Die Silberne Festung
Verteidigungsminister fort. »Und wenn wir dort siegreich bleiben, Genosse Generalsekretär, erobern wir weit mehr als nur die Golfregion…«
Tjuratam, UdSSR
Er versuchte, ein geduldiger, zärtlicher Liebhaber zu sein, aber er war zu nervös, in Gedanken zu sehr bei den Ereignissen, die der nächste Tag bringen würde. Alexander Goworow ignorierte das sanfte Vorspiel seiner jungen Frau und nahm sie rasch, fast brutal. Sie bemühte sich, mit seiner Intensität und seinem Tempo Schritt zu halten, aber es gelang ihr nicht rasch genug, einen Orgasmus vorzutäuschen. Er zog sich aus ihr zurück, umschlang sie mit seinen muskulösen Armen und küßte ihren Nacken, als wolle er sich wortlos für seine Ungeschicklichkeit entschuldigen. In weniger als einer Minute war er eingeschlafen. Sie akzeptierte das. Es würde auch wieder andere Nächte geben. Sie erinnerte sich an die schönen, auf die es sich zu warten lohnte…
Das schrille Klingeln seines Telefons ließ ihn hochfahren. Er stand auf und fühlte sich hellwach, obwohl er nur wenig geschlafen hatte. Er nahm den Hörer ab und sprach mit Gulajew.
»Ja?… Gut, ich verstehe… Sehen Sie zu, daß der Bericht bis dahin fertig ist. Ich komme sofort!«
Goworows Frau stellte sich schlafend, obwohl sie hellwach war, während er duschte, sich rasierte und in seine dunkelgraue Fliegerkombi schlüpfte. Sie wollte nicht sehen, wie er zum Dienst davonhastete. Falls er nicht zurückkam, wollte sie ihn in Erinnerung behalten, wie er in der Nacht gewesen war: stark, aber verwundbar, ungeduldig, aber sensibel, ein liebevoller, zärtlicher Ehemann, ein unvollkommener Mann. Weit mehr als nur der Soldat, der er mit Leib und Seele zu sein glaubte – obwohl sie sich hütete, ihn solche Gedanken wissen zu lassen. Sie hätten ihn in Verlegenheit gebracht…
General Goworow durchquerte das militärische Kontrollzentrum in Tjuratam in einem Tempo, bei dem die meisten Männer außer Atem geraten wären. Gulajew mußte fast im Laufschritt neben ihm hertraben, um auf dem Weg zum Dienstzimmer des Generals mit ihm Schritt halten zu können. Als sein Untergebener die Tür hinter ihnen schloß, streckte Goworow bereits eine Hand nach dem Bericht über das Unternehmen Alpha aus.
»Unser Laser in Sari Schagan scheint noch wirkungsvoller als erwartet gewesen zu sein, Genosse General«, sagte Gulajew, während er ihm einen Stapel Computerausdrucke übergab. »Die Umlaufbahn der Station ist weit erratischer als zuvor, was auf einen Antriebs- oder Steuerdefekt schließen läßt. Und vor ein paar Stunden haben wir in der näheren Umgebung der Station mehrere Objekte entdeckt. Ziemlich klein, antriebslos, zum Teil radioaktiv.«
Goworow sah von den Computerausdrucken auf. »Wrackteile?«
»Vermutlich, Genosse General.«
Goworow vertiefte sich wieder in den Computerausdruck und nickte zufrieden, während er seinen Blick über die Zahlenreihen gleiten ließ. Offenbar war es ihnen gelungen, die hochgelobte Armstrong-Raumstation ernstlich zu beschädigen. Sie war noch nicht außer Kontrolle geraten – eine Rettungsaktion wäre ihm sofort gemeldet worden –, aber sie war beschädigt… verwundbar.
Der Schlußteil von Gulajews Bericht ließ ihn jedoch ärgerlich die Stirn runzeln.
»Unsere Angriffe sind eingestellt worden?«
»Nur vorläufig, Genosse General. Aus Sicherheitsgründen hat Oberst Sokilew in Sari Schagan den Lasereinsatz auf fünf Impulse alle acht Stunden beschränkt.«
»Aber ich habe Dauerfeuer befohlen! Warum ist mein Befehl nicht ausgeführt worden?«
»Die Laserimpulse scheinen sich am Boden stärker als erwartet auszuwirken. Es hat Schwierigkeiten mit Computerausfällen gegeben. Inzwischen sind sie offenbar beseitigt, aber Sokilew hält Dauerfeuer trotzdem für zu riskant.«
»Trotzdem hätte er mich fragen müssen! Richten Sie Sokilew aus, daß er abgelöst wird, wenn er noch mal eigenmächtig handelt. Und informieren Sie ihn darüber, daß ich damit rechne, daß das Unternehmen Beta in einer Stunde anlaufen kann. Die Raumstation ist dabei, unter dem Horizont zu verschwinden. Gelingt es uns, mit dem NORAD-Aufklärungssatelliten das zweite Auge der Amerikaner über diesem Gebiet zu zerstören, können wir bis fast an die Raumstation herankommen, ohne entdeckt zu werden.«
»Aber was ist mit den Thor-Raketen der Raumstation, Genosse General?
Selbst wenn den Amerikanern nur wenige Minuten Zeit bleibt, können sie unsere Raumflugzeuge damit abfangen?«
»Ja, diese Raketen wären
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