärke wieder an Sicherheit gewinnen. Doch auch vor ihm war sie nicht sicher. Sie mochte der Viper entgehen, aber dabei in die Fänge der Kobra geraten.
„Meine Liebe, Sie sehen hinreißend aus.“ Corbin schien wirklich beeindruckt. Serena zwang sich, Haltung zu bewahren und zu lächeln. Normalerweise hätte sie sich jetzt sofort aus dem Staub gemacht. Corbin Ranulfson war ein gut aussehender, blonder Mann Mitte dreißig mit bernsteinfarbenen Augen. Auf den ersten Blick wirkte er sympathisch. Aber mittlerweile wusste sie, dass das Aussehen eines Dämons grundsätzlich trügerisch war.
Dieser Mann war berühmt. Oder besser gesagt: berüchtigt. Sein Name wurde von den Engeln nur flüsternd ausgesprochen, und jeder neue Schutzengel, so auch Serena, wurde vor ihm gewarnt. Man hatte jeglichen Kontakt zu ihm unbedingt zu vermeiden. Er übertraf Julian um ein Vielfaches an Bösartigkeit. Und trotzdem war sie hier, mitten in seinem Reich. Mit Julian als ihrem einzigen Beschützer.
Serena versuchte, ihre Missbilligung zu verbergen, als Corbin ihre Hand ergriff, um ihr galant einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Alkoholdunst waberte zu ihr herüber. Der Dämon betrachtete sie mit sichtlichem Wohlwollen. Sie konnte den Angstschauer nicht unterdrücken, der sie überkam.
Sein Lächeln war das einer Klapperschlange. „Willkommen im Firebrand . Möchten Sie auch einen Aperitif, meine Liebe? Wir haben mit Absinth angefangen, als Hommage an Lucianas wunderschöne grüne Augen“, sagte er. Er strahlte Luciana an, deren eisiger Blick immer noch unverwandt auf Serena gerichtet war.
Von Absinth hatte Serena schon gehört und erinnerte sich vage daran, dass der Genuss dieses Getränks gefährliche Auswirkungen hatte. Blindheit, Halluzinationen, Krämpfe. Da die Dämonen diese Farce offensichtlich durchzuziehen gedachten, musste sie wohl oder übel mitspielen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und lächelte. „Nein, danke.“
„Was, Sie trinken keinen Absinth?“, wollte Corbin wissen. „Wie wäre es dann mit einem Cinzano? Zu Ehren der Heimat meiner reizenden Begleiterin?“
„Ich trinke nicht.“
„Jetzt komm schon“, beschwor Julian sie. „Zu diesem außergewöhnlichen Anlass wirst du doch sicher das Glas mit uns erheben wollen.
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