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Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Dämons (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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Flüssigkeit rann ihr durch die Kehle und passte gar nicht zu dieser Dämonenversammlung. Mit einem Mal fiel Serena auf, dass Corbin die Stirn runzelte und den Blick auf Julians Glas gerichtet hatte.
    „Ist das ein Sprung?“, fragte der ältere Dämon und beugte sich an ihr vorbei. Seine Nähe ließ sie zurückschrecken, aber sie folgte seinem Blick. Soweit sie sehen konnte, war Julians Glas vollkommen intakt. Da war nicht der leiseste Hauch eines Sprungs.
    Trotzdem ließ Corbin den Kellner kommen. Der bedauernswerte Mann nahm vor ihrem Tisch Aufstellung, sein Gesicht war so weiß wie das Tischtuch. Corbin sah ostentativ Luciana an, während er dem Kellner das Glas reichte.
    „Da ist ein Sprung im Glas.“
    Der Kellner blinzelte und musterte perplex das Glas. Sein Gesicht wurde noch weißer. „Ich kann nichts entdecken, aber wenn da ein Sprung ist, muss ich mich entschuldigen, Sir.“
    „Lassen Sie das Glas hier“, mischte sich Luciana ein. „Julian soll seinen Cinzano trinken.“
    „Nehmen Sie es mit.“ Corbin klang so neutral wie zuvor, doch er presste die Lippen fest aufeinander, ohne den Blick von Luciana abzuwenden.
    Der Kellner verbeugte sich. „Selbstverständlich, Sir. Ich entschuldige mich, Sir. Wird nicht wieder vorkommen. Ich weiß, welche Folgen Glasbruch haben kann.“
    „Gehen Sie“, sagte Corbin und sah ihn warnend an.
    „Julian, nimm mein Glas“, bot Luciana an.
    Corbin streckte die Hand aus und schlug es ihr aus der Hand. Mit nach wie vor tonloser Stimme sagte er affektiert: „Entschuldige, Liebes. Wie ungeschickt von mir.“
    Es folgte ein stummer Schlagabtausch der beiden. Auf dem Tischtuch breitete sich ein gelblicher Fleck aus, der langsam zu Serena herübersickerte. Bevor die Flüssigkeit sie erreichen konnte, warf Julian seine Serviette auf den Fleck.
    „Vergessen wir die Sache.“ Sein Tonfall war genauso gelassen wie zuvor. „Ich nehme stattdessen einen Scotch.“
    Plötzlich verwandelte sich Corbins Gehabe, und er tat so, als wäre nichts gewesen. Er nahm die Unterhaltung wieder auf.
    Serena saß unbeweglich da und versuchte, niemanden anzusehen. Was hatte der Kellner wohl damit gemeint, als er von den Folgen von Glasbruch sprach? Sie war nicht so dumm, die Frage laut zu stellen. Sie konnte sich schon vorstellen, wie Corbin sein Personal behandelte. Ihr war auch die Spannung zwischen den Dämonen nicht entgangen. Jetzt herrschte eine Art unsicherer Waffenstillstand, der jederzeit gebrochen werden konnte. Sicher sah man ihr ihre Angst an. Sie spürte Julians durchdringenden Blick auf sich. „Alles in Ordnung?“
    „Perfekt.“ Serena zwang sich zu einem Lächeln. Dabei war die Situation alles andere als perfekt. Sie hoffte, dass der Abend schnell vorbeiging, und fragte sich einmal mehr, wie sie eine Woche in dieser ganz besonderen Art der Hölle überleben sollte.
    Schar deine Freunde eng um dich und deine Feinde noch enger. Julian nahm seine Gastgeber genau unter die Lupe, während er an seinem Scotch nippte, den man ihm anstelle des Cinzanos gebracht hatte. Julian wusste genauso gut wie die anderen beiden Dämonen, dass in seinem Glas kein Sprung gewesen war.
    Luciana hatte gerade versucht, ihn zu vergiften.
    Natürlich hatte er bemerkt, wie sie mit flinken Fingern ein zweifellos tödliches Gift in sein Glas tröpfelte.
    Jetzt sah sie ihn von der anderen Seite des Tisches mit ihrem künstlichen Lächeln beinahe entschuldigend an.
    Überraschte ihn das? Nein, nicht wirklich. Mordversuche beim gemeinsamen Abendessen waren gewissermaßen de rigeur in seinen Kreisen. Er hätte es in der Welt der Dämonen nicht so weit gebracht, wenn er nicht gelernt hätte, vorsichtig zu sein.
    Luciana war ein Feind, den er in- und auswendig kannte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie war gefährlich. Mit erbitterter Unabhängigkeit hatte sie es geschafft, sich hochzuschlafen und hochzutricksen und hatte sich so einen hohen Dämonenrang erarbeitet. Jetzt wandelte sie unter den Menschen und brachte Leid und Unheil über sie. Sie sah zwar wunderschön aus mit ihrer Alabasterhaut und ihren grünen Augen. Doch in Wahrheit war sie ein bösartiger und unberechenbarer Killer.
    Julian selbst war bestens gegen ihre Wut gewappnet. Doch jetzt hatte sich die Dämonin offensichtlich auf Serena eingeschossen. Wenn es ihr gelang, auch nur eine Strähne echten Engelshaars zwischen ihre Zähne zu bekommen, würde sie Serena in Stücke reißen – ungeachtet aller Konsequenzen.
    Und was Corbin betraf

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