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Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Titel: Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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dort, auf den Wald gesehen, der Tag für Tag mehr von seinem satten Grün gegen Gelb, Rot und Braun eintauschte, schließlich die Blätter abwarf, bis nur noch die Tannen, Fichten und Kiefern dunkel herausstachen.
    Was seine Eltern gerade machten? Und seine Brüder? Übermorgen würde Josua zum ersten Mal seinen Geburtstag alleine feiern. Die letzten acht Jahre hatten sie sich diesen Tag geteilt. Doch in diesem Jahr war Philip nicht da.
    Er dachte an Amilana. Als sie herausgefunden hatte, dass er am gleichen Tag wie sie geboren war, bereitete sie kurzerhand alles für dieses Fest vor. Sie behauptete, dass das gefeiert werden müsse, selbst wenn die Welt rundherum brannte. Philip spürte, wie sich seine Mundwinkel bei dem Gedanken an Amilanas Herzlichkeit nach oben zogen. Manchmal hatte sie Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Obwohl sie viel jünger war als Josephine, gerade mal acht Jahre älter als Philip, musterte sie ihn hin und wieder mit einem Blick, halb Wohlwollen, halb Sorge und einem vertrauensvollen, zuversichtlichen Lächeln, das er nur von seiner Mutter kannte. Er wusste, dass er sich mit all seinen Fragen und Nöten jederzeit an sie wenden konnte, und dass sie immer ein offenes Ohr und einen guten Rat für ihn haben würde. Einmal – sie lagen nach einem anstrengenden Kampf, den Amilana wie immer gewonnen hatte, im Gras – hatte sie zu ihm gesagt: „Wenn sich unsere Wege trennen Philip, wird diese Zeit etwas sein, das uns auf ewig verbindet.“
    „Es sieht nicht so aus, als könnte ich das Wildmoortal je wieder verlassen“, hatte Philip erwidert und Amilana hatte gelacht. „Glaubst du, ich sehe nicht, wie du ungeduldig nach Süden siehst und sehnsuchtsvoll nach Osten. Dort draußen liegt dein Schicksal. Es ist nicht eine Frage ob, sondern höchstens die Frage, wann du weiterziehen wirst.“
    „Kannst du hellsehen?“
    „Für den Alltagsgebrauch reicht es“, hatte sie lachend geantwortet und ihn erneut herausgefordert.
    Nach diesem Gespräch war Philip nie mehr rastlos zwischen Bibliothek, Übungsplatz, Stall und Küche hin und her gelaufen. Er wusste, dass Amilana Recht hatte. Der Tag seines Aufbruchs aus dem Wildmoortal würde kommen und er sah ihm beinahe wehmütig entgegen.

    Der Fluss machte eine Biegung nach Osten. Das lichter werdende Gestrüpp an seinem Ufer verschwand schließlich ganz und gab den Blick auf die weitläufige Insel zwischen den sich teilenden Flussarmen frei. Die Straße, die auf die breite steinerne Brücke zuführte, war von Silberpappeln gesäumt. Beim Anblick dieser Bäume musste Philip unwillkürlich an Leron´das denken, der sich an einem Ort wie diesem sicher wohlgefühlt hätte.
    Mitten auf der Insel stand ein imposantes Gebäude. Vom Grundriss schien es quadratisch zu sein. Die Ecken markierte jeweils ein runder Turm mit kegelförmigem Dach, dessen schmale Fenster in drei Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Auf jeder der vier Turmspitzen wehte eine Fahne mit dem Wappen derer von Weiden.
    Das Haupttor, ein großes ovales Loch in der Mitte der Mauer, argwöhnisch bewacht von den stämmigen Türmen, stand offen. Ein Wassergraben, grün und zähflüssig, umgab die Burg. Die schmale Brücke war neu, aber die rostigen Spitzen des Fallgatters ähnelten Zähnen im Maul eines Urzeitmonsters. Philip passierte den breiten Durchgang unter der Mauer und ein schweres, mit Eisen beschlagenes, zweiflügliges Tor, ehe er in den Innenhof der Burg gelangte.
    Von außen wirkte die Weidenburg schroff und abweisend, mit ihren grauen Steinen und den winzigen, einzig ihrer Verteidigung dienenden Schießscharten, doch der Innenhof empfing ihn freundlich. Die Wände waren hell verputzt und die Mauern weitestgehend mit großen Fenstern versehen. Nur auf der Westseite meißelten noch einige Männer Steine aus der Wand, um auch die übrigen winzigen Öffnungen in der Mauer zu vergrößern.
    Philip stand neben seinem Pferd und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Da trat ein alter Mann aus dem Schatten der Mauer auf ihn zu.
    „Darf ich Euer Pferd versorgen, Herr?“, fragte er mit krächzender Stimme. „Die Damen erwarten Euch.“ Er wies mit der Hand auf die weit geschwungene Treppe auf der anderen Seite des Hofes.
    „Danke“, sagte Philip und ging mit straffen Schultern und großen Schritten auf die Treppe zu. Als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, entschied er sich dafür, auf der rechten Seite hochzugehen. Bunte Blumen standen in unterschiedlichen Kübeln auf jeder

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