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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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pulste hellrot. »Den Arzt, den Arzt!«, schrie jemand.
    Jettl schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Der Herr ist nicht da!«, rief sie, »bringt den Jungen zum Doktor Peller!«
    »Jesusmariaundjosef«, jammerte ein hübsches, dralles Mädchen im kurzen Hemd der Badersmägde, »da kommen wir grad her. Der ist beim Isartor, da war ein Unfall! Ach Gott, ach Gott, mein Schorschi stirbt!«
    Jettl konnte nicht verhindern, dass einer der Träger sich den blutüberströmten Verletzten kurzerhand über die Schulter warf und in die Behandlungsstube schleppte. »Sie haben gefochten, die Brunzdeppen«, knurrte er, »wegen diesem Weibsbild, dem vermaledeiten!«
    »Aber der Doktor ist nicht da!«, jammerte Jettl noch einmal.
    »Wo sollen wir jetzt sonst mit ihm hin?«, fragte der Träger zurück. »Ist auch schon wurscht, wo er verblutet.«
    Sara kam in die Stube gerannt. Ihr Blick fiel als Erstes auf den Armstumpf, aus dem, nun schon schwächer, das Blut spritzte. Dann sah sie, dass der junge Mann nicht mehr die geringste Farbe im Gesicht hatte und kaum noch Kraft genug besaß, um zu stöhnen. Es ging um Leben oder Tod. Mit einem Griff hatte Sara einen daumendicken Lederriemen in der Hand und band den Arm oberhalb des Ellbogens ab.
    »Hol jemand meinen Onkel vom Isartor her, schnell«, befahl sie knapp, während sich mehrere Leute in der Behandlungsstube drängten und erzählten, was geschehen war.
    »Dumm wie die Nacht finster!«, zeterte eine ältere Frau, anscheinend die Mutter der hübschen Badersmagd. »Legt sich mit dem Sohn vom Waffenschmied an, der Schorsch! Und du«, fuhr sie ihre Tochter an, »du liederliches Mensch, merk dir, dass mit Männern nicht Spaßen ist!«
    »Ich kann nix dafür«, greinte die Magd, »der Schorschi hat auf einmal das Messer in der Hand gehabt … «
    »Und dann rennt der andere in die Schmiede von seinem Alten und schnappt sich ein Schwert!«, berichtete der Träger. »Kurz drauf ist er wieder da, der Schorsch droht ihm wieder mit dem Messer, sie geraten in Händel, und der andere hackt ihm einfach mit einem einzigen Hieb die Hand ab, Messer dran und alles … «
    »Ist mir alles gleich«, erwiderte Sara knapp. »Steckt ein Kissen unter seine Beine, damit sie hoch liegen.« Sie hatte zugesehen, dass ihr Onkel das bei den meisten Verletzten so machte.
    Der Junge war kaum noch bei Bewusstsein. Sara bekam es mit der Angst. Sie wusste aus den Büchern, was ein Arzt tat, um derartig furchtbare Blutungen zu stillen: Brennen. Aber bisher hatte sie weder bei einer solchen Behandlung zugesehen noch mit Jehuda darüber gesprochen.
    »Was machen wir bloß?«, flüsterte ihr Jettl ins Ohr.
    Sara zögerte. »Was würde Onkel Jehuda tun?«
    »Ich weiß nicht«, jammerte Jettl, »er kann Adern irgendwie zunähen, aber frag mich nicht, wie das geht. Da ist doch lauter Blut!«
    Sara schüttelte den Kopf. Ihr war klar, sobald sie die Aderpresse lockerte, würde das Blut wieder herausschießen. Und sie fürchtete, dass jeder Fingerhut des kostbaren Lebenssaftes, den der Verletzte jetzt noch verlor, ihn umbringen könnte. Jetzt sickerte, obwohl der Arm abgebunden war, trotzdem noch Blut aus dem Stumpf.
    Zu allem Überfluss fing auch noch die Badersmagd an, immer lauter zu heulen und zu zetern. »Schorschi«, flehte sie, »stirb mir nicht! Ich will dich auch nehmen, auf Ehr und Gewissen! Der andere ist mir doch ganz gleich, der Lump, der gemeine!« Sie begann, das Vaterunser auf Lateinisch zu beten, und alle fielen ein. Sara sah zu Jettl hinüber, die am Fenster Ausschau hielt. Die alte Magd schüttelte den Kopf.
    Und dann fasste Sara einen Entschluss. »Schür das Kochfeuer hoch, Jettl«, befahl sie.

    Unter den Instrumenten, die Jehuda in einer großen Lade neben dem Kräuterschrank aufbewahrte, waren auch drei Brenneisen, wie Sara wußte. Lange Stangen mit runden und ovalen glatten Flächen ganz vorne, eine so groß wie ein Guldenstück, eine wie der Handteller eines Kindes und eine wie ein schmales Rosenblatt. Sie wählte die mittlere und gab sie Jettl zum Erhitzen. Dann trat sie zu dem Verletzten, der inzwischen nur noch ganz flach und stoßweise atmete. »Schorsch«, sprach sie ihn an, »halt durch, du blutest gleich nicht mehr. Aber vorher tut es sehr weh.«
    Der Angesprochene öffnete die Augen halb und nickte schwach. »Ich … «, flüsterte er, »ich will nicht sterben, bitte, lieber Gott … « Die Badersmagd schluchzte auf und warf die Arme um ihn.
    »Halt den Stumpf«, sagte Sara, als sie

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