Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Ellis bestimmt.
Julia nickte und warf den Mini beiseite. Sie wählte ein tief ausgeschnittenes Schlauchkleid in Orange aus, das wie ein Gummiband mit Trägern aussah. »Zu kurz?«
»Ellis ist zwölf Zentimeter kleiner als du«, erinnerte Dorie sie. »Das ist wohl eher zu eng. Wenn sie das Kleid anhat, wird er sie anspringen, sobald sie im Auto sitzt.«
Julia nahm ein Kleidungsstück nach dem anderen in die Hand und verwarf es wieder. Schließlich hielt sie einen Rock aus schwarzem Chiffon mit Blumenmuster hoch. Der schräge Saum war rüschig gehalten. »Zu mädchenhaft?«, fragte sie und hielt den Rock auf Armeslänge von sich.
Ellis hielt den Atem an. Eigentlich gefiel ihr der Rock. Unheimlich. Aber wenn sie sich jetzt zu sehr dafür begeisterte, wären Dorie und Julia automatisch dagegen.
»Nicht schlecht«, sagte Dorie. Sie nahm den Rock und hielt ihn Ellis an. »Bei ihr hat er normale Länge. Versteh mich nicht falsch, Julia, aber du musst wirklich obernuttig aussehen, wenn du ihn anhast.«
»Meine Beine sind das Beste an mir«, sagte Julia. »Und Booker hat es gerne, wenn ich kurze Röcke trage.«
»Hm«, machte Dorie und schielte in den Bund des Rocks. »Da ist gar kein Etikett drin. Ist das auch so ein Vorführteil von einer Modezeitschrift oder so?«
»Nein«, sagte Julia. »Der ist von mir.«
»Soll das heißen, den hast du von deinem eigenen Geld gekauft?«, fragte Ellis.
»Nein, den habe ich selbst entworfen und mit meinen eigenen Händen genäht«, erklärte Julia.
»Nie im Leben!«, rief Dorie. »Im Ernst? Ich wusste gar nicht, dass du nähen kannst.«
»Ich versuch’s immer mal wieder«, sagte Julia leichthin. »Wisst ihr nicht mehr, in der achten Klasse, als ihr Französisch hattet? Ich habe damals stattdessen Handarbeit gewählt. Schwester Marguerite zwang mich mindestens zweihundert Mal, den Reißverschluss neu einzunähen …«
»Wir hatten zwar Französisch, aber ich kann gerade mal eine Bouillabaisse bestellen«, sagte Ellis. »Und du schneiderst inzwischen deine eigene Kleidung?«
»Nur ab und zu. Wenn ich Langeweile oder eine gute Idee habe. Ehrlich gesagt, macht mir das Entwerfen mehr Spaß als das Nähen, weil ich das auch im Flugzeug oder im Hotelzimmer machen kann.«
»Wow«, Ellis drehte sich zu Dorie um. »Wusstest du, dass sie nähen kann?«
»Sie ist echt gut, was Geheimnisse angeht«, gab Dorie zurück. »Hat bestimmt was mit dem Hellsehen zu tun.«
»Und was für ein Oberteil dazu?«, fragte Dorie, nun wieder beim Rock.
»Ich habe eine süße weiße Bluse«, hob Ellis an, wusste aber sofort, dass es ein Fehler war.
Dorie verzog die Nase. »Nichts Weißes! Was ziehst du dazu an, Julia?«
Julias Augen leuchteten auf. »Wartet! Das hier ist genial!« Sie ging zu ihrer Kommode und zog etwas heraus, das wie ein Hauch schwarzer Spitze aussah. »Ta-da!«
»Aha«, machte Ellis und beäugte das Kleidungsstück argwöhnisch. »Und was trage ich über diesem BH?«
»Das ist kein BH«, erklärte Julia. »Das ist ein Korsett. Total angesagt dieses Jahr. Nachgemacht von Gaultier. Hab ich im Winter bei einem Shooting auf den Bahamas angehabt.« Sie hielt das Top über den Rock.
»Oho!«, rief Dorie begeistert.
»Nee!«, sagte Ellis und verschränkte trotzig die Arme. »Ich trage beim ersten Date nicht nur einen BH. Nie-mals. Auf gar keinen Fall.«
»Du hörst nicht richtig zu, Ellis«, Julia versuchte, ruhig zu bleiben. »Das ist kein BH.«
Sie ging wieder zur Kommode und holte einen Push-up-BH aus rosa Spitze heraus. »Das ist der BH.« Sie hielt ihn vor ihr schwarzes Top und dann das Korsett davor. »Siehst du? Zwei verschiedene Träger. Sehr verführerisch.«
»Oh, ja!« Dorie war begeistert. »Heiß! Das musst du anziehen, Ellis.«
»Ich weiß nicht«, Ellis klang nicht überzeugt. »Ich bin jetzt schon total nervös. Ihr versteht das nicht. Ich hab mich seit Ewigkeiten mit keinem Mann mehr getroffen. Ich muss irgendwas tragen, in dem ich mich wohlfühle. Wenn die Sache mit Ty funktioniert, dann kann ich das ja vielleicht beim nächsten Mal anziehen.«
»Nix da.« Julia war nicht bereit nachzugeben. »Wir haben gesehen, in was du dich wohlfühlst. Omahosen und weite Shirts. Los, komm, Ellis, zieh’s wenigstens mal an, ja?«
»Genau, Ellis«, sagte Dorie. »Wenn du es richtig furchtbar findest, musst du es ja nicht anbehalten. Probier’s nur mal für mich an, bitte, bitte!«
»Na gut«, gab Ellis nach. Sie warf ihren Bademantel aufs Bett, griff nach dem BH und
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