Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
Oder möchtest du unseren großzügigen Gastgeber beleidigen? Ich trinke auch einen Cinzano. Oder möchtest du lieber ein Glas Champagner, meine Liebe?“
Was wohl wie ein Scherz klingen sollte, klang eher hohl. Für einen kurzen Moment hatte er seine charmante Maske fallen lassen, wie Serena nicht entgangen war. Was funkelte da in seinen Augen auf, wenn er Luciana ansah? Zum ersten Mal galt Julians Aufmerksamkeit nicht mehr allein ihr. Statt dankbar zu sein, bekam sie es mit der Angst zu tun. Unaussprechlicher Angst.
Das andere Paar nahm auch wieder Platz. Luciana saß am Kopfende des Tischs und Corbin neben ihr. Serena war der Platz zwischen den beiden Männern zugeteilt, und bevor sie lange nachdenken konnte, dirigierte Julian sie zu ihrem Stuhl.
Sie zwang sich, ruhig zu atmen und nicht herumzuzappeln. Julian hatte seinen Arm hinter ihr auf die Lehne und um ihre Schultern gelegt. Seine Finger berührten sie sanft, aber unmissverständlich besitzergreifend. Sicher spürte er ihr Zittern.
„Wie schön, dass du hier bist, alter Freund“, schmeichelte Corbin und presste sich an sie, während er mit Julian sprach. „Der Klub ist so gut wie fertig. Die Handwerker kümmern sich um den letzten Schliff, Streichen und so weiter. Hast du ihn dir schon angesehen?“
Julian schüttelte den Kopf. Corbin sah ihn fragend an. „Was? Soll das heißen, du hattest noch keine Zeit, dir deinen Geniestreich zu begutachten?“
„Ich hatte Wichtigeres zu tun.“
„Die Arbeit muss immer Priorität haben.“ Doch dann blickte Corbin zu Serena. „Ach so. Ich verstehe.“
„Vielleicht haben sie den Nachmittag auf dem Zimmer verbracht“, schaltete Luciana sich jetzt bissig ein.
„Ich habe Serena den Strip gezeigt“, erklärte Julian, immer noch gelassen.
Luciana runzelte die Stirn und versuchte gar nicht erst, ihren Frust zu verbergen. „Du meinst wohl eher, sie hat dir einen Strip gezeigt.“
Serena errötete, ging auf das Gestichel jedoch nicht ein, sondern nahm die Speisekarte zur Hand. Sie blätterte darin und überlegte, wie man geschickt das Thema wechseln könnte. „Was können Sie denn empfehlen?“
„Frühlingslamm am Spieß, über Holzkohle gegrillt“, antwortete Luciana. „Das wäre doch eine schöne Vorspeise für dich, Julian – zum Appetitanregen. Du scheinst ja mittlerweile junges, zartes Fleisch zu bevorzugen. Und als Zwischengang vielleicht Capelli d’angelo , Engelshaar. Wäre doch passend.“ Sie warf Serena ein überlegenes Lächeln zu. Im flackernden Kerzenschein sah es aus wie ein hässliches dämonisches Grinsen. Kurz glaubte Serena, Hörner auf ihrem Kopf zu sehen.
„Lass gut sein, Luciana“, ermahnte Corbin sie. „Du machst dem armen Kind ja Angst.“
Doch Luciana ließ sich nicht aufhalten. „Schade, dass auf der Karte kein Engelskuchen steht. Da muss Julian wohl auf etwas anderes Süßes als Dessert ausweichen.“
Jetzt konnte Serena sich jedoch nicht mehr zurückhalten. Sie beugte sich nach vorn und sah Luciana direkt in ihre grünen Augen. „Mir scheint, er hat den Appetit auf Teufelskuchen endgültig verloren. Zu viel Dunkles ist auf Dauer widerlich, finden Sie nicht?“
Luciana rang nach Luft. Ihrem Blick nach zu urteilen, den sie über den Tisch hinweg abfeuerte, hätte sie sich allzu gern auf einen Zickenkrieg eingelassen. Doch Corbins Anwesenheit ließ ihr keine Gelegenheit dazu. Serena, die in ihrem Leben noch nie jemanden geschlagen hatte, verspürte das dringende Bedürfnis, im Falle von Luciana eine Ausnahme zu machen.
Neben sich hörte sie Julian kichern. Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Schulter. Die andere hatte er unter dem Tisch unter Serenas Kleidersaum geschoben und streichelte ihren nackten Schenkel. Es war nicht leicht, das angenehme Prickeln zu ignorieren, das sie bei seiner Berührung empfand.
In diesem Moment trafen die Getränke ein und sorgten kurzzeitig für Ablenkung. Julian beugte sich zu ihr und flüsterte ihr, für die anderen unhörbar, ins Ohr: „Von zwei Übeln wählt man besser das, was man schon kennt.“
Serena hätte schwören können, dass die Dämonin gerade für einen kurzen Moment ihre Hand über einem der Gläser verweilen ließ. Doch als sie zu ihr hinübersah, spielte Luciana mit dem Anhänger ihrer Halskette.
Jetzt erhob sie ihr Glas und sagte mit einem gekünstelten lieblichen Lächeln: „Cin cin!“
Serena wollte den Cinzano eigentlich gar nicht trinken, doch jetzt nahm sie einen großen Schluck. Die fruchtig süße
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