Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
Tanzfläche. Er zog sie an sich, doch Julian trat dazwischen.
„Jetzt nicht, Kleiner. Das ist mein Klub, und ich werde die Tanzfläche einweihen.“ Sein Blick fiel auf Serena. „Schließlich haben wir auf meiner Party überhaupt nicht getanzt.“
Luciana stand am Rand der Tanzfläche und machte ein finsteres Gesicht. „Das ist mir alles zu schwülstig hier, mir wird gleich schlecht. Ich brauche frische Luft“, verkündete sie laut und zog Corbin mit sich nach draußen zum Pool. Nick folgte ihnen.
Wild entschlossen machte Serena sich von Julian los, um Nick zu folgen. Wenn ihm jetzt etwas zustieß, würde sie sich das niemals verzeihen. Sie war verantwortlich für ihn. Doch Julian ließ sie nicht gehen.
„Lass ihn doch“, beschwichtigte er. „Sie werden sich nicht trauen, ihm hier etwas zu tun. Das ist mein Territorium.“
Besorgt sah sie in die Richtung, in der die drei verschwunden waren. „Ich hoffe, Sie haben recht.“ Und als Julian sie näher an sich zog, fügte sie protestierend hinzu: „Das ist mir zu eng!“
Er lockerte seinen Griff, und sie begannen langsam zu tanzen. Es war seltsam für sie. Sie wusste, dass seine Stärke sich jederzeit gegen sie wenden konnte. Und trotzdem hielten seine muskulösen Arme sie so zärtlich, so sanft. Sie sog seinen Duft ein. Er hatte ein teures Herrenparfüm aufgelegt, das sich mit seinem eigenen männlichen Duft vermischte. Es war betörend, und wenn sie sich nicht in acht nahm, würde sie sich ihm widerstandslos hingeben.
„Ausgerechnet Earth Angel . Ist das nicht ein bisschen zu klischeemäßig?“, unterbrach sie das Schweigen. Selbstverständlich erwähnte sie nicht, dass sie und Meredith in regelmäßigen Abständen genau zu diesem Lied in ihrem Wohnzimmer tanzten.
„Wo bleibt denn dein Sinn für Humor? Ich habe diese Platte 1954 gekauft. Auf der B-Seite war Hey Señorita. Im selben Jahr heiratete Marilyn Monroe Joe DiMaggio. Und Frankreich verlor den Indochinakrieg, woraufhin Vietnam in einen kommunistischen Norden und einen antikommunistischen Süden aufgeteilt wurde.“ Julian geriet ins Philosophieren.
„Sehr beeindruckend. Noch was?“
Er zögerte und starrte an die Decke. „Die Welt verlor Frida Kahlo und Henri Matisse. Und noch etwas. Die Phrase under God wurde der ‚Pledge of Allegiance‘, dem amerikanischen Treuegelöbnis, hinzugefügt.“
„Wie können Sie sich an so etwas erinnern?“
„Solche Details sind wichtig. Sie sind die einfachste Möglichkeit, die Zeit einzuordnen. Wenn man unsterblich ist, ist die Zeit dein bester Freund und dein größter Feind. Das wirst du auch noch lernen.“
„Wieso?“
„Weil du plötzlich alle Zeit der Welt hast, das zu tun, was du immer tun wolltest. Das zu lernen, was du immer wissen wolltest. Und eines Tages kommst du an einen Punkt, an dem du feststellst, dass es nichts mehr zu lernen gibt. Dass es nichts mehr zu wissen gibt. Das heißt nicht unbedingt, dass man alles bis zur Vollkommenheit beherrscht, aber man erreicht einen Punkt, an dem das alles keine Bedeutung mehr hat. Details sind das Einzige, was gestern von heute unterscheidet oder vom vergangenen Monat, vom letzten Jahr oder vom letzten Jahrzehnt.“
„Ich versuche immer noch, das zusammenzukriegen.“ Serena war anderer Meinung. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Zeit irgendwann für mich bedeutungslos wird.“
„Du bist noch neu im Geschäft. Eines Tages wirst du es verstehen.“
Nein, das würde sie nicht. Für sie würde das Leben immer eine Bedeutung haben – ihr Leben und das Leben derer, die sie liebte. Sie sah ihn an und spürte, dass es ihm nicht gut ging. Er war unglücklich und allein. Aber es lohnte sich nicht, ihm die Ursache dafür zu erklären. Denn er würde sie nicht verstehen. Oder konnte ein Dämon die Liebe verstehen?
Plötzlich hörte sie ein lautes Platschen und Lucianas keuchende Stimme, die über die Musik hinwegtönte.
„Nick hat ein Problem.“ Julian wollte Serena festhalten, doch sie machte sich los und rannte nach draußen. Das war ihre Schuld! Sie hatte nicht aufgepasst und Nick diesen Monstern überlassen. Er war bloß ein Mensch, der ihnen wehrlos ausgeliefert war. Sie hätte es besser wissen müssen.
Julian seufzte, aber er kam ihr nach.
„War das etwa Ihr Plan?“, schrie sie ihn an. „Haben Sie mich absichtlich abgelenkt, damit Ihre Freunde ihre teuflischen Klauen nach Nick ausstrecken können?“
„Natürlich nicht! Ich spiele zwar in einer Liga mit dem Satan, aber
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