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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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modeln.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach Ellis. »Du kennst dich mit vielen Sachen aus.« Sie nahm den schwarzen Chiffonrock und streifte ihn über, dann wandte sie Julia den Rücken zu, damit sie den Reißverschluss zuziehen konnte. »Das hier zum Beispiel«, sagte sie, drehte sich und wackelte mit den Hüften, so dass der Stoff sich leicht bauschte. »Dieser Rock ist umwerfend. Ich würde so was sofort kaufen, du auch, Dorie?«
    »Wenn’s den auch für Schwangere gäbe«, bemerkte die Freundin. »Wie wär’s denn damit, Julia? Hast du schon mal überlegt, Klamotten zu entwerfen, statt dich darin fotografieren zu lassen?«
    Julia zuckte mit den Schultern und winkte ab. »Das mach ich nur so zum Zeitvertreib. Ihr wisst ja nicht, wie es in der Branche abläuft. Man kauft sich nicht einfach eine Handvoll Nähmaschinen und nennt sich Designer.«
    »Aber du weißt doch, wie es läuft«, sagte Ellis. »Du warst schon in der Branche tätig, als du noch keine zwanzig warst. Komm, Julia! Sag die Wahrheit! Wenn du dir aussuchen könntest, womit du dein Geld verdienst, was wäre das?«
    »Du meinst, wenn ich mal groß bin?« Julia schnaubte verächtlich.
    »Ja«, sagte Dorie leise. »Nächste Woche. Nächstes Jahr. Was würdest du dann tun?«
    »Wartet mal kurz«, unterbrach Ellis und spähte in den Spiegel in der Tür von Julias Wandschrank. Sie streckte die Arme aus. »Das kann ich nicht anziehen. Tut mir leid. Aber darin fühle ich mich total nackt.«
    »Hier«, sagte Julia und warf ihr einen hauchdünnen schwarzen Blazer zu. »Zieh den drüber. Und jetzt stell dich nicht so an.«
    Ellis schob die Arme in die Jacke. Es war ein fast durchsichtiger Stoff, mit engen Ärmeln, die an den Handgelenken leicht ausgestellt waren. Zumindest bedeckte der Blazer ihre Schultern. Sie drehte eine kleine Pirouette. »Was meint ihr?«
    »Super!«, sagte Dorie und klatschte. »Perfekt. Du siehst umwerfend aus.« Sie wandte sich an Julia. »Und du, mein Schatz, bist ein Genie. Und wie schaffen wir es nun, dieses große Talent an die Arbeit zu bekommen?«
    Julia holte tief Luft. »Hm … ehrlich gesagt, möchte ich nicht mehr vor der Kamera arbeiten, sondern dahinter.«
    »Du willst fotografieren?«, fragte Ellis. »Ich habe dich noch nie mit einem Fotoapparat gesehen.«
    »Nicht als Fotografin – als Stylistin«, erklärte Julia. »Also Fotostylistin.«
    »Wirklich?«, fragte Dorie und begann, Ellis zu schminken. »Was genau würdest du dann tun?«
    »Der Stylist ist derjenige, der für den Look des Bildes verantwortlich ist«, erklärte Julia. »Als Stylist kauft man die ganzen Requisiten und Accessoires zusammen, stylt das Setting und richtet es her, egal ob bei einem Modeshooting oder wenn Lebensmittel oder Möbel fotografiert werden. Mit so was hab ich mich schon immer gern beschäftigt.«
    Ellis hob das Kinn, damit Dorie ihr Wimperntusche auftragen konnte. »Dann mach es doch!«
    »Würde ich ja gerne«, sagte Julia. »Aber es ist fast unmöglich, da Fuß zu fassen. Es ist ein hart umkämpfter Markt. Und da eine Zeitschrift nach der anderen Pleite macht, sieht es leider nicht besonders rosig aus mit Aufträgen.«
    »Könnte Booker dir nicht helfen, einen Auftrag als Fotostylistin zu bekommen?«, fragte Dorie. Sie stäubte losen Puder auf Ellis’ Wangen.
    »Vielleicht.«
    Julia beugte sich vor, um Dories Werk zu begutachten. Sie griff zu einem flachen Döschen Rouge und einer langstieligen Quaste und reichte ihr beides. »Perfekt. Jetzt tupf ihr ein bisschen Rouge auf die Wangen.«
    Dorie machte sich an die Arbeit. »Hast du Booker schon gesagt, dass du Fotostylistin werden willst?«
    Julia schüttelte den Kopf, nahm einen Kamm und begann, Ellis’ Haare zu bearbeiten. »Hab bisher nur drüber nachgedacht. Wahrscheinlich bräuchte ich erst mal eine Stelle als Assistentin.«
    »Was macht denn so eine Assistentin?«, fragte Ellis.
    »Aushilfsarbeiten«, erklärte Julia. »Cappuccino holen, Requisiten und Ausrüstung ein- und auspacken, Requisiten auflisten und in die Läden zurückbringen, wo man sie gekauft oder geliehen hat. Nichts besonders Aufregendes. Und die Bezahlung ist schlecht.«
    »Du hast eben gerade gesagt, du würdest dir nicht mehr viel aus Geld machen«, erinnerte Dorie sie.
    »Und mir hast du erzählt, Booker möchte, dass du zurück nach Amerika ziehst und ihn heiratest«, fügte Ellis hinzu. »Also sag mir bitte eins, Julia Capelli: Was ist dein Problem?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Julia frustriert zu.

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