Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
nicht dazu kommen, dachte Julian.
Das ist alles nicht meine Liga, dachte Serena verzweifelt. Ich muss Arielle anrufen.
Sie musste die wenigen kostbaren Minuten, die sie sich erkämpft hatte, sinnvoll nutzen. Auf dem Weg zur Toilette hoffte sie, dort vielleicht jemanden mit einem Handy zu treffen. Und tatsächlich, da war ein Teenager. Das Mädchen wusch sich gerade die Hände.
Doch bevor Serena etwas sagen konnte, kam Luciana zur Tür herein.
Serena stellte sich vor den Spiegel, zog ihren Lippenstift nach und versuchte, Lucianas penetranten Blick zu ignorieren. Serena war sich mit ihren ein Meter siebenundsechzig nie klein vorgekommen, doch Luciana war in ihren hochhackigen Schuhen mindestens zehn Zentimeter größer als sie. Sie war fast so groß wie Julian. Er und Serena waren ein schönes Paar, doch Julian und Luciana mussten atemberaubend zusammen ausgesehen haben. Sie waren einander sehr ähnlich. Die Augenfarbe, die dunklen Haare, beide schlank, groß gewachsen, stark. Wie ein tolles Pferdegespann.
Oder wie zwei gut getarnte Vipern.
Luciana öffnete ihre Handtasche kramte nach einigen Utensilien, um ihr Make-up aufzufrischen. Sie sah Serena abschätzig an. „Wir Frauen quälen uns doch sehr, nur damit wir schön aussehen, was? Einige benutzen sogar Gift zu kosmetischen Zwecken. Wussten Sie, dass die Frauen einst Belladonna benutzten, eine giftige Pflanze, deren Saft eine Pupillen vergrößernde Wirkung hat? Damit wirkt man unschuldiger. Aber diesbezüglich brauchen Sie wohl keine Nachhilfe, oder? Ein hübsches Kleid haben Sie da an. So … engelhaft. Hat Julian es Ihnen gekauft? Es ist genau sein Geschmack.“
„Ja, das hat er tatsächlich.“ Serena konnte nicht lügen. Aber es ärgerte sie, dass Luciana recht hatte. Wie lange die beiden wohl zusammen gewesen waren? War es ernst zwischen ihnen gewesen?
„Er ist fantastisch im Bett, finden Sie nicht auch?“ Luciana puderte sich gerade die Nase. „Er weiß genau, wie man eine Frau berühren muss. Er lässt dich glauben, du wärst die einzige Frau auf der Welt. Aber natürlich ist er auch ein Meister der Verführung.“
Wortlos ließ Serena ihren Lippenstift zurück in die Tasche gleiten. Sie schob eine widerspenstige Haarsträhne nach hinten und bemerkte dabei im Spiegel Lucianas Lächeln.
„Ach so, das haben Sie noch gar nicht herausgefunden?“ Luciana lachte. Es war ein melodisches, trällerndes Lachen, das Serena in den Ohren wehtat. „Wie schade. Offensichtlich spielt er immer noch gern mit seiner Beute, bevor er sie erlegt. Schlechte Manieren sind das.“
„Ich bin nicht seine Beute.“ Serena konnte ihre Wut kaum bändigen.
„Sie sind ihm jedenfalls nicht gewachsen, mein Liebe. Julian verzehrt Mädchen wie Sie zum Frühstück. Ich habe ihm dabei zugesehen, wie er ein halbes Dutzend kleiner Engel auf einmal verspeiste. Aber ich will Ihnen keine Angst machen. Vielleicht beeilt er sich auch mit Ihnen und schickt Sie direkt in die ewige Verdammnis, sobald er Ihrer müde wird und Sie erst einmal gefallen sind.“
Serena drehte sich zu ihr um. „Ich weiß nicht, was zwischen Ihnen beiden passiert ist, aber wenn Sie Julian haben wollen – bitte, nehmen Sie ihn. Ich lade Sie herzlich ein. Glauben Sie mir. Ich bin keine Konkurrenz für Sie. Tun Sie uns beiden den Gefallen und nehmen Sie ihn.“
Luciana sah sie wütend an, und aus ihren grünen Augen spritzte Gift. Da kroch aus ihrer Handtasche plötzlich eine dreißig Zentimeter lange Schlange, deren Haut so stechend grün war wie die Augen ihrer Besitzerin. Luciana nahm das Tier und küsste es auf den schmalen Kopf.
„Passen Sie gut auf sich auf“, riet Luciana ihr. „Es wäre doch zu schade, wenn Sie während Ihres Aufenthalts hier einen Unfall hätten. Man weiß ja nie, welche Kreaturen in der Wüste lauern.“
Die Tür ging auf, und eine nichts ahnende Frau betrat die Damentoilette. Die Dämonin steckte die Schlange diskret und so beiläufig zurück in ihre Tasche, als handelte es sich um eine Puderdose.
Serena lag bereits eine Antwort auf der Zunge, doch sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich mit Luciana anzulegen. Sie gab es nur ungern zu, doch in Sachen Luciana war Julian ihr einziger Verbündeter. Von zwei Übeln wählt man besser das, was man schon kennt. Tja, ob das stimmte? In diesem konkreten Fall würde sie sich allerdings tatsächlich für Julian entscheiden.
Das Soufflé von gebratenem Gemüse, das Serena bestellt hatte, schmeckte vorzüglich. Sie rührte es
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